Vincennes, Freitag, 10. Mai 2024. Lange warten mussten die „turfists“ auf die drei Halbklassiker um jeweils 120.000 Euro für einheimische Traber, die die Würze der acht Prüfungen umfassenden Soirée am schnuckeligen, 22 Grad warmen Freitagabend waren.
Nach Geschlechtern getrennt mussten die dreijährigen „Fahr-Pferde“ über 2.700 Meter ran, wogegen die fünfjährigen Satteltraber - Hengste und Stuten gemeinsam - nur einen knackigen 2.175-Meter-Sprint vor der Brust hatten. Gemeinsam war ihnen, dass mit einer Zwischenprüfung Ende der Mai der Blick Richtung 23. Juni geht.
An jenem Super-Sonntag wartet das Plateau de Gravelle mit fünf Klassikern um mindestens je 200.000 Euro auf, darunter der Prix de Normandie für die 2019 geborenen Monté-Cracks und der Prix Albert Viel, in dem die Dreijährigen vorm Sulky geprüft werden.
Den Tipp des Abends locker geputzt
Zur gelinden Überraschung wohl Aller hatte Trainer Pierre Castel seinem Star Jean Balthazar im Prix Jean Gauvreau für fünfjährige Satteltraber keinen grünen Smiley mit auf den 2.175 Meter kurzen Weg gegeben und erwartete ihn folglich nicht auf dem Podest. Die Wettgemeinde sah dies deutlich anders, kürte den Monté-Spezialisten bei 17:10 glasklar zum Favoriten - und wurde eines Besseren belehrt.
Recht behalten sollte aber auch der Coach nicht, denn der Ehrenplatz war für seinen Schützling ausgemachte Sache. Benjamin Rochard verpasste dem schwungvoll seine Gänge findenden Alto-de-Viette-Sohn einen perfekten Run im Windschatten der das schneidige Tempo vorgebenden Java Dairpet und hatte selbst die ihr zweites Satteltraben bestreitende Jeegha Pride im Nacken, während Jane Aimée mit Jubilé Prior im Gepäck nach hinten versetzt für die äußere Abteilung zuständig war.
Zu Beginn der Zielgerade auf Attacke gepolt, knackte Jean Balthazar die tapfere Java Dairpet im Handumdrehen. Noch besser war jedoch Jeegha Pride auf Zack, die den Favoriten als zweite Kraft des Wettmarkts um drei Längen glasklar abkanzelte und ihren ersten, wenig begeisternden Monté-Versuch um Lichtjahre überbot, wie auch Mathieu Mottier befand.
„An jenem 16. Februar passte trotz Platz fünf einiges nicht zusammen. Heute war sie ein ganz anderes Pferd. Thierry (Duvaldestin) hat sie prächtig zusammengestellt. Sie lag wie ein Brett, war immer willig, und ich brauchte nicht mal die Watte zu ziehen.“
Für die immer wieder hoch gelobte Jeegha Pride, die mit 1:11,4 den Rennrekord Handy Bourbons um genau eine Sekunde verfehlte, könnte dieser siebte Volltreffer der Pfad zu neuen Ufern sein. Vorm Sulky ist ihr der echte Durchbruch in (halb-)klassischen Aufgaben nie so recht gelungen. Nun stehen 263.100 Euro für sie zu Buche.
Glück für die Tempomacherin, dass Jane Aimée nach „enquête“ wegen Gangartschwächen eliminiert wurde, so dass sie doch noch Bronze ergatterte, für das sie „aufm Platz“ um eine Nasenspitze den Kürzeren gezogen hatte.
Prix Jean Gauvreau - Monté - (Gruppe II nat., fünfj. Hengste und Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Jeegha Pride 11,4 Mathieu Mottier 40
5j. br. Stute von Charly du Noyer a.d. Bagheera Pride von Love You
Be: Cathérine Richard; Zü: Yvonnick Garandeau; Tr: Thierry Duvaldestin
2. Jean Balthazar 11,6 Benjamin Rochard 17
3. Java Dairpet 12,3 Paul-Philippe Ploquin 200
4. Jakartas des Prés 12,6 Jonathan Balu 520
5. Jubilé Prior 12,6 Jean-Yann Ricart 750
6. James Bond Girl 12,6 Anthony Barrier 200
7. Junon 13,7 Guillaume Martin 240
Jane Aimée 3.dai Eric Raffin 110
Jus de Fruit dis.r. Adrien Lamy 120
Justicia Smart dis.r. Nathalie Henry 470
Sieg: 40; Richter: leicht 3 - 7 - (k.Kopf) - 3 - Kopf - ¾ Länge; 10 liefen
Zw-Zeiten: 09,9/675m - 11,3/1175m - 12,1/1675m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-05-10/7500/5
Im Bummelzug zu 54 Mille
Auch wenn es sich um Dreijährige handelte, die über 2.700 Meter ran mussten, hatte das, was die 2021 geborenen Hengste im Prix Paul Karle exerzierten, mit Rennsport wenig zu tun - und das, obwohl der sonst so ungestüme Yoann Lebourgeois dirigierte.
