++ Heute: Vorläufe zum TCT Derby der Zweijährigen in Wolvega mit Patrick Maleitzkes Arcania und Sherburne (Dennis Spangenberg) sowie Gestüt Buchenhofs Aurelio (Dion Tesselaar) - Beginn 16:35 Uhr ++ ++ Halmstad: Karin Walter-Mommerts Place Royal (Joakim Lövgren) Siebter in 1:16,2/2140 Meter, Global Euphoria (Markus Waldmüller) mit Zulage Fünfte in 1:17,8/2160 Meter, Cedric di Poggio (Johan Untersteiner) mit Fehler Achter in 1:17,2/2140 Meter - Con Crowe (Stefan Persson) für KWM und Kerstin Walter nach Fehler unplatziert ++ ++ Reims: Dr. Claudia Platvoets Karamba Karacho mit Mario von Dooyeweerd nach einem frühen Fehler rasch chancenlos ++ ++ Sonntag: Dreijährigen-Cup III (10.000 Euro) und neun Rahmenprüfungen auf der Derbybahn (Beginn 13:00 Uhr) - Renntag unter dem Patronat der Karnevalsgesellschaften in Mönchengladbach - Zehn Rennen ab 12:20 Uhr ++ ++ Sonntag: Zum Auftakt der B-Rennen in Vincennes der Prix de Bretagne (120.000 Euro) mit Vorjahressieger Hussard du Landret (Yoann Lebourgeois), San Moteur (Björn Goop) und Don Fanucci Zet (Francois Lagadeuc), aber ohne Idao de Tillard und Go On Boy - Auch Roger Wittmanns Idéal Lingeries in der vorläufigen Starterliste ++ ++ Sonntag: PMU-Veranstaltung in Wien - Im Vindobona-Handicap über 3100 Meter Sama Pride Venus (Matthias Schambeck), Perceval (Michael Schmid), See the Moon (Christoph Fischer) und Hockstedt (Harald Sykora) - Christoph Fischer im Rahmen mit Dream of Action - Beginn 15:00 Uhr ++
Der Derbysieger aus Züchtersicht
27. August 2022

Völlig zu kurz gekommen ist bei aller Euphorie um Days of Thunder ein Blick auf das großartige und hochinteressante Pedigree des Derbysiegers.

Geboren wurde der Hengst am 3. April 2018 auf dem Gestüt Mutzenhof der Elisabeth-Mann-Stiftung in Isen-Burgrain im oberbayerischen Landkreis Erding, rund 35 Kilometer von der Trabrennbahn Daglfing entfernt.

Er war das zweite Produkt der ungeprüften Donato-Hanover-Tochter Donatella Comtesse, die man im Jahr davor mit Samen von SJ's Caviar hatte befruchten lassen. Jener SJ's-Photo-Sohn gehört mit seinen nunmehr 22 Jahren sicher nicht zu den jungen, "modernen" Hengsten wie z.B. ein Walner, erfreut sich aber nach wie großer Popularität bei den Züchtern.

Allein in Schweden, wo der Beschäler seit seiner Übersiedelung aus den USA im Jahr 2012 auf der Global Farm in Nacka Strand nahe Stockholm stationiert ist, erblickten in diesem Jahr 63 Fohlen von SJ's Caviar das Licht der Welt. Mehrere Jahre war der begehrte Hengst in Schweden mit den dort zulässigen 150 Bedeckungen ausgebucht.

In seiner amerikanischen Heimat war SJ's Caviar als Zweijähriger mehrfacher Stakessieger. In der Hambosaison 2001 gewann er u.a. die Canadian Trotting Classic, das Currier And Ives, den Dexter Cup, Stanley Dancer Trot und Beacon Course. Bei 20 Starts gelangen SJ's Caviar 15 Siege.

Obwohl er das Hambletonian selbst nicht bestritt, avancierte er mit knapp 1,2 Mio. Dollar zum gewinnreichsten Dreijährigen der Generation 1998. Überdies brach er mit 1:10,7 den damaligen Weltrekord von Mack Lobell auf 1000-Meter-Bahnen.

Im Gestüt setzt SJ's Caviar die Erfolge nahtlos fort. Seine Produkte gewannen in den USA bis heute rund 25 Mio. $. 16 seiner Nachkommen haben Rekord von 1:10,2 und schneller, acht davon sind oder waren Weltrekordtraber.

