++ Eskilstuna: Familie Berchtolds vierjähriger Campo-Bahia-Sohn Totti Barosso beim Debüt mit Conrad Lugauer nach schwerem Fehler im ersten Bogen und Aufholjagd Fünfter in 1:18,6/2140 Meter Bänderstart ++ ++ Donnerstag: PMU-Matinée in München - Sechs Rennen ab 11:08 Uhr ++ ++ Donnerstag: Comeback der Allaire-Schützlinge Hohneck und Just A Gigolo - Nach dreimonatiger Auszeit bestreiten die beiden mit Paul Philippe Ploquin (Gabriele Gelormini gesperrt) bzw. David Thomain ein 35.000-Euro-Rennen über 2200 Meter/Autostart in Caen - Startzeit 16:54 Uhr ++ ++ Freitag: Ronja Walter (Hermes Herblinaie), Hannah Schmitz (Hirondina Queen) und Marlene Matzky (Glacier) im Monté in Wolvega - Startzeit 21:25 Uhr ++ ++ Sonntag: Acht gut besetzte Rennen in Mönchengladbach - Gäste aus Bayern und Berlin - Beginn 13:30 Uhr ++ ++ Sonntag: 79. Gran Premio Duomo (Gruppe I/154.000 Euro/1600 Meter) in Florenz mit schwedischen Catchdrivern - Björn Goop hinter Ideal San Leandro, Magnus Djuse mit Always Ek ++ ++ Emeraude de Bais, Etonnant und Ampia Mede SM, die drei Erstplatzierten des Grand Critérium de Vitesse da la Côte d'Azur, erhielten eine Einladung zum Gran Premio della Lotteria am 1. Mai in Neapel ++
Grand Prix mit deutschem Achtungserfolg
11. Oktober 2016

Die deutschen Traberfans verbindet eine Art Hassliebe mit dem Großen Preis von Deutschland. Einst als Derby der Vierjährigen konzipiert und auf verschiedenen deutschen Trabrennbahnen ausgetragen, ist das Rennen seit seiner Wiederbelebung für internationale Pferde geöffnet. Nur bei der internationalen Erstauflage 2009 konnte mit Nu Pagadi ein deutsches Pferd gewinnen, seitdem wurde das Rennen stets ins Ausland entführt. Zweite Plätze von Baltimore As, Indigious und Duke of Greenwood waren die größten nationalen Erfolge. Entsprechend zwiespältig ist das Verhältnis – mit einem Gruppe 1-Rennen im internationalen Kalender präsent zu sein, ist wichtig für den deutschen Trabrennsport. Dass die – nach dem Deutschen Traber-Derby – größten Schecks regelmäßig ins Ausland wandern, sorgt für verständlichen Missmut. Auch wenn sich die Rechnung, das gleiche Geld könnte in einem national konzipierten Rennen ausgeschüttet werden, freilich nicht aufgeht.

In Hamburg bot man zur Abschiedsvorstellung – der Große Preis von Deutschland wurde für 2017 nicht ausgeschrieben – nochmal ein Feuerwerk. Als Schlusspunkt der erstmals in Deutschland ausgetragenen schwedischen V64-Wette war das 15 Pferde-Rennen zwar sportlich hart an der Grenze, aber von Action und Spannung geprägt. Das Beste kam also zum Schluss, wobei schon das Vorprogramm mit einem Breeders Course-Vorlauf (Happy Steel), einem Klass I-Lauf (New Star Power), einer Entlastung zum Deutschland Grand Prix (Feline Boko) und dem Hamburg-Cup (Tripolini VP) zu begeistern wusste.

Einheimische Pferde konnten in diesen Rennen nicht punkten, lediglich Happy Steel ist ins deutsche Gestütsbuch eingetragen. Im weiteren Rahmenprogramm waren es Garry und Lighten up Today, die die Fahne der Gastgeber hoch hielten. Und dann kam Cash Hanover! In dieser Saison nach dem Wechsel zu Michael Nimczyk zweimal im Gelsenkirchener Alltagssport souverän erfolgreich und zweimal in Berlin-Mariendorf in Derby-Revanche und Breeders Crown krachend gescheitert, hatte man dem Traber des Jahres 2015 vorab gegen die schwedische Armada wenig zugetraut, noch dazu von Startplatz 11 aus der zweiten Reihe. 305:10 gab es noch nie auf den Hengst zu verdienen, und es fehlten am Ende nur Zentimeter zum vollen Erfolg!

Im ersten Bogen des 1680 Meter-Sprints hatte Erik Adielsson mit Sugarmakesmecrazy die Spitze inne. „Crazy“ machte die folgende Situation wohl vor allem Conrad Lugauer, denn im Scheitel des Bogens quittierte sein Partner und Favorit Sahara One im Galopp den Dienst. Der seit Jahren in Schweden sehr erfolgreiche Deutsche hatte in der Heimat wieder einmal das Pech an den Händen kleben.

