Es wurde feucht, geradezu nass auf dem Geläuf, nachdem Tsunami Diamant und Robin Bakker die Zielgerade hinunter gefegt waren, weit außen, fast an den Rails. Andreas Schwarz, Junior-Chef des Stalles MS Diamanten, Züchter und Mitbesitzer des Hengstes, sprang vor Freude - und als Einlösung einer Wette – sofort in den Rennbahnteich im Innenraum und machte es damit seinem Vater Max nach, der beim dritten Rang von Gustav Diamant im Traber-Derby 2005 ebenfalls Bekanntschaft mit dem kühlen Nass machte. Andreas Schwarz‘ Lebensgefährtin Daniela Fellner stand da schon mit Freudentränen auf dem Geläuf und nahm erste Glückwünsche entgegen.
In den Freudentaumel platzte die Nachricht, dass ausgerechnet im wichtigsten Trabrennen des Jahres auf deutschem Boden die Zielfotoanlage ausgefallen war. Zwar herrschte unter den Beobachtern Einigkeit im Gefühl, dass der außen vorbeifliegende Tsunami Diamant gewonnen hatte – doch mit Sicherheit vermochte dies niemand zu sagen, man wollte das Zielfoto in Augenschein nehmen. Schließlich lagen doch einige Meter zwischen dem innen das Ziel passierenden Flying Fortuna und dem außen laufenden Tsunami Diamant. Die Rennleitung in Person des Zielrichters musste nach eigener Wahrnehmung entscheiden, konnte die zur Verfügung stehenden Bilder der Rennverfilmung (die Hauptkamera steht jedoch nicht auf der gedachten Ziellinie, sondern versetzt) auswerten und kam zu dem Schluss, dass Tsunami Diamant im Ziel eine halbe Länge Vorsprung hatte.
Die Party konnte weitergehen – endlich wieder ein „deutscher“ Derbysieg, ein tatsächlich auf deutschem Boden geborener und in deutschem Besitz stehender Sieger, dazu von einem Hengst stammend, der selbst viel Ehre für die deutsche Traberzucht eingelegt hat: Gustav Diamant! Die Freude bei Max und Andreas Schwarz sowie Daniela Fellner war kaum in Worte zu fassen, die Emotionen steckten das Publikum an. Dass Robin Bakker und Paul Hagoort als Team den dritten Derbysieg in Folge (!) feierten, rückte da glatt in den Hintergrund.
Fast hätte es einen dänisch-schwedischen Erfolg gegeben, doch am Ende musste sich Flying Fortuna mit dem Ehrenplatz zufrieden geben – eine wahrlich heroische Leistung des Dreijährigen, der noch vor zwölf Tagen im Breeders Course-Finale Zweiter zu Executive Caviar war, sich vor sieben Tagen als geschonter Dritter für das Finale qualifiziert hatte und dann als Startrakete im Derbyfinale sofort das Kommando übernommen hatte. Teilweise führte er mit mehreren Längen Vorsprung das Feld an, musste sich erst auf der Linie geschlagen geben und zeigte damit die dritte Klasseleistung in weniger als zwei Wochen.
Mit Ganyboy belegte der zweitlängste Außenseiter den dritten Rang und sorgte damit für einen doppelten Podestplatz für Johann Holzapfel. Während der engagierte Traberbesitzer bei Tsunami Diamant erst vor einigen Wochen als Mitbesitzer eingestiegen war, hatte er schon einige Zeit zuvor gemeinsam mit dem Stall Gramüller den Ganymede-Sohn erworben, dem seit jeher hohe Erwartungen galten.
Alle Hoffnungen von Marion Jauß auf ihren ersten Derbysieg endeten Mitte der Zielgeraden, als Portland beim Angriff auf die Führenden einen Schlenker machte, Rad an Rad mit Mister Ed Heldia zusammenprallte und selbst ansprang, während der Björn Goop anvertraute Nimczyk-Schützling unbeirrt durchzog und trotz eines Rennens durch die Todesspur das vierte Geld festhielt, vor Mc Arthur. Nachdem Michael Nimczyk und sein Team fast alle bedeutenden Rennen der Woche gewonnen hatten, patzte ausgerechnet TomNJerry Diamant mit dem Goldhelm selbst im Sulky im ersten Bogen.
