Auf dem Gabentisch des Neun-Rennen-Menüs lagen vier Gruppe-Prüfungen, zwei davon auf klassischem Niveau um 200.000 Euro, sowie zwei Eintrittskarten zum Prix d’Amérique 2020 für die Sieger des Prix Ténor de Baune für die Generation 2014 und des Critérium Continental, das sich an die 2015 Geborenen wendete.
Exzellenter Aufstieg
Einmal mehr zeigte sich im Prix Ténor de Baune, wie ausgewogen das französische Rennsystem ist, das auch Spätentwicklern tolle Chancen lässt, große Kasse zu machen. Beispiele gibt’s in Hülle und Fülle, angefangen von Cleangame und Aubrion du Gers, denen als Wallachen die Klassiker im Mutterland des europäischen Trabrennsport weiterhin versagt sind, über Bélina Josselyn, die im August 2015 - da war sie vier - ihre Feuertaufe in einer sechsstellig dotierten Aufgabe im Galopp versemmelte. Jüngster jener unendlichen Reihe ist Excellent, dem Laurent-Claude Abrivard, der sich in den letzten Jahren immer mehr einen Namen als Vorbereiter von Satteltraber gemacht hat, im September 2018 ein erstes Engagement auf Gruppe-II-Ebene verschrieben hatte. Das endete wie jenes von Bélina mit einer Disqualifikation - ein gutes Omen auf dem weiteren Karriereweg? Aufs nächste durfte der Real-de-Lou-Sohn bis zum März warten und schlug als Dominator des Prix Robert Auvray gestandene Größen wie Enino du Pommereux und Eridan aus dem Feld. Seitdem war’s mit dem großrahmigen Braunen trotz weniger Volltreffer dank vieler guter Platzierungen unaufhaltsam aufwärts gegangen. So wunderte es nicht, dass das „Homebred“ der Abrivards gegen viele Gruppe-I-Cracks am Totalisator stark angefasst und hinter Enino du Pommereux, dem Sieger des Critérium des 4 Ans und Zweiten des Fünfjährigen-Kritériums, bei fünffachen Odds zum Co-Favoriten avancierte.
Wie exzellent der Braune die schwierigste Aufgabe seines Lebens löste, nötigte allerhöchsten Respekt ab und dürfte einige Trainer der Arrivierten ins Grübeln geraten lassen. Alexandre Abrivard wählte keineswegs eine streng defensive Variante an der Innenkante. Hinter Vitruvio und Enino du Pommereux ging’s in dritter Spur an der Tribüne vorbei, und als sich in der Senke der Italiener die Führung der ersten und Enino jene der zweiten Spur sicherten, wehte ihm der raue Fahrtwind unverblümt um die Nase. Bergauf ein entschlossener Tritt aufs imaginäre Gaspedal, Gocciadoro ließ ihn ohne größere Widerrede vorbei - das kostete sicherlich einige Reserven. Mitte der Schlusskurve machte der in dritter Linie auftauchende Who’s Who nur kurz Ansprüche geltend; dann verschwand Schwedens Derby-Sieger 2018, dem Örjan Kihlström nichts mehr abverlangte, sang- und klanglos nach hinten, nahm zur Enttäuschung der Travkompaniet-Schar auch beim dritten Vincennes-Abenteuer keine Kopeke mit und wird noch ein bisschen üben müssen, will er in die Fußstapfen seines Vaters Maharajah treten.
Nicht ganz so ernüchternd war die Vorstellung Vitruvios, doch hatte der vorjährige Zweite des Critérium Continental als Vierter mit dem engeren Ausgang nichts zu tun und blieb weit von seiner Vorjahrsform entfernt. Kaum bekamen Excellents Anhänger ein mulmiges Gefühl, als dessen letzter verbliebener Quälgeist Enino du Pommereux zum Ballyhoo blies und ihm dicht an die Gurte kam, da machte der sich verblüffend leicht auf vier Längen frei. Und wenn auch das geflügelte Wort über Zeiten gilt, die Schall und Rauch seien, so waren Excellents 1:11,6, mit denen er Raja Mirchis 1:12,8-Rennrekord von 2013 gründlich rasierte, über die Prix-d’Amérique-Distanz von 2700 Metern eine barsche Ansage: Die Bestmarke im Rennen der Rennen halten Bold Eagle und Readly Express, die 2017 bzw. 2018 in 1:11,2 den Riesen-Scheck abgeräumt hatten. Looking Superb hatte sich im Vorjahr das Billett in 1:13,3 abgeholt.