SJ's Caviar seinerseits gilt als einer der besten Söhne des unvergleichlichen SJ's Photo, einem sogenannten Outcross-Hengst, dessen Pedigree so gut wie keine Inzucht-Merkmale aufweist. Mütterlicherseits entstammt SJ's Caviar der selben Linie wie z.B. Peaceful Way, Toss Out, Expo Bi und Tartas.

In Europa, wo SJ's Caviar 2013 erstmals eingesetzt wurde, hinterließ der Ami schnell deutliche Spuren. In Italien verantwortete er unter anderem die klassischen Sieger Orleans OM 1:11,5, In Wise As 1:12,3, Sing Hallelujah1:12,3 und Oakland Wise 1:12,6, in Norwegen Exquisite Sisu (2j. 1:14,5), Caviar Sisu (1:11,5) und auch Supernova T.Y. (1:11,8).

An der Spitze seiner riesigen Nachkommenschaft in Schweden steht die 11 Mio. Kronen schwere Ausnahmestute Conrads Rödluva. Die markante Füchsin gewann mit Örjan Kihlström die Svenskt Trav-Oaks und zwei Mal die Breeders Crown.

In Deutschland war zunächst Very Impressive S das Aushängeschild von SJ's Caviar. Der Kamminga-Schützling hatte 2018 das Buddenbrock und seinen Derby-Vorlauf gewonnen, im Finale war er nach katastrophalem Rennverlauf beim Sieg von Mister F Daag unglücklicher Fünfter, entschädigte sich dafür vierjährig mit lukrativen Auslandssiegen in Enghien und Billund.

Für Furore sorgt vor allem der aktuelle Derbyjahrgang von SJ's Caviar. Einen Tag nach dem Stuten-Derby-Triumph seiner Tochter Riet Hazelaar stellte er im Hengst-Finale - von vielen unbemerkt - nicht weniger als vier der zwölf Teilnehmer, neben Oblivion und Orkan Bo auch den Vorjahressieger Lorens Flevo. Alle überstrahlte jedoch Days of Thunder, der seinem Vater das Double aus Oaks und Derby bescherte.

Days of Thunders Mutter Donatella Comtesse bestritt selbst nie ein Rennen. Schon dreijährig nahm man die Tochter von Worldchampion Donato Hanover (1:08,5), der als erster US-Traber in einer Saison mehr als zwei Mio. Dollar verdiente, in die Zucht und ließ sie zunächst von Odessa Santana decken. Dieser Paarung entsprang der gute Beppi Santana, bislang bei 23 Starts elf Mal siegreich und zehn Mal platziert.

Es folgte - mit bekanntem Ergebnis - die Bedeckung durch SJ's Caviar. Man blieb bei der Hengstauswahl auf hohem Niveau. Die ein Jahr jüngere Schwester Duchess entstammt Muscles Yankee und wird von Rudi Haller für den Stall Sinos auf ihre Rennlaufbahn vorbereitet. 2019 nahm Donatella Comtesse nicht auf, 2021 wurde Crazy GaaGaa RL geboren, ein Sohn des überaus populären Halbpacers Googoo Gaagaa, den sich die Besitzergemeinschaft Gerrits/Thomaskamp sicherte.

Donatella Comtesse ihrerseits war das zweite Produkt der Toss-Out-Tochter Indira Comtesse, die bei Josef Franzl 22 Rennen und rund 68.000 Euro gewann. Deren erfolgreichster Nachkomme ist bislang Tyron Hill, dessen lange Siegesserie erst im Finale der Derby-Meisterschaft der Amateure endete.

Ebenfalls in Franzl-Farben, aber noch wesentlich erfolgreicher, war Days of Thunders Ur-Großmutter Ina Comtesse, die in den 1990er Jahren bei 42 Siegen und 66 Platzierungen 147.000 Euro verdiente und im Gestüt nach Indira Comtesse auch Indra Comtesse (1:12,8/45.000 Euro) und Serafino (1:15,7/49.000 Euro) brachte. Letzterer im Stall Gramüller nach wie vor ein Trainingsgefährte von Days of Thunder.

Durch jene Ina Comtesse erhielt das Pedigree des Derbysiegers auch einen kräftigen Schuss Franzosenblut. Sie war ein Nachkomme des in 1970er Jahren von Dr. Fritz Rupprecht importierten Heros du Cadran, der mit dem jungen Josef Sparber (der Days of Thunder als Jährling einbrach!) überwiegend in München lange Zeit die "Frei für Alle" beherrschte und mehr als 200.000 Euro auf sein Konto häufte.

Ina Comtesse' Mutter Irnova (v. Lucky Hanover) wiederum war eine Tochter der Halbfranzösin Ira II (v. Iolcos).

Pedigree