Nach der samstäglichen V75-Wette wurde auch am Sonntag zur V75-Kasse gebeten: Die Drei- und Vierjährigen hatten mit den über 2140 Meter führenden Finalläufen der Breeders Crown um jeweils 1,6 Millionen Kronen vor 2.287 Zuschauern ihren letzten großen Zahltag. Von denen waren bis auf die im Ausland geborenen Mascate Match (Finnland), Zeta Wise As (Italien) und Tae Kwon Deo (USA) alle für die Premiechansen nominiert, so dass ihre Gagen, so sie denn welche erhielten, verdoppelt wurden.
Bill vorneweg ein Bulle
Erster Nutznießer dieser Regelung war bei den dreijährigen Hengsten und Wallachen der sein erstes Rennjahr in beeindruckender Weise krönende Brother Bill, den Timo Nurmos zum Saisonende in galaktische Form gebracht hat. Platz zwei hinter Power im Svenskt Travkriterium am 29. September war das erste mächtig nachhallende Ausrufungszeichen des großkalibrigen From-Above-Sohnes, der nach dem Vorlaufsieg beim zehnten Auftritt sein Meisterstück machte. Jorma Kontio hatte von der „2“ nicht die geringsten Schwierigkeiten, die Spitze vor Global Adventure und Guzz Mearas an sich zu reißen, womit eine solide Basis für den fünften Sieg „lifetime“ gelegt war. War zunächst The Bald Eagle erster äußerer Begleiter, so wurde der nach 600 Metern von Ultion Face abgelöst, dem 300 Meter weiter Ubiquarian Face und für die Schlussrunde Favorit Power als Quälgeister folgten.
Brother Bill focht all das kein bisschen an. Power hatte 400 Meter vorm Ziel keine Kraft mehr und musste nach fünf Siegen am Stück mal wieder über eine Niederlage quittieren, die deftig ausfiel. Mit Platz acht flog der Googoo-Gaagaa-Wallach komplett aus den prämierten Rängen. Anders Brother Bill, der locker beschleunigte und 2½ Längen voraus in königlicher Haltung vor einem Trio die Linie kreuzte, das Kopf an Kopf verbissen fightete. Global Adventure hatte als Mittelsmann des Sandwichs einen Hauch mehr im Angebot als der sich innen einmischende Guzz Mearas und der außen attackierende Ubiquarian Face. Zwei Längen hinter dieser Troika bedankte sich Criterion für die konsequente innere Schonzeit mit feinem Einsatz für Platz fünf.
Breeders Crown - Finale - (Gruppe I int., dreij. Hengste & Wallache)
2140m Autostart, 1.600.000 SEK
1. Brother Bill* 12,5 Jorma Kontio 43
3j.br. Wallach von From Above a.d. Clear as a Bell von Super Arnie
Be: Stallskriket Gävle - Easy; Zü: Menhammar Stuteri AB; Tr: Timo Nurmos
2. Global Adventure* 3. Guzz Mearas 4. Ubiquarian Face 5. Criterion 6. Zola Key 7. Aetos Kronos 8. Power* 9. The Bald Eagle 10. Booze Ultion Face Digital Summit |
12,8 Erik Adielsson 12,8 Johan Untersteiner 12,8 Adrian Kolgjini 13,0 Carl Johan Jepson 13,1 Björn Goop 13,2 Örjan Kihlström 13,2 Robert Bergh 15,1 Ulf Ohlsson 17,7g Rikard Skoglund dis.r. Lutfi Kolgjini agh. Torbjörn Jansson |
96 287 162 846 750 31 26 1740 3046 866 845 |
*Vorlaufsieger
Sieg: 43; Richter: leicht 2½ - Kopf - k.Kopf - 2 - ½ Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 10,0/500m - 13,7/1000m - 10,8/letzte 500m
Wert: 800.000 - 400.000 - 200.000 - 96.000 - 64.000 - 40.000 SEK
Duell der alten Finnen
Augenscheinlich hatte sich Kontio im Winner Circle richtig wohl gefühlt und wollte unbedingt ein weiteres Mal hinein. Das war mit der nach identischem Rezept losgeschickten Ganga Bae in der Breeders Crown der 2016 geborenen Stuten ein sehr viel schwereres Stück Arbeit gegen einen Landsmann, der hatte verlauten lassen, seine Mascate Match sei in diesem Alter das vielleicht beste Pferd, das er je trainiert habe. Das will bei einem Fahrensmann wie dem 70jährigen Pekka Korpi einiges heißen, wenngleich vielleicht eher der Wunsch der Vater dieses Gedanken ist. Immerhin - ein Dutzend ihrer 14 Auftritte hatte die Muscle-Mass-Tochter mit einer Ehrenrunde abgeschlossen, und genau das hatte Korpi von Anfang an vor.