Mit Platz drei rettete der verdeckt in dritter Spur aktive Alcoy die Ehre der Ausländer vor dem bereits erwähnten Vitruvio, dem in zweiter Spur im Vordertreffen aktiven Eugenito du Noyer sowie dem ersten Leader Volnik du Kras. Die siebente Prämie holte sich Vivid Wise As, der nach einem Startrumpler am Ende des Riesenpulks gelandet war und mit diesem Handicap kaum besser abschneiden konnte. Über dem im Mittelfeld postierten Tsunami Diamant schwappte die Woge der Klasse-Pferde zusammen; mehr als Platz elf war für Deutschlands Derby-Sieger 2017 nicht drin.
Ein Luxusproblem kommt auf Alexandre Abrivard zu: „Ich bin gespannt, was mein Vater und Jean-Michel Bazire für den Amérique aushandeln, in dem ich ja Looking Superb fahren soll. Vielleicht fährt Papa selbst. Begeistert wäre ich nicht, würde er sich einen Catchdriver holen. Excellent dankt es immer mehr, dass er trotz zweier Siege als Zweijähriger in Reims lange auf der kleinen Route unterwegs war und sich in Ruhe entwickeln konnte. Wir werden ihn auf den Amérique so gut wie möglich vorbereiten.“
Prix Ténor de Baune (Gruppe II int., fünfj. Hengste und Stuten)
2700 Meter Bänderstart o.Z.; 100.000 Euro
1. Excellent 11,6 Alexandre Abrivard 50
5j.br. Hengst von Real de Lou a.d. Udine d‘Odyssée von Ipson de Mormal
Be / Zü / Tr: Laurent-Claude Abrivard
2. Enino du Pommereux 3. Alcoy 4. Vitruvio 5. Eugenito du Noyer 6. Volnik du Kras 7. Vivid Wise As 8. Ghazi B.R. 9. Eridan 10. Voltaire Gifont 11. Tsunami Diamant 12. Eclair du Mirel 13. Who’s Who Speedy Face Etoile de Bruyère Erminig d‘Oliverie |
11,9 Matthieu Abrivard 12,2 Christophe Martens 12,2 Alessandro Gocciadoro 12,3 Eric Raffin 12,3 Gabriele Gelormini 12,4g Björn Goop 12,5 Jean-Michel Bazire 12,5 David Thomain 12,8 Pietro Gubellini 12,9 Robin Bakker 13,4 Yoann Lebourgeois 13,4 Örjan Kihlström dis.r. Adrian Kolgjini dis.r. Charles Dreux dis.r. Franck Nivard |
45 210 150 69 800 88 120 440 1500 680 330 76 1740 1480 120 |
Sieg: 50; Richter: überlegen 4 - 3 - 1 - 1 - Hals - Hals; 16 liefen
Zw-Zeiten: 10,9/1200m - 11,3/1700m - 11,9/2200m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Kein Kampf der Giganten
Bei der Zieldurchfahrt im Critérium Continental, jenem vor Jahren vom Sommer ans Saisonende verlegten internationalen Vierjährigen-Vergleich um heuer 200.000 Euro, suchte man es vergebens: Jenes zum Markenzeichen gewordene breite, sympathische Grinsen, das Björn Goop so oft drauf hat, wenn er souverän voraus dem Ziel einer Gruppe-Prüfung zustrebt. Der derzeit gewaltig in französischen Revieren wildernde 43-jährige wusste genau, wie dünn das Eis war, auf dem er Face Time Bourbon zum Sieg chauffierte. Was sich im Rennbericht kurz und bündig als 18. Treffer aus 21. Starts mit 2½ Längen Vorsprung wie „Business as usual“ für den Tipp des Tages liest, hing tatsächlich bis 250 Meter vorm rettenden Hafen an einem seidendünnen Faden. Bis zu jenem Zeitpunkt roch, nein stank es schwer danach, als solle Conrad Lugauer seiner nach eingefahrener Gewinnsumme und Siegen mit Abstand besten Saison die Krone aufsetzen. Mit dem ersten Schritt hatte er mit Campo Bahia an der „1“ unerbittlich aufs Kommando gepocht, erst Frisbee d’Am und Fric du Chêne, dann seinem „halben“ Landsmann Rikard Skoglund mit Hamburgs großem Sieger Zarenne Fas den Griff nach dem Taktstock kompromisslos vergällt.
