Erneut war das Ippodromo Vinovo in Turin, der anderen Metropole des Nordens, die große Bühne für die jungen Hüpfer, doch ließ die Internationalität wie seit langem trotz üppiger Prämien zu wünschen übrig. Je zwei Franzosen und Deutsch-Holländer wagten sich gegen 16 Italiener; immerhin doppelt so viele wie im letzten Jahr, als allein Mister F Daag und Lewis Ale ausländische Fahnen hoch gehalten hatten.
Und wenn es auch nicht die Favoriten waren, die in den Vorläufen dominierten, so wurde der lange Nachmittag letztlich doch zu einem Schaulaufen, einer Stallmeisterschaft der Gocciadoro-Zöglinge gegen mehr oder weniger hartnäckige Statisten aus anderen Dependancen. Von der siebenköpfigen Flotte des Mannes in Gelb, der zwar nicht nach Siegen, wohl aber nach eingefahrener Gewinnsumme der Traber-Szene Italiens derzeit seinen Stempel aufdrückt wie einst über Jahre Holger Ehlert, überstanden mit dem wie im Derby-Vorlauf im Galopp ausfallenden Malmöer Breeders’-Course-Sieger Acciaio und Alcapone Stecca (V.) nur zwei die Eliminations nicht.
Große Kasse machte die Armada des 44-jährigen, der nach einer weiteren Prügelorgie bei Arazi Boko selbst in seinem Heimatland, in dem man diesbezüglich einiges gewohnt ist, mächtig in der Kritik steht und sich mit der Peitsche heute weitgehend zurückhielt, im Finale: Mit den Rängen 1, 2, 3, 4 und 6 - Juan Bros kam als Einziger ohne Prämie zurück - erbeutete sie 249.400 der ausgelobten 261.000 Euro (dazu werden in italienischen Rennpreisen stets die Züchterprämien ausgewiesen, die im Orsi-Mangelli 58.000 Euro betrugen). „Lucky loser” war Velten von Flevo, der sich gegen die Übermacht auf Platz fünf prächtig hielt.
Batteria A
Ein Riesenrennen bestritt in Vorlauf 1 der im deutschen Derby so knapp gescheiterte Juan Bros, dem von der „10“ von Haus aus ein hartes Brot bevorstand. Erster Bogen dritte Spur, danach eine kurze Verschnaufpause in zweiter „Scheibe“ hinter Al Capone Stecca, der vom Trainingsgefährten Aramis EK, für den sich Gocciadoro entschieden hatte, für die finalen 1000 Meter die Kapitänsbinde überreicht bekam, selbst Alcide Roc und Italiens Derby-Sieger Alrajah One im Nacken: Obwohl er in der zweiten Biege hinter dem Leader hätte einscheren können, entschied sich Pietro Gubellini, den Deutsch-Holländer in der Todeslage weitermarschieren zu lassen. Zu pass kam ihm, dass Favorit Argentovivo beim Anrollen des Startautos auf dem falschen Fuß erwischt wurde, die „1“ überhaupt nicht zu nutzen wusste und mit 20 Meter Rückstand aufs noble Feld begann, die nie entscheidend auszubügeln waren, und Granon Védaquais als innerer Vierter wohlverpackt war.
Eingangs der Überseite sprangen sich Antony Leone, anfangs ein zäher Streithammel um die Spitze, bevor er im Rücken Aramis EKs verschwand, im Schlussbogen Alcide Roc aus dem zweiten Paar außen um Kopf, Kragen und die weitere Teilnahme. Zu Beginn der Zielgeraden fasste Gubellini bei Juan Bros gewohnt wuchtig nach. Der Muscle-Mass-Sohn reagierte trotz des anspruchsvollen Pensums prächtig, bekam Al Capone Stecca früh in Griff und war vor Aramis EKs Schlussattacke um eine Länge bombensicher gefeit. Für den Tempomacher kam’s knüppeldick: Neben dem von ganz hinten kommenden Général du Parc flitzte auch Alrajah One an ihm vorbei, so dass ihm nur die fünfte Prämie blieb und es mit dem Finale Essig war.
