Im Vorjahr war der 41-jährige Rotschopf der erste Driver, der zum zweiten Mal die Schallmauer von 1.000 Saisonsiegen knacken konnte: Nach 1.095 Siegen 2017 war er 2018 gar 1.143 Mal zur Ehrung vorgefahren, womit er Tim Tetricks seit 2007 bestehenden Weltrekord lediglich um 46 Zähler verfehlt hatte. Mit einem unglaublichen Dezember schaffte Merriman nun den dritten Tausender im 14., zugleich vorletzten Rennen auf der Bahn rund 25 Kilometer südwestlich von Cleveland.
Es war gegen 23 Uhr Ortszeit einer seiner üblichen Arbeitstage, der über Mittag mit drei Treffern in The Meadows begonnen hatte, bevor er ab der vierten Prüfung im Northfield Park aktiv wurde und vier weitere Zähler anfügte. Das „Jubiläums-Pferd“ war ein vierjähriger Traberwallach namens Some More Prince, der fast zehn Längen vor der übrigen Meute zum kleinen König wurde. „Ich danke allen, die mich unterstützen - Trainern, Besitzern, Freunden, vor allem meiner Familie, denn in den Schoß fällt einem so etwas nicht. Es ist das Ergebnis harter Arbeit.“ Das bedeutet in nackten Zahlen, dass der Mann aus Ohio zum sechsten Mal in Folge mehr als 4.000 (!) Mal pro Saison in den Sulky geklettert ist. Bis einschließlich Montag waren es 4.419, sein „Rekord“ steht bei 4.739 im Vorjahr. Die letzte Fahrt einer neuerlich überragenden Saison beendete der alte und neue Champion der USA und wenn man so will weltweit auf dem Ehrenplatz, denn an Silvester hatte er „spielfrei“.
Dafür geht er im neuen Jahr, das er mit 11.967 Siegen als Nummer sieben der Sulky-Geschichte in Angriff nimmt, gleich richtig in die Vollen: In sämtlichen 15 Prüfungen im Northfield Park ist er als Fahrer angegeben. Weil er selten für die ganz großen Aufgaben gebucht wird, belegt Merriman in der „money ranking list“ mit 8.461.479 USD nur Platz sechs. Der größte Anschaffer ist zum neunten Mal in seiner nicht minder kometengleichen Laufbahn Tim Tetrick, mit 758 Siegen die Nummer zwei der „winning list“. Der 38-jährige, kürzlich als Stargast eines skandinavischen Fahrertreffens im finnischen Rovaniemi mit einem Kaltblüter erfolgreich, gewann für die Besitzer der ihm anvertrauten Rösser 15.641.730 USD. Zweiter in dieser für die Professionals wesentlich interessanteren Tabelle ist Yannick Gingras mit 13.430.060 Dollar, ansonsten schafften noch der neuseeländische Shootingstar Dexter Dunn in seiner ersten kompletten nordamerikanischen Saison mit 12,07 und Jason Bartlett, der König von Yonkers Raceway, mit 10,22 Millionen Dollar den Sprung über die achtstellige Hürde.
Was Merriman bei den Fahrern, ist Ron Burke bei den Übungsleitern. Zum elften Mal in Folge wurde der nun 50-jährige deren Champion, und genauso oft haben seine zahlreichen Schutzbefohlenen mehr als zehn Millionen Dollar eingerannt. Diese Höhe hat außer ihm kein weiterer Trainer jemals erklommen. Zum siebten Mal am Stück verdienten seine Pferde sogar mehr als 20 Millionen, wofür der Mann aus Pennsylvania aber auch 4.862 Starter hatte. Im Allgemeinen waren die „Burkes“ pro Tag auf mindestens zwei Bahnen engagiert; diese hierzulande unvorstellbare Menge kommt einem logistischen Ritterschlag gleich.