Ausruhen durfte sich „das beste Pferd, das ich je hatte“ nach diesem ersten Kraftakt kaum. Bergauf verfrachtete er bei kerniger Fahrt die Angriffsversuche von Feeling Cash und Fairplay d’Urzy ins Reich der Träume und sah noch an der Einmündung der kleinen Piste wie der uneingeschränkte Herrscher des Verfahrens aus. Dort musste Goop, anfangs als Dritter der zweiten Linie ordentlich untergekommen, durch die Wachablösungen immer weiter zurückgeschoben und letztlich hinter Follow You in Spur drei auf Arbeit, allmählich zur Tat schreiten, sollte die Mission Sieg nicht leise im Sand verlaufen. Natürlich sah der sich immer wieder umdrehende Lugauer, wie Goop 500 Meter vorm Ziel Face Time Bourbon die Sporen gab, und fuhr seinerseits ab. Trotz der vielen Quälgeister schien Campo Bahia keinesfalls müde. Im Gegenteil: Der erstmals rundum ohne Eisen aufgebotene Muscle-Hill-Sohn hatte an der letzten Ecke unter sanften Hilfen - Goop arbeitete dort wesentlich intensiver - das hehre Ziel vor Augen, als der Überschlag aus heiterem Himmel erfolgte und Lugauers zweites Halbjahr fast zum Vergessen komplettierte.
Im schwedischen Derby an einem frühen Fehler und, nach einer zehrenden Aufholjagd, an müden Beinen gescheitert, für die ein anklingender Infekt der oberen Luftwege ausfindig gemacht worden war, sollte die erste Rehabilitation im Europa-Championat der Vierjährigen folgen, wo der Hengst der Münchner Besitzerfamilie Berchtold bereits im Vorlauf wegen einer Erkältung gestrichen werden musste. Auch der dritte Versuch, nach dem Triumph im Konung Gustaf V:s Pokal zu Åby im Mai ein ganz großes Ding zu drehen, ging voll in die Hose und hinterließ einen gallebitteren Beigeschmack. „Er war ganz allein auf weiter Flur und verlor bei extrem hohem Tempo (die letzten 500 Meter wurden für Face Time Bourbon inoffiziell mit 1:06,5 gestoppt./Anm.d.Red.) für einen kurzen Moment den Rhythmus. Das konnte ich nicht abfangen“, knurrte ein sichtlich bedienter Lugauer, „der Amérique ist ohnehin uninteressant. Offenbar ist Campo Bahia dafür noch nicht bereit. In einem Jahr sollte das ganz anders aussehen.“ Ob der muskelbepackte Modellathlet, ein Inbegriff an Kraft, Ausstrahlung und Schönheit, ohne den Lapsus gewonnen hätte, darüber gingen die Meinungen der Experten diametral auseinander.
Goop fühlte sich keineswegs als Sieger von Campo Bahias Gnaden: „Als Connis Hengst sprang, machte Face Time Bourbon gerade ziemlich viel Boden wett. Campo war grandios, aber ich hatte ein perfektes Führpferd und konnte das Tempo in der finalen Kurve enorm steigern. Mein Hengst hat sich durchaus gut angefühlt, obwohl ich gestehen muss, dass es mir schon Kopfzerbrechen machte, was Campo Bahia nach diesen Attacken noch drauf hatte. Nun geht’s in den Prix d’Amérique, das hat Sébastien bereits unmissverständlich erklärt. Ich liebe diese harten Wettbewerbe ums große Geld und fühle selbst in solchen extremen Matches nie irgendwelchen Druck.“ Dem fügte Lugauer nur ein lakonisches „1:0 für Face Time - das Duell geht weiter“ an. Sorgen um die Amérique-Teilnahme hätten sich Goop, Guarato & Co selbst bei einer Niederlage nicht machen müssen. Bei Platz zwei hätte das Konto Face Time Bourbons, bei dem Züchter Rainer Engelke weiterhin einen zehnprozentigen Part hält, 1.028.550 Euro ausgewiesen; so sind es 40.000 mehr.
