Axevalla, Dienstag, 31. Dezember 2024. Man muss vor den Prognostikern der ATG den Hut ziehen, die ihre Pappenheimer augenscheinlich aus dem Effeff kennen. Dank eines seit Ende Oktober peu à peu und vor allem in den letzten Tagen angesammelten Super-Jackpots rührten sie die Werbetrommel vor dem achten und letzten Tag des 2016 ins Leben gerufenen V75-WinterBurst, ein „only winner“ könne rund 100 Millionen Kronen abgreifen.
Das bedingte einen Umsatz von rund 140 Millionen SEK, womit sie fast eine Punktlandung hinlegten. Um 17.40 Uhr konnte tatsächlich ein einsamer Glückspilz diese Riesensumme nach der 78. V75-Runde 2024 einsacken. Der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige ATG-Repräsentat Hans Lindskog brachte es auf den Punkt: „Ich weiß gar nicht, ob ich glücklich oder traurig sein soll.“ Ein neuer Jackpot in dieser Höhe wäre ihm sicherlich lieber gewesen.
Andererseits war dies beste Werbung in eigener Sache, wie viel man mit dem nötigen Quäntchen Glück und dem richtigen Riecher in der Königswette anschaffen kann. Dass der goldwerte Schein auch noch für geradezu popelige 975 Kronen mit Hilfe von Harry Boy, dem elektronischen Wettsystem der ATG, in der Region Västra Götaland ausgefüllt wurde, setzt dem Ganzen die Krone auf.
Insgesamt durfte der 60-jährige Traberfan aus Trollhättan, der jede Woche die V75- wie die V86-Wette spielt, mit dem Rekordgewinn von 106.941.408 Kronen (rund 9,3 Mio. Euro) das neue Jahr beginnen: „Das ist der schönste Silvesterabend, den ich je hatte. Ich hab Kinder, Enkelkinder und weitere Verwandte - nun können sie all ihre Schulden bezahlen“, diktierte er Lindskog ins Mikrofon. Drei „Banken“ hatte ihm Harry Boy verpasst, im letzten Match waren es fünf Chancen, darunter war er der Einzige, der King Okay auf dem Schein hatte.
Bis es soweit war, hatten die V75-Favoriten vor 2.027 Zuschauer, die es bei Temperaturen knapp unter null Grad und leise rieselndem Schnee mitten in die Pampa gezogen hatte, wie so häufig auf der Piste mit dem mit 240 Metern längsten Einlauf aller schwedischen 1.000-Meter-Bahnen einen bleischweren Stand. Die Nase vorn hatte letztlich niemand von ihnen, wobei Sweet Day und Lejonkungen immerhin die Nummern zwei bzw. drei des Wettmarkts waren.
Fortan wurde das Häuflein der anfangs rund 1,8 Millionen Systeme immer kräftiger durchgelüftet. Nach der fünften Runde leuchtete auf der Quotentafel das Sternchen, was bedeutete, dass mehr als 200.000 Kronen auf die verbliebenen 785,5 Systeme warteten. Für 344:10 brach Per Lennartsson sie mit Mimmi Elfstrands Bouquet Brodde auf 17 herunter. Nun kam alles auf die letzte Prüfung des schwedischen Traber-Jahres an, den mit 942.543 SEK dotierten, über die Grunddistanz von 2.640 Metern aus vier (!) Bändern begonnenen Sylvesterloppet.
55 Prozent aller Systeme waren auf High on Pepper gebaut, der bereits im Vorjahr das Kunststück fertig gebracht hatte, trotz 60 Meter Zulage die Nase als Erster ins Ziel zu stecken. Und es lief gar nicht schlecht für den 21er Favoriten, der allein im Schlussband die ersten 20 Meter in Windeseile wettmachte und ratzfatz Kontakt zum Feld herstellte, das mit dem ersten Schritt von Mr Shyguy, der Nummer zwei des Wettmarkts, gar nicht „scheu“ vor dem ebenfalls sehr ansehnlich bedachten Captain Kronos und King Okay angeführt wurde.
Auf dem zweiten Gleis produzierte sich Connors Broline vor Striking Eagle, Karin Walter-Mommerts Franky Bahia, Caughtredhanded, Imperatur Am, In Love d’Ecajeul und High on Pepper. Als Einziger hatte sich Vancouver High am Start mit einer Galoppade abgemeldet. 1.200 Meter vor Schluss eröffnete Imperatur Am Spur drei und bekam selbstredend In Love d’Ecajeul und High on Pepper als Anhängsel.
Die Hoffnung Per Lennartssons, Victory Eagle und/oder Franky Bahia als Lokomotiven herauszulocken, erfüllte sich indes nicht. Beide blieben in Spur zwei, und so musste Imperatur Am das harte Brot der ganz weiten Wege selbst kauen. 350 Meter vorm Pfosten kam der sein zweites Rennen nach drei Monaten Pause bestreitende High on Pepper aus dem Takt und war damit „out“, 150 Meter weiter war Mr. Shyguy stehend K.O. und wurde bis auf den letzten Platz durchgereicht.
Fast im gleichen Augenblick sprang Franky Bahia auf der Suche nach einem Ausweg aus der vertrackten Falle, und so schien sich in der Spitz auf Knopf stehenden Bataille die Waage allmählich Richtung des über die Todesspur einfach nicht kleinzukriegenden Connors Broline zu neigen. Gerade rechtzeitig fand Erlend Rennesvik in dem Getümmel für King Okay in dritter Spur einen Durchschlupf. Der schlappe 407.878 SEK schwere vierjährige Maharajah-Sohn schlug mit Bravour zum neunten Sieg aus 27 Versuchen zu und steigerte seine Gewinnsumme auf 864.626 SEK.
„Es hat perfekt geklappt. Erlend ist gefahren wie ein Gott. Was für ein riesiger Erfolg für uns - der größte, der mir je in Schweden gelungen ist“, sprudelte es aus dem 43-jährigen, in Oslo-Bjerke lizensierten Anders Lundström Wolden heraus.
Sylvesterloppet (int.)
2640m Bänderstart, 20m Zulage ab 475.001, 40m ab 950.001, 60m ab 1.900.001 SEK; 942.543 SEK
1. King Okay 2640 15,3 Erlend Rennesvik 235
4j.br. Hengst von Maharajah a.d. Reallyokay von Ready Cash
Be / Zü: Kjell Otto Molander & Lucas Arnesen,NO; Tr: Anders Lundström Wolden
Pflegerin: Linda Husöy
2. Connors Broline 2640 15,3 Svend Dyhrberg 87
3. Mateo di Quattro 2680 14,2 Peter Untersteiner 357
4. Humanity Pellini 2660 14,8 Victor Rosleff 320
5. Striking Eagle 2660 14,8 Christoffer Eriksson 263
6. Caughtredhanded 2660 14,9 Ulf Ohlsson 803
7. Captain Kronos 2640 15,6 Magnus Jakobsson 246
8. Victory Eagle 2660 15,1 Ole Johan Östre 1273
9. Imperatur Am 2680 14,5 Per Lennartsson 138
10. Dareios di Poggio 2660 15,2 Hanna Lähdekorpi 1394
11. In Love d’Ecajeul 2660 15,4g Carl Johan Jepson 142
12. Mr Shyguy 2640 16,4 André Eklundh 66
Franky Bahia 2640 dis.r. Conrad Lugauer 140
High on Pepper 2700 dis.r. Jorma Kontio 21
Vancouver High 2640 dis.r. Stefan Persson 563
Sieg: 235; Richter: Kampf Hals - Kopf - ½ - Hals - Kopf - 1 - 1½ - Hals - Kopf; 15 liefen
Zw-Zeiten: 15,8/500m - 15,9/1000m - 15,4/1500m - 15,3/2000m
Wert: 456.748 - 228.374 - 115.187 - 65.594 - 34.297 - 18.149 - 12.097 - 12.097 SEK
Neben Rennesvik und Wolden konnten auch Tommy Karlstedt und Anders Svanstedt, der Sohn des vor elf Jahren in die USA ausgewanderten „Kung Åke“, einen goldenen Haken unter den Schlusstag des schwedischen Trabrennkalenders 2024 machen, gewannen sie doch jeweils ihr erstes und einziges V75-Rennen der Saison.
V75-1 (Sto): Sweet Day / Tommy Karlstedt 47
V75-2 (Stayer): Lejonkungen / Carl Johan Jepson 52
V75-3 (-): Point Blank / Anders Svanstedt 259
V75-4 (Sto): Level Off / Jorma Kontio 78
V75-5 (-): Kyrie Eleison / Christoffer Eriksson 87
V75-6 (-): Bouquet Brodde / Per Lennartsson 344
V75-7 (Sylv-Lopp): King Okay / Erlend Rennesvik 235
Umsatz V75: 146.752.461 SEK
1. Rang: 1 System à 102.323.094 SEK
2. Rang: 145.326 SEK
3. Rang: 4.647 SEK
Umsatz Top-7 (-): 1.318.508 SEK