Gnadenlos drückte er auf die an der „1“ losfliegende Ganga Bae, doch vorbei kam er an seinem 66jährigen Landsmann nicht. Und weil Mad Princess und Schweppes die Bude innen zunagelten, blieb Mascate Match nur der Part der äußeren Anführerin, an die sich Alexi Quick, Dior Ima und Ies Elisabet koppelten. Nach 900 Metern Waffenstillstand machten die beiden kampfeslustigen Finnen ihre Partnerinnen erneut scharf, die sich sofort um einige Längen ab- und das erbitterte Duell fortsetzten. Die gesamte Zielgerade herunter ging’s kochend heiß her zwischen den beiden Gespannen, von denen Ganga Bae stets die passende Antwort parat hatte und sich um eine Länge behauptete. Die Favoritin hingegen musste gar um den Ehrenplatz fürchten, für den die Ready-Cash-Tochter Milady Grace kreuzgefährlich heransprintete und nur um eine Nasenspitze den Kürzeren zog.
Wie Brother Bill ist Ganga Bae erst in diesem Jahr ins Renngeschäft eingestiegen und steht mit sechs Siegen aus zehn Akten samt 2.279.000 Kronen Gage blendend da. Trainiert wird die Tochter von Muscle Hill und Alexia Ås, der fünf Millionen Kronen reichen Oaks-Siegerin von 2004 (deren zweites Fohlen Still Loving You ist 2012 auf der Berliner Derby-Jährlingsauktion versteigert worden) von Stefan Melander für den auch in Nordamerika aktiven Stall Courant des Anders Ström.
Breeders Crown - Finale - (Gruppe I int., dreij. Stuten)
2140m Autostart, 1.600.000 SEK
1. Ganga Bae* 13,2 Jorma Kontio 49
3j.dklbr. Stute von Muscle Hill a.d. Alexia Ås von Conway Hall
Be: Stall Courant AB (Anders Ström); Zü: Thomas Lind-Holm, DK/SE; Tr: Stefan Melander
2. Mascate Match* 3. Milady Grace 4. Dior Ima 5. Alexi Quick* 6. Schweppes 7. Ies Elisabet 8. Digital Pro 9. Zolly 10. Mad Princess 11. Gina Mearas Alaska Kronos |
13,3 Pekka Korpi 13,3 Peter Untersteiner 13,4 Rikard Skoglund 13,5 Björn Goop 13,6 Erik Adielsson 13,7g Carl Johan Jepson 13,7 Torbjörn Jansson 13,8 Mattias Djuse 15,3 Ulf Ohlsson 20,2g Johan Untersteiner dis.r. Örjan Kihlström |
16 195 1361 135 582 104 1758 411 651 172 447 |
Sieg: 15; Richter: leicht 2 - k.Kopf - 1 - 3 - 1 Länge; 12 liefen
*Vorlaufsiegerinnen
Zw-Zeiten: 08,2/500m - 13,8/1000m - 12,9/letzte 500m
Wert: 800.000 - 400.000 - 200.000 - 96.000 - 64.000 - 40.000 SEK
Mach’s noch einmal, Rotkäppchen
War Kontio der Zeremonienmeister bei den Dreijährigen, so gebührte dieser Status für die Generation 2015 Örjan Kihlström, der beide Kronen absahnte. Das war bei den Stuten keine Überraschung, denn Conrads Rödluva, die sich den Titel bereits im Vorjahr geholt hatte, gelang es endlich mal, ihrer Dauerrivalin Activated, die sie im Drottning Silvias Pokal wie im StoChampionatet im Speed eiskalt abserviert hatte, eine lange Nase zu zeigen. Ob dieser Schlappen auch gegen Stuten-Derby-Siegerin Racing Brodda war „Rotkäppchen“ nicht wie sonst klare Favoritin - und belehrte die Hasenfüße mit einer Performance, wie sie funkelnder nicht hätte sein können, gründlich eines Besseren. Dabei sah es lange nicht unbedingt nach dem 14. Sieg der Fuchsstute mit der Stirnflocke aus, zumal sie durchweg Activated direkt im Nacken spürte. Felicity Shagwell riss vor Fanny Chenal und Adi Gallia sofort die Regie an sich und wurde in der zweiten Kurve von Staro Miami abgelöst. Auf dem Außengleis übernahm bald Racing Brodda vor Evelyn, Conrads Rödluva und Activated die Rolle der Anführerin, und so ging’s bei extrem zügiger Fahrt ohne nennenswerte Verschiebungen um die nächste Runde.