Einen tollen Ehrenplatz aus hintersten Gefilden erspurtete mit Flèche du Yucca die Zweitärmste des 17er Pulks, die sich mit zwei ähnlich rasant zustande gekommene Erfolgen auf viel niedrigerer Ebene empfohlen hatte und ihr Gesellenstück ablegte. Den Durchmarsch der Gastgeber perfekt machte der Europa-Derby-Zweite Frisbee d’Am, für den sich Alexandre Abrivard bei Lugauer bedanken durfte, dass jener trotz aller Überraschung Campo Bahia fair weit nach außen aus der Gefahrenzone galoppieren ließ. Dann schlug die Stunde dreier Kopf an Kopf über die Linie stürmenden Riesenaußenseiter. Das Zielfoto entschied zugunsten des Schweden Flight Dynamics mit dem ansonsten glücklosen Örjan Kihlström und gegen die zwei Haaresbreiten später einkommenden Fighter Smart und Fun Quick. Der von Fric du Chêne angeführte Rest erreichte den Hof deutlich zurück.
Nach Bold Eagle 2015 und Eridan 2018, der gemeinsam mit Un Mec d’Héripré 1:10,3 Rekordhalter bleibt, stellte Ready Cash bereits den dritten Sieger dieses Klassikers. Goop, der sich eine Woche nach Gunilla d’Atouts Krönung zur Dreijährigen-Königin im Critérium des 3 Ans den zweiten klassischen Lorbeer ans Revers heften konnte, trug sich nach Tumble Dust 2014 zum zweiten Mal auf der Ehrentafel ein, wo unter anderem die Namen der „Allemands“ Ideal (1991), German Titan (2000) und Abano As (2001) stehen. Der Letzte, der nach dem Sieg im Critérium fünf Wochen später auch im Prix d’Amérique die Nase vorn hatte, war Bold Eagle.
Critérium Continental (Gruppe I int., vierj. europ. Hengste und Stuten)
2100 Meter Autostart, 200.000 Euro
1. Face Time Bourbon 10,6 Björn Goop 14
4j.dklbr. Hengst von Ready Cash a.d. Vita Bourbon von Love You
Be: Scud. Bivans Srl, IT; Zü: SARL Haras Saint Martin (Rainer Engelke); Tr: Sébastien Guarato
2. Flèche du Yucca 3. Frisbee d’Am 4. Flight Dynamics 5. Fighter Smart 6. Fun Quick 7. Fric du Chêne 8. Feeling Cash 9. Zarenne Fas 10. Zabul Fi 11. Follow You 12. Fairplay d’Urzy Campo Bahia Betting Gangster Fakir du Lorault Falcao de Laurma Favorite Fligny |
10,9 Jean-Philippe Dubois 11,1 Alexandre Abrivard 11,3 Örjan Kihlström 11,3 Mathieu Mottier 11,3 Yoann Lebourgeois 11,6 François Lagadeuc 11,7 Eric Raffin 11,7 Rikard Skoglund 12,1 Pietro Gubellini 13,0 Matthieu Abrivard 13,4 Jean-Michel Bazire dis.r. Conrad Lugauer dis.r. David Thomain dis.r. François Lecanu dis.r. Franck Nivard dis.r. Sylvain Dieudonné |
600 380 3800 2880 2220 730 1090 330 3400 2800 110 51 1280 720 160 3790 |
Sieg: 14; Richter: leicht 2½ - 2½ - 2½ - k.Kopf - Kopf - 3 - ¾ - ½ Länge; 17 liefen (NS File Gin)
Zw-Zeiten: 06,9/600m - 10,7/1100m - 11,4/1600m
Wert: 90.000 - 50.000 - 28.000 - 16.000 - 10.000 - 4.000 - 2.000 Euro
Gangsterstunde am helllichten Tag
Gunilla d’Atout - Trumpf auch unterm Sattel? Das war die große Frage vor dem Prix de Vincennes, dem mit 200.000 Euro honorierten ersten Meeting-Höhepunkt für die (dreijährigen) Satteltraber. Vor einer Woche hatte die raketengleiche Aufsteigerin das Critérium des 3 Ans gewonnen, nun sollte das Doppel her, das als Letzter 2001 der damals von Philippe Allaire trainierte Késaco Phédo mit Jos Verbeeck bzw. Jean-Philippe Mary geschafft hatte, allerdings im Abstand von zwei Wochen. Auch bei Gunilla erfolgte ein „Handwechsel“: Natürlich saß nicht Björn Goop im Sattel, doch Eric Raffin kannte die Ready-Cash-Tochter von fünf Siegen gut genug, und auch der erstmalige Einsatz im Monté sollte laut Trainer Sébastien Guarato kein Problem sein: „Beim einzigen Test unterm Sattel Mitte der Woche hinterließ sie einen hervorragenden Eindruck und zeigte keine Spur von Müdigkeit.“ Bestätigen konnte die nicht sonderlich auffällige Braune diese Einschätzung durchaus, scheiterte letztlich jedoch am zu vorsichtigen Beginn und verbrauchte einfach zu viele Körner, um sich auf dem letzten Kilometer allmählich von zehnter Position in vordere Sphären zu tanken, zumal dort niemand auf sie wartete. So blieben letztlich nur Platz fünf, 10.000 Euro und die Erkenntnis, dass man ihr diese Aufgabe gegen die Spezialisten so kurz nach dem Gruppe-I-Coup durchaus hätte ersparen können.