Batteria B
In Batteria B gelang es allein Deutschlands Derby- und Breeders-Crown-Sieger Velten von Flevo, in die fast undurchdringliche Phalanx der Gocciadoro-Eleven einzudringen. Mit Platz drei kassierte der Ganymède-Sohn von Bernie Johnstone und Sigrid Velten zwar beim achten Auftritt seine erste reelle Niederlage überhaupt - einmal war er im Galopp ausgefallen -, doch die erfolgte in allen Ehren. Schließlich waren die Rivalen alles andere denn von Pappe. Allen voran Axl Rose, der trotz zweier roter Karten im Derby und bei der Generalprobe vor 14 Tagen hier in Turin bei 18:10 kräftig auf den Favoriten-Schild gehoben wurde. Der Love-You-Sohn spielte diese Rolle gut, aber nicht gut genug. Am Start wie üblich nicht der Schnellste, schaufelte ihn Gocciadoro, als es das erste Mal an der Tribüne vorbeiging, vom vierten Paar außen an die Flanke Velten von Flevos, mit dem Rick Ebbinge - ebenfalls wie zu erwarten - von der „5“ mit Schmackes vor Ares Caf und Alpago WF resolut das Kommando an sich gerissen hatte.
Der äußeren Gocciadoro-Dreifachspitze, die der im Schlussbogen springende Acciaio komplettierte, folgten Aramis Bar und Ananas Jet, deren gemeinsame Attacke auf der Überseite in dritter Spur bei durchweg strammem Tempo wirkungslos verpuffte. Eingangs der Zielgeraden knöpfte sich Axl Rose den Deutsch-Holländer vor und servierte ihn um 1½ Längen ab. Noch besser drauf war Trainingskumpel Amon Your SM, hinter dem sich Antonio Greppi ob des idealen Verlaufs früh die Hände reiben konnte. Es war dem Derby-Zweiten ein Leichtes, Axl Rose zu übertönen und unter Rekordverbesserung auf 1:11,9 zum siebenten Mal in seiner Karriere als Erster anzuschlagen. Keine Sorgen musste sich Ebbinge um „Bronze“ machen: Ares Caf, „Gocciadoro Numero 3“, war als Vierter und damit letzter Finalist um drei Längen distanziert.
Finale
„Fünf Gocciadoros gegen den Rest der Dreijährigen-Welt“ stand als Motto über dem Finale, das Velten von Flevo erneut von der „5“ in Angriff nahm. Diesmal hatte die gelbe Übermacht jedoch aufgepasst und ließ ihn in Gestalt von Amon You SM und dem an diesen „angeklebten“ Aramis EK nicht in Front. Immerhin war das Loch hinter diesem Duo im ersten Bogen groß genug, dass Ebbinge das einzig Vernünftige tat und ihn vor Juan Bros dahinter verstaute. Fast im gleichen Moment legte Alex Gocciadoro bei Axl Rose den Vorwärtsgang ein. Selbstredend überließ Antonio Greppi dem „Boss“ die Führungsarbeit. Vollzogen war der Wachwechsel nach 500 Metern. Unmittelbar darauf verließ Juan Bros die Innenspur und setzte sich vor Ares Caf, womit die Großflotte die totale Kontrolle hatte. Die behielt sie auch, als sich Alrajah One und Général du Parc aus hinteren äußeren Gefilden ein wenig nach vorn wagen wollten, bei dem enormen Tempo jedoch kaum Terrain geschweige denn Positionen wettzumachen vermochten.