Der Weg war damit frei für andere Protagonisten. Cash Hanover rückte in dritter Spur auf und bescherte seinem Anhang einen Schreckmoment, als er vor den Tribünen bei vollem Tempo einige Galoppsprünge einlegte, aber von Michael Nimczyk schnell abgefangen wurde. Die folgenden knapp 1000 Meter absolvierte er an der Seite des Führenden in der Todesspur und nicht wenige erwarteten den Einbruch des Hengstes. Der kam jedoch nicht, Cash Hanover zeigte seine ganze Klasse und stand das Pensum voll durch, musste sich am Ende nur einem noch etwas besseren Pferd geschlagen geben.

Cruzado dela Noche

Cruzado dela Noche attackierte im Schlussbogen in dritter Spur und kämpfte sich Meter um Meter an Cash Hanover heran und schließlich um eine Kopflänge vorbei, stellte in 11,5 / 1680 Meter einen neuen Rennrekord auf und sackte den Siegerscheck von 100.000 Euro ein. Der Ehrenplatz blieb Cash Hanover erhalten, 50.000 Euro und eine neue Lebensbestzeit waren der Lohn, um eine Halslänge vor Gijon.

Der Sieger ist ein US-Import, aufgewachsen auf der weltbekannten Hanover Shoe Farm. Für 28.000 Dollar wechselte er als Jährling den Besitzer und ging für den schwedischen Stall Courant an den Start. In seiner Heimat gewann der Muscle Massive-Sohn im Alter von zwei und drei Jahren die Pennsylvania All Stars (2015) und die International Stallion Stakes (2014), platzierte sich darüber hinaus in renommierten Rennen wie dem Colonial Trot (Zweiter 2015), dem Peter Haughton-Memorial, den Bluegrass Stakes und den Matron Stakes (2014 jeweils Dritter). Nach seinem Umzug in die alte Welt folgten ein dritter Rang in den Sprintermästaren 2015 sowie ein Sieg im Norrlands Grand Prix 2016. Der Sieg im Großen Preis von Deutschland ist der wichtigste in der Karriere des Hengstes.

Sein Besitzer Anders Störm machte bei der Siegerehrung deutlich, dass ihm der Große Preis von Deutschland seit seinem Sieg mit Tamla Celeber im Jahr 2011 besonders am Herzen liegt – und es habe für Cruzado dela Noche nur ein Saisonziel gegeben: Den Sieg in Hamburg! Den Erfolg musste er jedoch ohne Fahrer Per Linderoth feiern – denn der in Bergsaker ansässige Trainer und inzwischen Stamm-Catchdriver von Cruzado dela Noche sprang gemeinsam mit Erik Adielsson direkt vom Sulky in ein bereitstehendes Auto und sauste zum Flughafen, um den Flieger nach Stockholm noch zu erreichen. Eine Siegerehrung in einem Gruppe 1-Rennen ohne den siegreichen Fahrer erlebt man wahrlich nicht alle Tage. Auch Trainer Stefan Melander war nicht anwesend – der hat wiederum bereits praktisch alles gewonnen, was es im weltweiten Trabrennsport zu gewinnen gibt.

Rennvideo

 

Grosser Preis von Deutschland 2016 / Gruppe I

Dotierung: 200.000 € | Distanz: 1.680 m | Autostart | Startzeit: 17:51 Uhr

1. Cruzado dela Noche Per Linderoth 1.680 m 1:11,5 43
2. Cash Hanover Michael Nimczyk 1.680 m 1:11,5 305
3. Gijon Johan Untersteiner 1.680 m 1:11,6 220
4. Sugarmakesmecrazy Erik Adielsson 1.680 m 1:11,9 38
5. Alex Tröjborg Christoffer Eriksson 1.680 m 1:12,0 107
6. Colbert US Jeppe Juel 1.680 m 1:12,0 240
7. Falco di Quattro Mika Forss 1.680 m 1:12,1 239
8. Wildintention As Marcus Lindgren 1.680 m 1:12,1 1069
9. Tuonoblu Rex Robin Bakker 1.680 m 1:12,1 234
10. Fame Boko Jeffrey H. Mieras 1.680 m 1:12,2 915
11. Dapper Don Patrik Nygren 1.680 m 1:12,2 1283
12. Adriano BR Nicolaj Andersen 1.680 m 1:12,3 110
13. Napa Valley Cees F. Kamminga 1.680 m 1:13,1 1674
Fidelity Rhythm Andre Bakker 1.680 m dis.r. 984
Sahara One Conrad Lugauer 1.680 m dis.r. 29
 
Einlauf: 15-11-14 Richterspruch: Kampf Kopf - H - 2 ½ - 1 ½ - Hals
Sieg: 43:10 --- Platz: 25-72-66:10 --- ZW: 1.454:10 --- DW: 9.127:10

 

Fotos: Marius Schwarz, www.traberpixx.de

 

(11.10.2016)