Ein anderer Handwechsel zeitigte bessere Wirkung. Sechsmal war Grâce de Faël unter dem jungen Maxime Tijou angetreten, sechsmal waren diese Beiden nicht zu ballern gewesen. Dann hatte sich Thierry Duvaldestin entschlossen, für die (halb-)klassischen Aufgaben Matthieu Abrivard zu verpflichten - mit durchwachsenem Erfolg: Der Sieg im Prix Urgent wurde umrahmt von zwei frühen Ausfällen in den Prix Louis Tillaye und Raoul Ballière. Die Rückkehr zu Tijou registrierten die „turfistes“ erfreut, kürten das Modell einer Stute knapp zur Favoritin - und lagen damit nicht so ganz falsch. Im Gegensatz zu den sofort ausfallenden Gala Téjy und Gee, denen wenig später Gloire et Beauté sowie in der Senke Golden Visais und Garance de Hoerdt auf die Sündertafel folgten, benahm sich die Sam-Bourbon-Tochter, als hätte sie nie ein Trab-Wässerchen getrübt.
Gab zunächst Gospel Pat vor Gigi de Vaudival und Gélinotte du Rib den Zeremonienmeister, so folgte die Ablösung eine Runde vor Schluss durch Grâce de Faël, mit der Tijou fortan ungestört seine zügigen Kreise zog. Außen mühte sich Gainsborough mit Gangster du Wallon, Graine de Crack und dann erst Gunilla d’Atout im Schlepp. Genau der Gangster war’s, der zum Raubzug auf Grâce de Faël blies. Es wurde deutlich vor dem um rund fünf Längen distanzierten, von Gladys des Plaines angeführten Rest ein kurzes Gefecht. Langsam, doch unaufhaltsam neigte sich die Waage zugunsten des von BenjaminRochard punktgenau eingesetzten Hengstes, der besagtem Prix Raoul Ballière zur Generalprobe seinen Stempel aufgedrückt hatte und nun mit dem vierten Treffer aus 19 Versuchen einen richtig großen „Bruch“ machte: 90.000 Euro wanderten in die Tasche von Besitzer und Trainer Damien Lecrocq - ergibt insgesamt 256.640 Euro. Dass sein Schützling mit 1:14,1 den im Vorjahr von Fado du Chêne auf 1:13,2 gedrückten Rennrekord recht deutlich verfehlte, dürfte ihn nicht mal peripher tangiert haben.
