„Wir müssen konkret werden, und nicht nur reden“, macht Bernhard Rosengarten (Foto rechts), erfolgreicher Traberzüchter aus Marl, deutlich. In Foren und auf den Trabrennbahnen werde viel geredet und kritisiert, aber wenn es an konkrete Taten zur Verbesserung der Lage gehe, sei die Resonanz gering. Aus den vom HVT im Jahr 2015 organisierten Züchtertreffen in allen Regionen gründete sich daher aus motivierten Besitzern, Züchtern und Aktiven eine Initiative, die unter dem Arbeitstitel „GoTrabGo“ an den Start ging.
Diese Treffen fanden auf Einladung des HVT im Frühjahr im Norden auf dem Helenenhof, im Westen auf dem Höwingshof und im Süden auf dem Gestüt Mutzenhof statt. Zum Derby und später zur Breeders Crown traf man sich jeweils in Berlin. Bei dem Treffen zum Derby wurden Arbeitsgruppen zu den drei Schwerpunktthemen „Besitzer“, „Züchter“ und „Kultur“ gegründet. Bernhard Rosengarten, Dirk Frahm und Maren Hoever übernahmen die Rolle der „Kümmerer“ in diesen drei Themenfeldern und koordinierten die weitere Zusammenarbeit.
Um Ideen strukturiert erfassen zu können, entwickelte Bernhard Rosengarten ein Ideenblatt. Dieses Ideenblatt wurde an Besitzer, Züchter und Aktive versandt mit der Bitte, ihre Ideen dort einzutragen. Im Rahmen des Breeders Crown-Meetings sollten diese Ideen dann in großer Runde diskutiert werden. Der pensionierte Ingenieur will seine Enttäuschung nicht verbergen, was die Resonanz betrifft: „Ich hatte mehr Rückmeldungen erwartet.“ Insgesamt waren es am Ende rund 10 verschiedene Ideengeber, die in Summe knapp 40 Verbesserungsansätze zusammengetragen haben.
„Viele Ideen kamen erst in den letzten Tagen vor der Versammlung in Berlin per E-Mail bei mir an“, berichtet Bernhard Rosengarten, die drei „Kümmerer“ investierten viel Zeit in die aktive Ansprache der Mitstreiter. Die Qualität und Quantität der eingereichten Ideenblätter unterschieden sich dabei teilweise deutlich, von Ein-Wort-Ideen bis zu ausgearbeiteten Vorschlägen war alles dabei.
Auch bei der Diskussion in Berlin zeigte sich das heterogene Verständnis der Beteiligten, was zum Beispiel den Begriff „Kultur“ oder „Leitbild“ anging. Während konzernerfahrene Manager wie Rosengarten oder Maren Hoever den Mehrwert eines solchen Leitbildes aus Erfahrung vertreten konnten, begegneten andere Teilnehmer diesem Ansatz mit großer Skepsis und Ablehnung. Hier wurden Nacharbeiten notwendig. In diesem Zusammenhang wurden die Ideen geclustert:
- Information und Kommunikation
- Rennsystem und –abwicklung
- Zuchtförderung
- Kultur
Bernhard Rosengarten und Dirk Frahm bekamen die Möglichkeit, alle gesammelten Ideen im Dezember dem Präsidium des Hauptverbandes vorzustellen. Bernhard Rosengarten freute sich über die positive Resonanz: „Wir konnten in Ruhe alle Vorschläge präsentieren, das Präsidium hat sich konstruktiv damit auseinandergesetzt und sehr verständlich gemacht, aus welchen Gründen bestimmte Ideen vielleicht auch eher nicht verfolgt werden können.“Insbesondere lieferte das Präsidium einen Realitäts-Check der eingereichten Vorschläge. So wurde in einer Idee eine Verbesserung der Pressearbeit vorgeschlagen, orientiert am Beispiel des Berliner Trabrenn-Vereins. Die erwarteten Kosten wurden im Vorschlag mit „keine“ beziffert, tatsächlich wendet der BTV für PR einen Betrag von rund 200.000 Euro im Jahr auf.
Einige Ansätze wurden dagegen bereits aktiv aufgenommen und umgesetzt. So wurde die Rennteilnahme-Prämie für zweijährige Pferde wieder eingestellt, die Gleichberechtigung der Stuten in Bezug auf die Dotation der Zirkelrennen hergestellt und die Züchterprämie für junge Pferde in diesen Rennen erhöht. Die Nennung für gehobene Rennen sowie die Starterangabe werden durch die neue HVT-Homepage, die in den nächsten Wochen an den Start gehen wird, deutlich verbessert und vereinfacht. Auch mit dem Deckhengstkatalog auf mein-trabrennsport.de wurde ein weiterer Punkt der Ideenliste realisiert.
Und zum Teil waren es vermeintliche Kleinigkeiten, die schnell umgesetzt werden konnten und durch Wiederholung positive Effekte haben: Eine konsequente Erwähnung des Züchters bei der Siegerehrung beispielsweise, was im Alltagssport oft zu kurz kam und nun von den Rennveranstaltern bzw. Kommentatoren verstärkt beachtet wird. Es ist manchmal die Sammlung der kleinen Einzelteile, die ein großes Ganzes ergeben.
Nach der Präsidiumssitzung gab Bernhard Rosengarten allen Ideengebern eine Rückmeldung zu den von ihnen eingereichten Vorschlägen. „Daraufhin kam keine Reaktion, weder positiv noch negativ“, ist der Marler Traberzüchter verwundert.
Für 2016 hat sich die Initiative das Ziel gesetzt, das Thema Leitbild in den Vordergrund zu stellen. Die Verantwortlichen sind weiterhin überzeugt, dass durch eine Veränderung von innen heraus das Image des Trabrennsports verbessert werden kann. Hierbei ist jeder einzelne Teilnehmer gefordert.Die Initiative GoTrabGo sieht sich in einem laufenden Prozess, der als langfristiges Projekt angelegt ist. Klar formulierte Ideen konnten bereits an den HVT zur Umsetzung abgegeben werden, an anderen Ansätzen wird noch gearbeitet. Hierfür wird weitere Unterstützung aus dem Kreise der Besitzer, Züchter und Aktiven benötigt.
Dabei formuliert das Team um GoTrabGo ein klares Prozessverständnis:
- Ideen müssen/sollen nicht 1:1 umgesetzt werden.
- Ideen sind als Impuls zur Veränderung zu verstehen: nachdenken, prüfen, verändern, entscheiden.
- Jede Idee ist willkommen - auch wenn sie nicht zur aktuellen Situation passt, so kann sie in der Zukunft wertvoll sein.
- Bevor Ideen abgelehnt werden, sollten diese zunächst zurückgestellt werden, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen (Ideenspeicher).
- Die Ideengeber erhalten ein Feedback über ihre Idee.
- Zwei Drittel aller Veränderungsprozesse scheitern. Warum? Weil notwendige kulturelle Veränderungen fehlen oder nicht erfolgen.
- Ein Leitbild für den Trabrennsport ist von großer Bedeutung zur Unterstützung der Veränderungen.
Sie möchten die Initiative GoTrabGo unterstützen? Nutzen Sie unser Kontaktformular und teilen Sie uns mit, wie wir Sie erreichen können! Jede Unterstützung ist herzlich willkommen!
(03.02.2016)