Im Jahr 1 nach Jimmy Takter ist Marcus Melander für die Ausländer in die Bresche gesprungen. In erster Linie seine drei „G“-Musketiere Greenshoe, Gimpanzee und Green Manalishi räumten die Dreijährigen-Prüfungen für Traber derart konsequent ab, dass es trotz lediglich 332 Startern zu Rang vier vor Åke Svanstedt reichte. Takters Tochter Nancy Johansson und Per Engblom, die das Takter-Lot zu Teilen weitergeführt haben, belegen Platz 7 (Johansson mit 4.592.082 USD) bzw. 24 (2.817.554 USD, je 72 Siege).
Nordamerikas Champions (Siege - Starts - Gewinne in US-Dollar)
Fahrer
Aaron Merriman Tim Tetrick George Napolitano jr Ronnie Wrenn jr Brett Miller
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1.000 758 650 584 519
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4.419 3.095 2.851 2.832 3.041
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8.461.479 15.641.730 6.654.888 5.431.583 6.045.480
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Trainer (nach Gewinnen)
Ronald Burke jr Tony Alagna René Allard Marcus Melander Åke Svanstedt
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981 161 339 86 98
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4.862 738 1.729 332 465
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21.379.392 5.999.611 5.874.615 5.361.856 4.963.997
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Elias Joy ist siegreichster Traber 2019
…und das nicht nur in Nordamerika, sondern deutschen Geblüts überhaupt. Vermutlich zum Leidwesen seines Besitzers Andrew Gannon muss der am 18. Mai 2005 auf dem ehemaligen DDR-Gestüt Prieros im Südosten von Berlin geborene Hengst gemäß den nordamerikanischen Bestimmungen die Renneisen endgültig an den Nagel hängen. Zum alten Eisen gehört der Floritas-Hero-L-Sohn trotz seiner 14 Lenze mitnichten, obwohl ihm ein siegreicher Abschied nicht vergönnt war. Im Gegensatz zum 23. Dezember, als er sich auf seiner Heimatbahn Monticello aus der Deckung zum 18. Saisonsieg kämpfte, lief der Rennfilm am 31. Dezember genau anders herum.
Mit dem dritten und mit Abstand erfolgreichsten Kind der 31-fachen Siegerin Armbro Dia brauchte Hunter Oakes auf der 800-Meter-Bahn fast eine halbe Runde, um Grey Ice aus dem Kommando zu drängen. Der 13-jährige revanchierte sich, ging ausgangs der Schlusskurve aus dem Fahrwasser des Ende 2011 in die USA exportierten Hengstes und kämpfte ihn um einen „Hals“ nieder. Viel zu verdienen gibt’s in Monticello nicht: Der 77:10-Sieger strich 1.500 Dollar ein, der letzte Scheck Elias Joys lautet auf deren 750 - ergibt 2019 ein Einkommen von 39.265 Greenbacks. Sein 44. Saisonstart war zugleich der 278. der Karriere, die ganz bescheiden am 15. Juni 2008 in Mönchengladbach mit einer roten Karte begonnen hat. Deutschland hat er mit 28 Erfolgen aus 65 Starts verlassen und geht nun mit 62 Siegen, 37 zweiten und 39 dritten Plätzen sowie rund 256.000 Dollar in die wohlverdiente Rente.
Seinem Namen als Land der unbegrenzten Möglichkeiten machen die USA alle Ehre, denn der Zweite der „Traber-Rangliste“ kommt vom anderen Ende der Alterspyramide: Der zweijährige Lous Flashy Dancer hat in seinem ersten Arbeitsjahr 16 seiner 28 Aufgaben als Klassenbester gelöst. Da dies ebenfalls in der Provinz geschah, hat er nur 41.796 Dollar auf der Abrechnung. Mehr Rennen als Elias Joy haben 2019 jenseits des Atlantiks lediglich die elfjährige Pacer-Stute Rusty’s Flying (20) und der zehnjährige Wallach Atta Boy Dan (19) gewonnen; es folgen sieben Passgeher mit je 18 Saisonsiegen.