Prix de Vincennes - Monté - (Gruppe I nat., dreij. Hengste und Stuten)
2700 Meter Bänderstart o.Z., 200.000 Euro
1. Gangster du Wallon 14,1 Benjamin Rochard 71
3j.br. Hengst von Let’s Go Along a.d. Umeda du Wallon von Nil du Rib
Be / Tr: Damien Lecroq; Zü: Erick Dewaele
2. Grâce de Faël 3. Gladys des Plaines 4. Gigi de Vaudival 5. Gunilla d’Atout 6. Gélinotte du Rib 7. Gospel Pat 8. Gainsborough 9. Graine de Crack 10. Gaia du Pont 11. Godigious Deladou Gloire et Beauté Garance de Hoerdt Golden Visais Gee Gala Téjy |
14,2 Maxime Tijou 14,5 Anthony Barrier 14,6 Alexandre Abrivard 14,9 Eric Raffin 14,9 Jean-Loïc Claude Dersoir 15,0 David Thomain 15,3 Yoann Lebourgeois 15,9 Elisabeth Allaire 16,6 Adrien Lamy 22,3 Damien Bonne dis.r. Matthieu Abrivard dis.r. François Lagadeuc dis.r. Théo Peltier dis.r. Mathieu Mottier dis.r. Paul-Philippe Ploquin |
29 280 450 30 410 200 140 1640 1540 2150 660 1310 1010 290 110 |
Sieg: 71; Richter: sicher 1½ - 4½ - 1½ - 3½ - 1 Länge; 16 liefen
Zw-Zeiten: 10,9/1200m - 11,3/1700m - 11,9/2200m
Wert: 90.000 - 50.000 - 28.000 - 16.000 - 10.000 - 4.000 - 2.000 Euro
Fado ein echter Hit
Mit einem Donnerschlag rüttelten die vierjährigen Satteltraber im Prix Léon Tacquet, der den Super-Sonntag eröffnete, die Wettgemeinde aus dem Mittagsschlaf hellwach. 12:10-Favoritin Flèche Bourbon erinnerte sich nach vier Monté-Siegen in Folge, die sie an die Spitze dieses Gewerbes katapultiert hatten, dass sie auch mal springen konnte, und war als innere Zweite hinter dem wie der Blitz eingetretenen Fado du Chêne im ersten Bogen (von Joinville) ein Totalausfall. Der vor dem Start überaus zappelige Fado wiederum, selbst kein Kind von Galopp-Traurigkeit und seit drei Versuchen sieglos, erinnerte sich an seine Gala-Vorstellung vor genau einem Jahr, mit der er den Prix de Vicnennes überlegen auf seine Kappe gebracht hatte, und schmetterte dahin, dass es eine Pracht war. 1:06,4 für die erste, 1:10,1 für die zweite Zwischenzeit ließen den Rest der Corona in Ehrfurcht erstarren.
Die zum Monté-Einstand in ein wahres Fegefeuer geratene Fubria vor Flore de Janeiro und Fuego de Houëlle innen, Flamboyant Blue vor Zerozerosette Gar und France Brésil außen versuchten, Kräfte zu schonen, so gut es bei dem Höllenritt eben ging. Im Schlussbogen rüsteten Flamboyant Blue und France Brésil auf, noch ein wenig besser konnte es Fuego de Houëlle. Doch auch er prallte an Fado du Chêne ab, über dem Paul-Philippe Ploquin kaum einen Finger rühren musste. Nach 1:11,8 sprang das Konto des nunmehr elffachen Siegers um 36.000 auf 690.700 Euro - kein Grund für Trainer Julien Le Mer und Besitzer Claude Guedj, wehmütige Lieder anzustimmen.
„Grandios! Die wahren Cracks kommen immer wieder! So rasant wie heute hat er nie zuvor Tritt gefasst, und dennoch musste ich mächtig kurbeln, um nicht außen hängen zu bleiben. Bergauf konnte ich es dann etwas ruhiger angehen, denn er pullte überhaupt nicht. 700 Meter vorm Ziel zog ich das Tempo problemlos an, und weil er solch ein Phänomen ist, hab ich keinen Augenblick um den Sieg gezittert“, jubelte Ploquin, der sich dank Fado einen großen Namen gemacht und sich in drei klassische Siegerlisten - Saint Léger, Prix des Elites, Prix de Vincennes - eingetragen hat.
Prix Léon Tacquet - Monté - (Gruppe III int., Vierjährige)
2175m Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Fado du Chêne 11,8 Paul-Philippe Ploquin 65
4j.br. Hengst von Singalo a.d. Star du Chêne von Coktail Jet
Be / Zü: Claude Guedj; Tr: Julien Le Mer
2. Fuego de Houëlle 3. Flamboyant Blue 4. Flore de Janeiro 5. France Brésil 6. Fubria 7. Fille Bois Morin 8. Fandango du Chêne 9. Zerozerosette Gar Flèche Bourbon |
11,9 Adrien Lamy 12,0 Antoine Dabouis 12,0 Anthony Barrier 12,2 David Thomain 12,2 Yoann Lebourgeois 14,4 Pierre Thieulent 14,6 François Lagadeuc 16,8 Jonathan Vanmeerbeeck dis.r Alexandre Abrivard |
200 120 260 470 270 870 760 960 12 |
Sieg: 69; Richter: sicher 1 - 1½ - ½ - 2 - ½ Länge; 10 liefen.
Zw-Zeiten: 06,4/675m - 10,1/1175m - 12,3/1675m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro