13.340 Trainersiege, 6.953 Fahrererfolge, darunter mindestens 80 in Zuchtrennen, rund 30 Mio. Euro Gewinne – Zahlen, von denen die heutige Profigeneration nur träumen kann und die angesichts überschaubarer Renntermine auch beim besten Willen nicht zu erreichen sind. Willi Rode hingegen erlebte die goldenen Zeiten des Trabrennsports, als im Westen noch an sechs Tagen in der Woche getrabt wurde und er mehr als 28.000 Mal (!) in den Sulky steigen konnte.
In die Lehre ging der im Norden Paderborns geborene Rode bei Willi Dahmen, absolvierte seine Premierenfahrt am 1. April 1954 als gerade 16-Jähriger und drehte ein halbes Jahr später mit Freischärler die erste Ehrenrunde. Eine Art Initialzündung war der Wechsel an den Stall des späteren Wewering-Ausbilders Erich Speckmann, der den jungen Willi Rode förderte und ihm zahlreiche Fahrten überließ. Zu seinem Idol avancierte jedoch ein anderer. Willi Rode bewunderte stets Eddy Freundt, dem er nicht nur nacheiferte, sondern ihm 1971 prompt den Goldhelm abjagte und ein Jahr später - bei Eddy Freundts letztem von elf Fahrerchampionaten - ein totes Rennen abrang. Sehr viel häufiger trug Willi Rode in den Folgejahren die Farbe silber, mehr als drei Jahrzehnte lang gehörte er ununterbrochen zu den deutschen Top Ten.
Zu den Highlights in der Karriere von Willi Rode zählen naturgemäß die Derbysiege, vor allem der erste 1984 mit Athos Duke. Der Hengst war erst wenige Tage zuvor in den Stall von Rode gewechselt, der ihn im Finale zum ersten Mal steuerte und sofort mit ihm harmonierte. Am seidenen Faden hing der Triumph im Blauen Band acht Jahre später mit Rambo Corner, der um ein Haar die Finalqualifikation verpasst hätte. Beim Derbytriumph von Nu Pagadi 2008 fungierte Willi Rode als trefflicher Vorbereiter. Im Sulky saß Thomas Panschow, einer von mehreren Erfolgsprofis, die ihr Handwerk bei Willi Rode erlernt hatten. Auch Gerhard Holtermann und Thorsten Tietz wurden einst von Rode ausgebildet.
Versagt blieb Willi Rode der erwartete Derbysieg mit Brendy, der 1987 mit dem Sieg vor Augen aus dem Takt geriet und das Feld Toppino überlassen musste. Dennoch avancierte der Impish-Pride-Sohn zu Willi Rodes erfolgreichstem Pferd und internationalem Aushängeschild. Sieg im Gran Premio d’Europa 1988, Dritter im Campionato Europeo und im Elitloppet 1991, Siebter im Prix d’Amérique 1993 und zwischendurch eine Einladung nach New York zum International Trot, wo Brendy in eine Kollision verwickelt wurde, glücklicherweise aber unverletzt blieb. Insgesamt gewann der sympathische Dunkelbraune 78 Rennen und durchbrach 1994 als erster Inländer die Schallmauer von zwei Millionen Mark auf dem Konto.
Mit Esbartero, Barton, Sabinette, Stuten-Derby-Siegerin Cecilia und Japa’s Dream, mit dem er 2005 sogar in Vincennes triumphierte, gingen weitere Top-Pferde durch die Hände von Willi Rode. Ein jähes und unfreiwilliges Ende fand seine Fahrerlaufbahn am 31. Dezember 2008. Der damals 70-jährige erhielt aufgrund einer rigiden Altersregelung in der TRO keine Lizenz mehr. Nachdem der umstrittene Passus höchstrichterlich kassiert wurde, feierte Willi Rode am 6. Mai 2012 mit Preussenstern in Hamburg ein umjubeltes, da siegreiches Comeback. Der letzte seiner 6.953 Sulkyerfolge gelang ihm im November selben Jahres mit der Stute Bodega del Sol in Gelsenkirchen. Damit übernahm Willi Rode Platz zwei der ewigen deutschen Bestenliste hinter dem uneinholbaren Heinz Wewering, verlor diese Position allerdings ein knappes Jahr später an seinen Kollegen und Freund Heli Biendl, der mit Man in Black erst gleich- und am 10. Oktober 2013 schließlich vorbeizog.
Da Biendl mittlerweile als Rennleiter fungiert, scheint ein Konterversuch Willi Rodes, dessen letzte Fahrt vom 7. August 2016 datiert, zumindest nicht gänzlich ausgeschlossen. Derzeit besitzt Rode nur eine Trainerlizenz, mit der auf der Anlage des Stalles Oberdorf in Waltrop noch zwei Pferde betreut. Nicht jedoch an seinem Ehrentag. Den verbringt der Recklinghäuser, dem 1989 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen wurde, mit Gattin Annette sehr wahrscheinlich auf seiner Lieblingsinsel Fuerteventura. Dorthin gehen die herzlichen Glückwünsche aus der Heimat.
(01.03.2018)
Fotos: S. Sexauer/Album des Trabrennsports