Mit dem ganz außen eindrehenden Luciano Menuet legte er, nach 400 Metern gegen Loulou de Mye in die Regie gezogen, ein Tempo vor, das in der Musik als „largo“ bezeichnet werden würde. Wenn denn die Zeitmessung stimmte, zuckelte er in Begleitung Lovino Bellos auf den ersten 1.700 Metern in kaum glaublichen 1:18,8 bergab und bergauf.
Richtigen „Männersport“ gab’s von den Jungspunden erst auf den finalen 400 Metern, und da war es Lovino Bello, der beim nunmehr rasanten Tanz nicht mitkam und rasch in hintere Gefilde entschwand. Umso stärker profilierte sich dessen ständiger Schatten Lucky Jackson, doch hatte Lebourgeois alles sicher im Griff und schaukelte den Feliciano-Sohn der Ecurie des Charmes mit „Ausgucken“ der Konkurrenz sicher um einen „Hals“ vor dem Bazire-Vertreter zum fünften Mal als Ersten an den Zielstrich.
Keine Mühe hatte Loulou de Mye, im Fahrwasser des Siegers Platz drei gegen Largo de Castelle festzuhalten, der seinerseits Lombok Jiel um eine Nasenspitze in Schach hielt. Das siebte Fohlen der einstigen Gruppe-I-Siegerin Surabaya Jiel hatte sich zu Beginn eine zehn Sprünge umfassende Galoppade geleistet, nach der er Letzter war. Die Bummelei kam ihm natürlich entgegen, doch wie er von achter Position im Einlauf mittenmang auf Touren kam, war ganz großes Kino.
„Die Zielgerade war nicht schlecht, den Start müssen wir noch ein bisschen üben“, kommentierte Trainer Jean-Luc Dersoir süffisant, der mit Hokkaido Jiel einen anfangs ähnlich wackligen Kantonisten im Stall hat, der im Vorjahr als Sechsjähriger Face Time Bourbons Vincenner 1:09,1-Bahnrekord egalisiert hat. Durchaus rosige Aussichten für Dersoir und Jean Luck, den Patron der Ecurie Jiel.
Für Philippe Allaire war’s „business as usual“. Nach Gotland, Italiano Vero, Just a Gigolo und Koctel du Dain schrieb sich einer seiner Schützlinge zum fünften Mal in Folge in die Siegerliste dieser bis 2021 über 2.100 Meter gelaufenen Prüfung ein, mit der an den Züchter der grandiosen Gélinotte erinnert wird. Mit 207.250 Euro holte sich Luciano Menuet zudem die Krone des Jahrgangs von Lovino Bello zurück, der 205.795 Euro auf dem Kerbholz hat.
Prix Paul Karle (Gruppe II nat., dreij. Hengste)
2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Luciano Menuet 16,1 Yoann Lebourgeois 34
3j.dklbr. Hengst von Feliciano a.d. Flore Mika von Royal Dream
Be: Ecurie des Charmes (Lucien Urano); Zü: Michel Menuet; Tr: Philippe Allaire
2. Lucky Jackson 16,1 Nicolas Bazire 190
3. Loulou de Mye 16,1 Romain-Christian Larue 220
4. Largo de Castelle 16,2 Benjamin Rochard 100
5. Lombok Jiel 16,2g Pierre-Yves Verva 64
6. Lovino Bello 16,3 Eric Raffin 26
7. Little Brown 16,4 David Thomain 90
8. Lash Perrine 16,5 Franck Nivard 480
9. Le Voyou d’Almo 17,2 Charley Heslouin 710
Love and Sun dis.r. Laurent-Claude Abrivard 420
Sieg: 34; Richter: sicher Hals - 1 - 1¼ - k.Kopf - 1 - 1 - 1 Länge; 10 liefen (NS Leonardo Vici, Leonardo Roc)
Zw-Zeiten: 18,8/1200m - 18,8/1700m - 17,3/2200m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-05-10/7500/6
Lotta macht‘s
Enormer Andrang herrschte 27 Minuten später im Prix Masina bei den 2021 geborenen Damen, die es deutlich eiliger hatten, ins Bett zu kommen.