500 Meter vorm Ziel beorderte Kihlström seine Partnerin in Spur drei - natürlich mit Activated als bombenfest angeklebtem Anhängsel. Ab der letzten Ecke dürfte Einigen der Mund vor Verblüffung gar nicht mehr zugegangen sein: Wie ein Strich fegte die SJ’s-Caviar-Tochter los, fraß Staro Miami und Racing Brodda im Sauseschritt und zog mit diesem Endspurt der sonst so speedigen Activated gründlich den Kampfzahn. Mit der war ihr Trainer und Besitzer Fredrik Wallin dennoch hochzufrieden: „Meine Stute hat am Ende einer langen und harten Saison mit vielen Höhepunkt und 4,7 Millionen Einkommen noch einmal alles gegeben und ist mit dem extrem passenden Verlauf nur an einer Besseren gescheitert. Da darf man nicht meckern!“ Ein deftiges Kompott verpasste die Rennleitung dem Trainer aus Gävle: Weil die barfuß laufende Activated mit einem blutenden „Fuß“ aus dem Match kam, muss er 10.000 Kronen Strafe berappen.
Mit 1:11,8 schmetterte „Rotkäppchen“, das mit 9.545.500 Kronen zur „Goldmarie“ und reichsten vierjährigen Schweden-Stute aller Zeiten wurde, die schnellste Zeit des Nachmittags auf die Piste und wird in die wohlverdiente Winterruhe entschwinden, wie Trainer Daniel Redén verkündete. „Ich ahnte, sie könne heute gewinnen. Als ich am Donnerstag in der Abschlussarbeit erstmals den Zaum mit den ziehbaren Kulissen probierte, reagierte sie phänomenal. Einziges Fragezeichen war, ob sie gesund bleibt, denn meinen Stall hat eine kleine Krankheitswelle erfasst. Ihre letzte halbe Runde war unglaublich!“
Breeders Crown - Finale - (Gruppe I int., vierj. Stuten)
2140m Autostart, 1.600.000 SEK
1. Conrads Rödluva* 11,8 Örjan Kihlström 33
4j. Fuchsstute von SJ’s Caviar a.d. Moviestar von Juliano Star
Be: Stall Zet; Zü: Ove Conradsson & and.; Tr: Daniel Redén
2. Activated* 3. Staro Miami 4. Racing Brodda* 4. Loser on Loser 6. Aleppo Pine 7. Zeta Wise As 8. Fanny Chenal 9. Adi Gallia 10. Felicity Shagwell 11. Evelyn 12. Dixie Brick |
12,0 Carl Johan Jepson 12,1 Mika Forss 12,2 Rikard Skoglund 12,2 Erik Adielsson 12,8 Kenneth Haugstad 12,9 Kevin Oscarsson 13,0 Björn Goop 13,8 Nicklas Westerholm 14,0 André Eklundh 15,4 Torbjörn Jansson 16,4g Jorma Kontio |
36 166 27 1670 472 765 329 1342 390 1704 137 |
*Vorlaufsiegerinnen
Sieg: 33; Richter: leicht 1½ - 1½ - ½ - totes Re. - 5 - Hals; 12 liefen
Zw-Zeiten: 08,4/500m - 11,0/1000m - 12,1/letzte 500m
Wert: 800.000 - 400.000 - 200.000 - 80.000 - 80.000 - 40.000 SEK
Nobler Glückspilz auf dem Thron
Vater Muscle Hill war zweifacher Breeders-Crown-Champion Nordamerikas, Mutter Tamla Celeber, 23 Siege und 8,3 Millionen Kronen schwer, Oaks-, Silvias-Pokal-, StoChampionatet-, Deutschland-Grand-Prix- und nordamerikanische Breeders‘-Crown-Siegerin. Kein Wunder, dass ihrem Erstling Forfantone Am gigantische Erwartungen galten, die der körperlich kleine Braune nur ansatzweise zu erfüllen vermochte. Der erste richtig große Wurf, der sein Konto auf 3.405.525 Kronen verdoppelte, gelang ihm bei den vierjährigen Herren, die sich der Veranstalter als Zugnummer für den Schluss aufgespart hatte. Wobei eine gewaltige Portion Glück im Spiel war, denn die drei Gemeinten waren mehr oder weniger früh Totalausfälle.
Insbesondere Timo Nurmos wird die letzte Krönung vermutlich gern aus seiner Erinnerung streichen: Viking Brodde, für den sich sein „erster Schütze“ Jorma Kontio entschieden hatte, rumpelte vom Start wie ein Lastwagen gegen Ferraris und legte 30 Meter hinter der Spitze los, und Inti Boko begann (wie Smokin Joe) im gestreckten Galopp. Und als auch Tae Kwon Deo im ersten Bogen unter dem geharnischten Druck Forfantone Ams aus dem Takt geriet und nach endlosen Sprüngen die rote Karte sah, war einer gelinden Überraschung Tür und Tor geöffnet, wobei das am Erfolg Forfantone Ams nicht kratzen soll: Schließlich gehört zum Trabrennsport, wie es ein Trainer nach einem solchermaßen ergatterten Sieg formulierte, „eben dazu, nicht nur möglichst schnell, sondern auch im Trab unterwegs zu sein.“
Einmal vorn vor Marcello Wibb, der das Durcheinander bis zur ersten Kurve aus Startreihe zwei am besten umschiffte, Deep Pockets und Mellby Glader, hatte Örjan Kihlström keine Eile und ließ die äußeren Truppen bei einem ersten Kilometer von 1:14,2 aufmarschieren. Die wurden für die Schlussrunde vom mit einem Kraftakt noch einmal in die Schlacht geworfenen Viking Brodde angeführt, dem zum Schluss enorm die Puste ausging. Dahinter lauerten Betting Gangster, Wingmaster und Marc Elias‘ Ferrari Sisu. Trotz des arg verschleppten Tempos kam Forfantone Am noch gehörig unter Druck durch Betting Gangster, mit dem Rikard Skoglund 500 Meter vorm Ziel in dritter Spur auf Eroberungstour ging. Forfantone wankte, doch er fiel nicht und raufte sich mit Glück und Geschick gegen den Going-Kronos-Sohn mit „Hals“-Vorteil ins Ziel. 1½ Längen dahinter holte des Gangsters Anhängsel Ferrari Sisu nach dem Ehrenplatz im Derby den nächsten üppigen, dank der Premiechansen über 400.000 Kronen lautenden Scheck und ist mit 2.865.500 Kronen 2019 der Großverdiener in Conrad Lugauers Etablissement.
Den Stein, der Roger Walmann vom Herzen fiel, konnte man über die ganze Bahn plumpsen hören: „Das ist der gute Abschluss eines furchtbaren Jahres, in dem in meinem Stall wenig zusammenlief. Warum, haben wir noch immer nicht rausgefunden. Dieser Sieg zeigt: Wir sind noch da und hoffen, dass es 2020 besser läuft.“
Breeders Crown - Finale - (Gruppe I int., vierj. Hengste & Wallache)
2140m Autostart, 1.600.000 SEK
1. Forfantone Am 12,6 Örjan Kihlström 85
4j.br. Hengst von Muscle Hill a.d. Tamla Celeber von Cantab Hall
Be: SRF Stable (Lennart Ågren); Zü: Am Bloodstock AB; Tr: Roger Walmann
2. Betting Gangster 3. Ferrari Sisu 4. Marcello Wibb 5. Mellby Glader* 6. Deep Pockets 7. Wingmaster 8. Flight Dynamics 9. Smokin Joe 10. Viking Brodde Tae Kwon Deo* Inti Boko* |
12,6 Rikard Skoglund 12,8 Marc Elias 12,9 Johan Untersteiner 13,2 Robert Bergh 13,2 Erik Adielsson 13,3 Kim Eriksson 13,5 Per Lennartsson 13,6g Dante Kolgjini 14,1 Jorma Kontio dis.r. Adrian Kolgjini dis.r. Carl Johan Jepson |
93 177 207 214 509 316 1974 920 58 42 30 |
*Vorlaufsieger
Sieg: 85; Richter: Kampf Hals - 1½ - 1 - 2½ Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 09,0/500m - 14,2/1000m - 10,4/letzte 500m
Wert: 800.000 - 400.000 - 200.000 - 96.000 - 64.000 - 40.000 SEK
V75-1 (Sto): V75-2 (BC 3j H/W): V75-3 (Lärl.): V75-4 (BC 3j St): V75-5 (Vierj.): V75-6 (BC 4j St): V75-7 (BC 4j H/W): |
Cactus / Örjan Kihlström Brother Bill / Jorma Kontio Randemar R.D. / Henriette Larsen Ganga Bae / Jorma Kontio Seismic Wave / Örjan Kihlström Conrads Rödluva / Örjan Kihlström Forfantone Am / Örjan Kihlström |
25 43 119 49 17 33 85 |
Umsatz V75: 27.668.861 SEK
1. Rang: 376,7 Systeme à 19.096 SEK
2. Rang: 245 SEK
3. Rang: 32 SEK
Umsatz Top-7 (Vierj.): 673.480 SEK