Vorlaufsieger Velten Las Vegas war schon vor dem Start außerordentlich nervös, hatte nach dem Start die Ideallage im Rücken von Flying Fortuna und konnte am Ende nicht mehr zusetzen – für ihn blieb das siebte und letzte Geld hinter dem unauffälligen Harbour Eightysix. Die Außenseiter Baxter Hill und Power of Rhythm endeten ebenso am Turm wie Portland und TomNJerry Diamant. Pelle Barosso musste wegen Husten mit Attest gestrichen werden.
Tsunami Diamant setzte die Welle seines Erfolges damit fort. Seine Karriere begann an gleicher Stelle am 21. Mai mit einem Ehrenplatz zu Mister Ed Heldia – danach folgten drei Siege. Im Gelsenkirchener Alltagssport als 12:10-Favorit, im Buddenbrock-Rennen als 215:10-Außenseiter und „nur“ zweite Stallfarbe, Dion Tesselaar steuerte Tsunami, während Robin Bakker Tiger Hill Diamant pilotierte. Bereits damals schlug Tsunami Diamant Portland, bevor er im Derbyvorlauf Revanche an Mister Ed Heldia nahm und den bis dahin ungeschlagenen Hengst als 44:10-Chance bezwang.
Die Lebensgewinnsumme des Hengstes hat sich mit dem Derbysieg auf einen Schlag versiebenfacht – zu 21.200 Euro kamen heute 120.704 Euro hinzu. Er stammt aus dem zweiten Jahrgang von Gustav Diamant, der in seiner Debütsaison mit Stonewashd Diamant bereits eine Stutenderby-Dritte gebracht hatte. Die Freude bei Familie Schwarz hätte nicht größer sein können – Züchter, Mitbesitzer und Deckhengsthalter des Derbysiegers, der wiederum ebenfalls aus eigener Zucht stammt. Mehr geht kaum – was auch das Publikum spürte, das mit Jubel und Applaus nicht sparte, als das siegreiche Team die Mariendorfer Zielgerade zu ihrer via triumphalis machte und unter der Klängen von Queens „We are the Champions“ die gigantischen Pokale an den Tribünen vorbei ins Stallgelände trug. Beziehungsweise in den Teich - denn für die Fotografen sprang Andreas Schwarz kurzerhand nochmals ins Wasser und posierte mit dem Objekt der Begierde (Titelbild).
Die grandiose Erfolgsbilanz des Stalles MS Diamanten hat heute ihre Krönung erfahren!
trotto.de 122. Deutsches Traber-Derby - FINALE
Dotierung: 251.408 € | Distanz: 1.900 m | Autostart | Startzeit: 18:25 Uhr
1. | Tsunami Diamant | Robin Bakker | 1.900 m | o. Z. | 46 |
2. | Flying Fortuna | Christoffer Eriksson | 1.900 m | o. Z. | 93 |
3. | Ganyboy | Thorsten Tietz | 1.900 m | o. Z. | 482 |
4. | Mister Ed Heldia | Björn Goop | 1.900 m | o. Z. | 34 |
5. | Mc Arthur | Michael Larsen | 1.900 m | o. Z. | 391 |
6. | Harbour Eightysix | Hugo Langeweg | 1.900 m | o. Z. | 305 |
7. | Velten Las Vegas | Rick Ebbinge | 1.900 m | o. Z. | 190 |
TomNJerry Diamant | Michael Nimczyk | 1.900 m | dis.r. | 95 | |
Baxter Hill | Michael Schmid | 1.900 m | dis.r. | 413 | |
Power of Rhythm | Rudolf Haller | 1.900 m | dis.r. | 628 | |
Portland | Roland Hülskath | 1.900 m | dis.r. | 19 | |
Nichtstarter: Nr. 1 Pelle Barosso (Attest) | |||||
Einlauf: 5-7-11 | Richterspruch: Kampf / ½ - 1 - 2 - 1 - 1 ½ | ||||
Sieg: 46:10 --- Place: 28-45:10 --- ZW: 392:10 --- DW: 9.909:10 --- VW: 40.003:10 --- V4 / V5 / V6: 4.280:10 |
Fotos: Marius Schwarz (www.traberpixx.de)
(06.08.2017)