Den scharfen Takt gab teilweise 20 Meter vor dem Rest die schwer kontrollierbare Lady vor, die nach vier Siegen im Alltagsgeschäft erstmals auf Gruppe-Level unterwegs und von Clément Duvaldestin kaum zu regulieren war. Nach einem Kilometer hatte sie sich endlich abgekaut, so dass die Verfolger aufschlossen. Lotta Bourbon und Layla folgten innen, außen war es Listentothemusic, die La Joyeuse Wicz und andere hinter sich herzog.
Bergauf machte mit Love Letter die Ärmste der 15 mächtig Programm und verdrängte mit ihrem Überfall in dritter Spur sogar Lady von der Spitze. Erledigt war die Duvaldestin-Stute damit aber noch nicht, wie sich Mitte der Zielgeraden herausstellte. Rechtzeitig hinter ihr weg nach außen gezogen wurde Lotta Bourbon.
Eric Raffin zirkelte die Fuchsstute mit der langen schmalen Blesse aus dem Haras Saint-Martin des Hamburger Kaufmanns Rainer Engelke, eine Nichte der 556.608 Euro reichen Scala Bourbon, eine halbe Länge vor der lange am Ende des durch Fehler von Lizy Josselyn, Lilas Castelle und Lopigna früh dezimierten Feldes gelegenen Louisiane de Bomo ins Ziel, die unterwegs zu weit weg von der vorderen Musik war.
Platz drei angelte sich doch noch Lady vor der mutigen Love Letter, während Critérium-des-Jeunes-Siegerin La Joyeuse Wicz krass enttäuschte. In verheißungsvoller Lage hatte Gwenn Junod bereits 500 Meter vorm Ziel nicht viel mehr als die Leinen in der Hand. Sie kam als Letzte der Wertung am Zielrichter vorbei und machte dem „gelben Smiley“ negative Ehre.
Prix Masina (Gruppe II nat., dreij. Stuten)
2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Lotta Bourbon 14,5 Eric Raffin 34
3j. Fuchsstute von Prodigious a.d. Vita Bourbon von Love You
Be / Zü: Ecurie Haras Saint Martin (Rainer Engelke); Tr: Sébastien Guarato
2. Louisiane de Bomo 14,6 Benjamin Rochard 33
3. Lady 14,6 Clément Duvaldestin 110
4. Love Letter 14,6 Julien Dubois 110
5. Lipanga de Guez 14,7 Nicolas Bazire 390
6. Lush Life 14,7 David Thomain 140
7. Layla 15,0 Laurent-Claude Abrivard 430
8. La Star Roc 15,0 Paul-Philippe Ploquin 450
9. Luna Nova Gwen 15,3 Yoann Lebourgeois 650
10. Listentothemusic 15,5 François Le Brun 680
11. La Joyeuse Wicz 16,4 Gwenn Junod 75
Lopigna dis.r. Gabriele Gelormini 360
Lilas Castelle dis.r. Mathieu Mottier 470
Little Star Fleury dis.r. Alexis Collette 440
Lizy Josselyn dis.r. Anthony Barrier 320
Sieg: 34; sicher ½ - ½ - Kopf - ½ - ½ - 4 - k.Kopf; 15 liefen
Zw-Zeiten: 14,6/1200m - 15,1/1700m - 14,5/2200m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-05-10/7500/7
Hemma zum Achten
Zum Auftakt der Soirée konnte sich Familie Feelders beim 31 Versuch ihrer Hemma de Brikvil über den achten vollen Erfolg der Stute freuen, der ihre Prämien um 26.550 auf 239.800 Euro wachsen ließ.
Im Prix Regulus für sieben- bis elfjährige Französinnen, die keine 251.000 Euro gewonnen hatten, stellten 25 Meter Zulage kein Hindernis dar. Franck Nivard brachte die Tornado-Bello-Tochter am schnellsten aus Band zwei, orientierte sich in zweiter Spur durchweg an Favoritin Haitian Fight Song und hatte damit die beste Lokomotive, die er sich wünschen konnte.
Ausgangs der Schlusskurve bequem auf freie Bahn gekommen, raufte sich die Siebenjährige mit bewährter Kampfkraft für 7,3-fache Odds in 1 :13,2 zum sicheren Eine-Länge-Erfolg gegen die spät gebrachten Außenseiterinnen Hostia und Hisa du Margas.