Örebro, Samstag, 24. Oktober 2020. Gewiss - die Frage ist ebenso rhetorisch wie provokant, denn schließlich hatte der Italiener, seit Anfang Juli 2019 im Quartier des bei Halmstad arbeitenden Jerry Riordan ansässig, in dieser Ära bei 18 Versuchen vier Siege und 2,6 Millionen Kronen eingesackt. Er gewann in Hamburg (Großer Preis von Deutschland), in Oslo-Bjerke und im finnischen Helsinki-Vermo, doch seine „schwedische Weste“ zierte noch kein Lorbeerblatt.
Diesen Makel legte der Fünfjährige im Express Gaxes Lopp endlich ab und ist nun auch in seiner Wahlheimat keine sieglose Hausnummer mehr. Dabei sah es auf dem Papier gar nicht so günstig aus für den Varenne-Sohn: Die seit 1996 an Örebros Derby-Sieger 1977 erinnernde Gulddivisionen war zwar nach Klasse nicht allzu üppig besetzt, doch hatte die Losfee die chancenreicheren Aspiranten in Startreihe zwei verbannt - darunter Zarenne Fas, Milligan’s School und Milliondollarrhyme.
Auch aufgrund seiner idealen Abflugrampe „3“ wurde Heart of Steel zum Favoriten erkoren. Peter Untersteiners Startrakete vermochte diese Ausgangslage jedoch nicht zu nutzen. Der Österreicher schien die Handbremse nicht gelöst zu haben, denn schon Dear Friend begann rasanter als der sonst so fliegende Holländer. Ganz zu schweigen von Disco Volante (7), der losbürstete wie eine Rakete und vor Einbiegen in die erste Kurve, wo Lucifer Lane im Galopp aus dem Match flog, vor Dear Friend, Flash Håleryd, Catherine’s Chevy und Global Welcome das Zepter an sich riss.
Rajesh Face folgte nach wackligem Beginn ungezählte Längen zurück, doch machte Adrian Kolgjini auf der ersten Überseite dem Raja-Mirchi-Sohn gewaltig Beine und erlöste Heart of Steel wie von Untersteiner senior erhofft in der zweiten Kurve vom Todessitz. Die nächsten waren Romanesque, Zarenne Fas, Milligan’s School und Milliondollarrhyme. Die Lage besserte sich gewaltig für den Italiener, als Heart of Steel 600 Meter vorm Ziel in Spur drei wechselte und sich der ganze Schwanz ranhängte.
Im Scheitel der Schlusskurve lancierte Magnus Djuse seinen Schützling in Spur vier, befreite ihn an der letzten Ecke von der Ohrenwatte - und ab ging die wilde Jagd. Während Disco Volante, der über Winter die Gulddivisionen in Serie abgeräumt hatte, sofort und unmissverständlich die Waffen streckte, flog Zarenne Fas an allen vorbei und schaffte drei Längen voraus den ersten Schweden-Sieg, der sein Konto auf 5.757.917 SEK stemmte.
Um die restlichen sechs Prämien balgte sich ein dicker Haufen, aus dem sich Riesenaußenseiter Flash Håleryd um eine Länge als Bester herausschälte. Total eingebaut musste Dear Friend mit dem letzten Scheck vorliebnehmen - bei freier Fahrt wäre für die Orlando-Vici-Tochter weitaus mehr drin gewesen.
Express Gaxes Lopp - Gulddivisionen - (int.)
2100m Autostart, 306.500 SEK
1. Zarenne Fas 12,1 Magnus Djuse 51
5j.br. Hengst von Varenne a.d. Miss Muscle Fas von Muscles Yankee
Be: Francesco Gragnaniello, IT.; Zü: Sa. Fra Fas Srl, IT; Tr: Jerry Riordan
2. Flash Håleryd 12,4 Rikard Skoglund 462
3. Milligan’s School 12,5 Ulf Eriksson 81
4. Romanesque 12,5 Carl Johan Jepson 119
5. Heart of Steel 12,5 Peter Untersteiner 30
6. Milliondollarrhyme 12,6 Fredrik Larsson 83
7. Dear Friend 12,7 Johan Untersteiner 118
8. Disco Volante 12,7 Ulf Ohlsson 102
9. Global Welcome 12,7 Erik Adielsson 281
10. Rajesh Face 13,0g Adrian Kolgjini 279
11. Catherine’s Chevy 13,2 Jorma Kontio 709
12. Lucifer Lane 15,0g Johan Nilsson 251
Sieg: 51; Richter: leicht 3 - 1 - Hals - Kopf - Hals - ½ - 1 - Kopf; 12 liefen
Zw-Zeiten: 09,0/500m - 12,7/1000m - 12,3/1500m - 11,5/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 37.500 - 19.000 - 12.000 - 8.000 - 5.000 SEK
Bis unmittelbar vorm Zielstrich durfte Klaus Kern in der Bronsdivisionen hoffen, mit Hans Ulrich Bornmanns Payet vorneweg den vollen Pott von 110.000 SEK abzuräumen. Eisern widerstand der Main-Wise-As-Sohn allen Attacken - und wurde doch noch kalt erwischt. Sein ständiger Begleiter Van Gogh ZS raufte sich um Zentimeter vorbei, doch war das nicht alles.
Beide scheiterten an Maßschneider Örjan Kihlström, der Cab Lane ganz spät in vierter Einlaufspur in die Schlacht warf und im Finish des Tages den Kopf dort in Front hatte, wo abgerechnet wird. Rang drei und 27.500 Kronen waren ein eher bescheidenes Trostpflaster für Payet. Es war der Auftakt zu einer Gala, wie sie selbst der „Iceman“ nicht alle V75-Tage erlebt. Beim lupenreinen Hattrick für Timo Nurmos verwandelte er mit Prime Lini, Seismic Wave und Västerbo Pokerface - bei lediglich fünf Verpflichtungen in der Großwette fürwahr eine königliche Ausbeute.
Die hatten die Wetter beileibe nicht. 56.428 Systeme ärgerten sich über die Mini-Quote von 456 Kronen für sieben Richtige, worüber sich andererseits die ATG-Chefs die Hände rieben. Ein doppelter Jackpot aus dem 2. und 3. Rang unterlegt die V75 am 31. Oktober in Jägersro rund ums Müller-Memorial mit 38,5 Millionen Kronen - ein Muss für alle Jackpot-Jäger.
V75-1 (Brons): Cab Lane / Örjan Kihlström 38
V75-2 (Nachw.): Kantens Rose / Kevin Oscarsson 19
V75-3 (Diam-Sto): Activated / Carl Johan Jepson 72
V75-4 (Klass II): Prime Lini / Örjan Kihlström 26
V75-5 (Silver): Seismic Wave / Örjan Kihlström 16
V75-6 (Klass I): Västerbo Pokerface / Örjan Kihlström 14
V75-7 (Guld): Zarenne Fas / Magnus Djuse 51
Umsatz V75: 99.019.982 SEK
1. Rang: 56.428 Systeme à 456 SEK
2. Rang: Jackpot
3. Rang: Jackpot
Umsatz Top-7 (Silver): 1.769.735 SEK
Vor der V75-Serie wurde der Svampen Örebro entschieden, Schwedens nach dem Uppfödningslöpning höchstbezahlter Zweijährigen-Vergleich, der erstmals 2011 ausgetragen wurde und auf dessen Ehrentafel sich 2013 der spätere deutsche Derby-Dritte Elton Attack verewigt hat.
Das Zehnerfeld lichtete sich im Eilverfahren: Favorit Aquarius Face machte eine Bauchlandung im Galopp, als der Startwagen noch nicht mal voll beschleunigt hatte; wenig später taten es ihm Global Catwalk und Immanuel K. gleich. Besser gewachst hatte Conrad Lugauer, der den bei zwei Auftritten unbezwungenen Manual Flight von der „8“ im Höllentempo vor Irma Sisu, Imperatore Doc und Heart Jubb an die Spitze expedierte und sich dort vom energisch angreifenden Cool Kronos nicht vertreiben ließ.
Auch die zweite Attacke des Båth-Schützling parierte der Scarlet-Knight-Sohn, so dass sich Erik Adielsson auf einen kurzfristigen Waffenstillstand ein- und Cool Kronos nach einer Runde kurz im Windschatten des Leaders Luft holen ließ. Als wenig später Mi Ma Ohrtus seinen Hut in den Ring zu werfen begann und zügig aufrückte, war Cool Kronos wieder draußen.
Wie ein Dreigespann donnerte das Trio durch die letzte Kurve, in der sich die Waage trotz des längeren Weges immer deutlicher Richtung Mi Ma Ohrtus neigte. Zwei minimale Handzupfer Rikard Skoglunds genügten: Der bullige Braune erkannte den Ernst der Lage und zog in bestechender Manier bombensicher wie ein Alter auf und davon. 2½ Längen trennten ihn von Cool Kronos, der im dritten oder vierten Zupacken Manual Flight in den Griff bekam.
Für Mi Ma Ohrtus war’s beim fünften Auftritt der dritte Besuch im Winner Circle, mit dem sein Guthaben auf 823.000 Kronen schwoll; überzeugt hatte er bereits beim Erfolg in einer Breeders‘-Crown-Runde, die er ebenfalls aus der zweiten Startreihe auf seine Kappe gebracht hatte.
Svampen Örebro (Gruppe II int., Zweijährige)
1609m Autostart, 1.116.000 SEK
1. Mi Ma Ohrtus 14,2 Rikard Skoglund 76
2j.br. Hengst von Jocose a.d. Quantum Octavia von Malabar Circle Ås
Be: Anna Maria Hanses & H & B Karlsson; Zü: Anna Maria Hanses; Tr: Joakim Elfving
2. Cool Kronos 14,6 Erik Adielsson 37
3. Manual Flight 14,6 Conrad Lugauer 73
4. Custom Cash 14,9 Carl Johan Jepson 168
5. Irma Sisu 15,0 Magnus Djuse 376
6. Imperatore Doc 15,6 Åke Lindblom 1499
7. Heart Jubb 16,8 Torbjörn Jansson 1753
8. Aquarius Face 23,8g Adrian Kolgjini 27
9. Global Catwalk 26,2g Daniel Wäjersten 62
Immanuel K. dis.r. André Eklundh 533
Sieg: 33; Richter: leicht 2½ - ½ - 2 - ½ - 4 Längen; 10 liefen (NS Al Pacino / schlechte Blutwerte)
Zw-Zeiten: 15,9/500m - 15,2/1000m - 12,9/letzte 500m
Wert: 558.000 - 279.000 - 139.500 - 66.960 - 44.640 - 27.900 SEK