Montegiorgio, Sonntag, 12. November 2023. Der berühmteste Palio der Traber, ein Wettstreit ursprünglich mit Galoppern zwischen einzelnen Zünften, Gilden oder Stadtvierteln, fand an diesem Wochenende im am Osthang der Abruzzen rund 20 Kilometer von der Adria-Küste gelegenen 7.000-Seelen-Städtchen Montegiorgio statt, das 23 umliegende Kommunen aus der Region Marken (Marche) zum 35. Palio dei Comuni eingeladen hatte.
Die Idee stammt aus dem Mittelalter, als solche Spektakel rund um den Marktplatz allgegenwärtig waren und in Siena die berühmteste Austragungsstätte hatten.
1989 hat Montegiorgio die Tradition für die Traber aufleben lassen. Natürlich nicht mitten in der Stadt, sondern auf einer ordentlichen, wenngleich nur 800 Meter weiten Piste, auf der heuer die 24 bunten Fahnen der beteiligten Kommunen wehten. Obwohl 129.250 Euro inklusive Züchterprämien, die über dem von den jeweils besten Vier der Vorläufe bestrittenen Finale standen, ein üppiges Angebot sind, wagte sich heuer mit Loris Garcias Eclat de Gloire nur ein echter Fremdling über die Alpen.
Was ansonsten nicht in Bella Italia das Licht der Traberwelt erblickt hatte wie Jimmy Ferro BR, Usain Töll, Synergy, Cokstile, verdient dort seit mehr oder weniger langer Zeit seinen Hafer unter der Fuchtel italienischer Trainer. In jeder der drei Batterias versuchten zwei Gocciadoro-Schützlinge ihr Glück und stellten damit die größte Flotte.
Dem 48-jährigen am nächsten kam Mattia Orlando, der seine drei Musketiere Usain Töll, Cokstile und Cabasse in die 1.600 Meter kurzen Bataillen schickte. Für Beide langte es nicht zu ganz großen Würfen: Für Gocciadoros Armada, zu fünft ins Finale gezogen, blieben ein paar Minuten, nachdem Zeudi AMG im fernen Wolvega mit Rick Ebbinge den Prijs der Giganten nach Noceto geholt hatte, die Prämien drei und vier (zusammen 21.150 Euro).
Orlandos Equipe brachte lediglich Cokstile weiter, der als Neunter zugleich Letzter der Gewerteten wurde. Umso mehr durften Gennaro Casillo, wie Gocciadoro einer, der mit seinen Rössern liebend gern in skandinavischen Gefilden wildert, Antonio di Nardo und Montegiorgio jubeln.
Erstmals 2008 bei der 20. Auflage des turbulenten Schauspiels hatten die Gastgeber dank Jorma Kontio und Opal Viking triumphiert und schlugen nun dank einer bestens aufgelegten, in der Form ihres Lebens befindlichen Akela Pal Ferm nicht ganz unerwartet zum fünften Mal alle anderen Gemeinden aus dem Feld. Für Di Nardo war’s der zweite Erfolg nach 2019, als er mit Cokstile ebenfalls für Montegiorgio im wahrsten Sinne die Fahne bzw. Contrade hochgehalten hatte.
Die Vorläufe
Schon in Batteria A durfte Montegiorgio frohlocken, denn die mit drei frischen Siegen am Stück angereiste Akela Pal Ferm war von der „1“ die bei 17:10 erhoffte Macht. Antonio di Nardo vereitelte den Versuch Verdon WFs (2), sie aus dem Kommando zu jagen, der sich daraufhin vor Brest dei Greppi an die Innenkante quetschte.
Dort war er für den sicheren Ehrenplatz bestens aufgehoben, denn vorn ließ die Braune mit der breiten Blesse kein Fitzelchen anbrennen und gewann im Schongang, wobei dank des rasanten letzten Drittels mit 1:12,1 noch eine ordentliche Zeit heraussprang. Jimmy Ferro BR verschrieb Alessandro Gocciadoro von der „4“ einen mutigen Marsch als äußerer Anführer, den der van-Dijk-Trotter nicht sonderlich goutierte.
Mit Ach und Krach behielt er den Kopf als Vierter um eben diesen Abstand vor Brest dei Greppi und schaffte als Co-Favorit den Cut für die Gemeinde Civitanova. Aus seinem Windschatten flitzte Vincero‘ Gar zu Platz drei.
Auch in Batteria B dominierte die „1“, die der Franzose Eclat de Gloire in den Farben von Montegranaro um die Bahn trug. Um die Spitze vermochte er allerdings wie erwartet nicht mitzubieten.
Die holte sich mit explosivem Antritt von der „3“ der zehn Jahre alte Haudegen Cokstile vor Gocciadoros Nummer zwei Bonneville Gifont (2), Eclat de Gloire, Coffé Time Bi (5) und Anastasia dei Rum (7), während City Lux den Start verpatzte und chancenlos hinterher zuckelte und Gocciadoro mit Synergy den zu Holger Ehlert zurückgekehrten Zacon Gio in zweiter Spur um die Bahn zog.
Bei dem enormen Tempo, das der Elitloppet-Sieger von 2020 und vorjährige International-Trot-Triumphator vorlegte, stieß der über die Zwischenstation Skandinavien nach Italien gekommene US-Amerikaner bereits 400 Meter vorm Pfosten an überdeutliche Grenzen und fiel nach hinten durch.
So hatte Loris Garcia allen Raum der Welt, den mit eher durchwachsenen Formen angereisten Eclat de Gloire im Scheitel der Schlusskurve nach außen zu lavieren und die über den Open Stretch an Cokstile vorbeidüsende Bonneville Gifont sehr sicher um eine knappe Länge auf Platz zwei zu verweisen. Zacon Gio schaffte das Minimalziel Finale, doch eine Offenbarung war der einst speziell auf 800-Meter-Ovalen unzerstörbare Ruty-Grif-Sohn neuerlich nicht.
In Batteria C, die die daraufhin angehaltene Blackflash Bar und der sich noch einmal ins Geschehen einmischende Achille BLV im Galopp begannen, schlug endlich die Stunde des italienischen Dauerbrenners. Dem für die Gemeinde Fermo antretenden Always EK (5) verpasste er ein Traumrennen im Windschatten des wieselflink nach vorn gehechteten Import-Schweden Usain Töll und lag vor Vesna, seinem Trainingsgefährten Cointreau und Carolyn Francis.
Mit dem Amt des äußeren Leaders war Außenseiter Bravo dei Ruggi, an dem sich Achille BLV orientierte, spätestens Ende der Überseite heillos überfordert. Alex Gocciadoro hatte richtig spekuliert, zog Always EK problemlos nach außen und trieb Usain Töll im Scheitel des Schlussbogens in Galopp, womit für das favorisierte Gespann die Angelegenheit auch schon in trockenen Tüchern war.
Mühelos hielt der Siebenjährige seine Schattenfrau Vesna, die ihren 131. Auftritt hatte, in Schach. Gocciadoros zweiter Schützling Cointreau wurde Dritter, womit der „Campione“ fünf Aspiranten im Endlauf hatte. Den komplettierte doch noch Enrico Bellei mit Achille BLV.
Palio dei Comuni (Gruppe I int.)
Vorläufe à 1600 Meter Autostart, 8.250 Euro
Wert: 3.450 - 1.650 - 900 - 450 - 300 und 1.500 Euro Züchterprämie
Ins Finale kommen die jeweils besten Vier.
1. Batteria (Premio Moni Maker)
1. Akela Pal Ferm 12,1 Antonio di Nardo 17
7j.br. Stute von Maharajah a.d. Remilla di Palle von SJ’s Photo
Be: Francesco Paolo Caruso; Zü: Scud. Divinabombolotta; Tr: Gennaro Casillo
2. Verdon WF 12,2 Giampaolo Minnucci 55
3. Vincerò Gar 12,4 Marco Stefani 239
4. Jimmy Ferro BR 12,7 Alessandro Gocciadoro 26
5. Brest dei Greppi 12,7 Gennaro Amitrano 182
6. Cabasse 12,8 Mattia Orlando 688
7. Baaria Ama 13,1 Leonardo Vastano 711
8. Carlomagno d’Esi 13,2 Andrea Farolfi 153
Sieg: 17; Richter: leicht 1½ - 2 - 2 - Kopf - 1 - 2 - 1 Länge; 8 liefen
Zw-Zeit: 13,2/1000m
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6340999854112
2. Batteria (Premio Dryade de Bois)
1. Eclat de Gloire 11,4 Loris Garcia 63
9j.br. Wallach von Tiégo d‘Etang a.d. Vive Fée von Love You
Be: Ec. du Vieux Chêne; Zü: Ecurie D; Tr: Loris Garcia
2. Bonneville Gifont 11,4 Gaetano di Nardo 53
3. Cokstile 11,6 Vincenzo Luongo 30
4. Zacon Gio 11,8 Roberto Vecchione 26
5. Coffé Time Bi 12,1 Davide Cangiano 497
6. Anastasia dei Rum 12,2 Roberto Ruvolo 668
7. City Lux 13,6g Riccardo Pezzatini 317
8. Synergy 13,8 Alessandro Gocciadoro 46
Sieg: 63; sicher ¾ - 1 - 1½ - 2 - 1 Länge; 8 liefen
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6341003212112
3. Batteria (Premio Pascia’ Lest)
1. Always EK 12,4 Alessandro Gocciadoro 16
7j.br. Hengst von Filipp Roc a.d. Nike EK von Varenne
Be: Effebi di Bruno Fabio; Zü: Edy Caprani; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Vesna 12,6 Rene’ Legati 80
3. Cointreau 12,7 Federico Esposito 377
4. Achille BLV 13,2g Enrico Bellei 31
5. Carolyn Francis 13,2 Edoardo Bacalini 742
6. Bravo di Ruggi 13,8 Vincenzo Luongo 354
Usain Töll dis.r. Marco Volpato 55
Blackflash Bar agh. Santo Mollo 253
Sieg: 16; leicht 1½ - 1 - 3 - ½ - 4 Längen; 8 liefen
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6341002065112
Auch im Finale musste Eclat de Gloire von der „1“ ran, was dem Franzosen gegen die Phalanx der italienischen Flieger keine Chance ließ, ums Kommando mitzubieten. Nach 500 turbulenten Metern gelang es Loris Garcia, seinen im Mitteltreffen untergekommenen Wallach wenigstens in Spur zwei zu dirigieren, so dass ihm viele Optionen offen blieben.
Mit Schaufel und Besen suchte Akela Pal Ferm (2) die Spitze zu halten, doch noch zackiger ließ Bonneville Gifont (4) die Hufe fliegen und war nach monströsen 300 Metern Ende der langen Startgeraden nicht nur um eine Nase, sondern eine ganze Gespannlänge voraus. Hinter den beiden Kampfhennen ließ Gocciadoro, der sich für Always EK (3) entschieden hatte, seinen Trainingskameraden Cointreau (6) vor sich einparken, so dass Achille BLV (8) der äußere Fahrtwind kräftig um den Kopf blies.
Ehe er eingebaut werden konnte, wechselte Antonio di Nardo vor der Tribüne nach außen und übernahm für die Schlussrunde dann doch den Taktstock. Mit ein bisschen Drängeln wurde Eclat de Gloire in den Windschatten von Achille BLV lanciert. Es folgten der ebenfalls in Spur zwei beorderte Cointreau und Jimmy Ferro BR (7), der mit der „7“ den äußersten Startplatz in der ersten Reihe erwischt hatte, so dass innen Vesna und Zacon Gio vorrückten.
500 Meter vorm Ziel schaltete Akela Pal Ferm zwei Gänge höher und legte im Nu drei, vier, fünf Längen zwischen sich und die Verfolger, von denen Vincero‘ Gar und Jimmy Ferro BR im Schlussbogen ausfielen. Dort machte sich Eclat de Gloire in dritter Spur auf die Verfolgung, bekam jedoch die Maharajah-Tochter nicht mal ansatzweise zu packen.
150 Meter vorm Ziel war die Messe gesungen. Unter brausendem Jubel grüßte Di Nardo ins Publikum und bescherte der Braunen die zweiten Gruppe-I-Lorbeeren binnen zehn Wochen nach jenen im Campionato Europeo zu Cesena. 30 Volltreffer aus 80 Starts und 441.434 Euro stehen nun für sie zu Buche.
Ebenso viel Luft wie nach vorn hatte Eclat de Gloire, der bislang nicht als Sprinter aufgefallen war, wie nach hinten zum Rest des Feldes, aus dem sich streng innen Always EK als Nummer drei übersichtlich vor den Nase an Nase die Linie kreuzenden Cointreau und Zacon Gio herausschälte.
XXXV. Gran Premio Palio dei Comuni - Finale - (Gruppe I)
1600 Meter Autostart, 129.250 Euro
1. Akela Pal Ferm* 11,3 Antonio di Nardo 24
7j.br. Stute von Maharajah a.d. Remilla di Palle von SJ’s Photo
Be: Francesco Paolo Caruso; Zü: Scud. Divinabombolotta; Tr: Gennaro Casillo
2. Eclat de Gloire* 11,6 Loris Garcia 42
3. Always EK* 11,9 Alessandro Gocciadoro 27
4. Cointreau 11,9 Federico Esposito 1250
5. Zacon Gio 12,0 Roberto Vecchione 163
6. Achille BLV 12,1 Enrico Bellei 538
7. Vesna 12,1 Rene’ Legati 1119
8. Bonneville Gifont 12,3 Gaetano di Nardo 337
9. Cokstile 12,3 Vincenzo Luongo 121
Verdon WF dis.r. Giampaolo Minnucci 122
Vincerò Gar dis.r. Marco Stefani 634
Jimmy Ferro BR dis.r. Marco Volpato 394
*Vorlaufsieger
Sieg: 24; Richter: überlegen 2 - 1½ - 1 - k.Kopf - 1 - ½ - 1 - 1 Länge; 12 liefen
Wert: 54.050 - 25.850 - 14.100 - 7.050 - 4.700 sowie 23.500 Euro Züchterprämie
Trainer: Casillo – Garcia – Gocciadoro – Gocciadoro – Ehlert