Am Ende hieß es wie prognostiziert: „Alles Gocciadoro oder was?“ Einfach wurde Axl Rose der Satisfaktionssieg nach den beiden Ausfällen jedoch nicht gemacht. Bis zum Zielstrich setzte ihm Amon You SM erbittert zu. Auf solch einem „Scudetto“ will sich schließlich ein Jeder verewigen, und so musste Gocciadoro doch wieder kräftig zum Stock greifen, um den Hengst mit der langen breiten Blesse um ein paar Zentimeter zum elften Sieg aus nunmehr 16 Versuchen zu zwingen, mit dem sein Konto auf 566.535 Euro kletterte. Vier Längen hinter den nur durch Zentimeter getrennten Love-You-Söhnen - der Zielrichter genehmigte sich verständlicherweise einen Blick aufs Zielfoto - bedankte sich Aramis EK für die ihm durch Örjan Kihlström gewährte konsequente innere Schonung mit Rang drei eine knappe Länge vor Stablemate Ares Caf. Im Duell der beiden Deutschen um das, was übrig blieb, behielt Velten von Flevo um eine Länge die Nase vor Juan Bros, dem der zweite Kraftakt binnen zwei Stunden etwas zu viel war, und verhinderte einen historischen Komplett-Durchmarsch eines Quartiers.
In der Siegerliste der Prestige-Prüfung, die unter anderem der Berliner Tornado Hanover 1988 als Zweiter zu Traffic Jam und Abano As 2000 als „Winner“ beendet haben, steht Alessandro Gocciadoro nun nach Vitruvios Sieg 2017 ein zweites Mal; für Greppi wär‘s die Premiere gewesen. Geschichte ist der 1:11,6-Rennrekord der beiden Finnen Passionate Kemp und Brad de Veluwe (2004 bzw. 2011 in Mailand-San Siro): 1:11,3 lautet die neue Messlatte.
Gran Premio Paolo e Orsino Orsi Mangelli - Finale - (Gruppe I int., Dreijährige)
1600m Autostart, 319.000 Euro
1. Axl Rose 11,3 Alessandro Gocciadoro 20
3j.br. Hengst von Love You a.d. Linda di Casei von Uronometro
Be: Maria Alessandri; Zü: Johan Charlie Sjöstrand; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Amon You SM 3. Aramis EK 4. Ares Caf 5. Velten von Flevo 6. Juan Bros 7. Alrajah One Général du Parc |
11,3 Antonio Greppi 11,9 Örjan Kihlström 12,0 Antonio di Nardo 12,1 Rick Ebbinge 12,3 Pietro Gubellini 12,4 Enrico Bellei dis.r. Alexis Prat |
41 181 333 105 53 80 87 |
Sieg: 20; Richter: Kampf k.Kopf - 4 - ¾ - 1 - 1½ Längen; 8 liefen
Wert: 133.400 - 63.800 - 34.800 - 17.400 - 11.600 und 58.000 Euro Züchterprämie
Vorläufe: 1600m Autostart, 22.000 Euro
Wert: 9.200 - 4.400 - 2.400 - 1.200 - 800 sowie 4.000 Euro Züchterprämie
Die ersten Vier qualifizieren sich fürs Finale
Batteria A (Premio Giuseppe Guzzinati)
1. Juan Bros 12,7 Pietro Gubellini 120
3j.br. Hengst von Muscle Mass a.d. Ziezo Buitenzorg von Uronometro‘
Be: Scud. Tramontom Srl; Zü: Bros Stables, DE / NL; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Aramis EK 3. Général du Parc 4. Alrajah One 5. Al Capone Stecca 6. Aleandro ZS 7. Argentovivo 8. Granon Védaquais Antony Leone Alcide Roc |
12,8 Alessandro Gocciadoro 12,9 Alexis Prat 12,9 Enrico Bellei 13,0 Giampaolo Minnucci 13,4 Antonio Greppi 13,8 Roberto Vecchione 14,6 Andrea Guzzinati dis.r. Gaetano di Nardo dis.r. Filippo Rocca |
40 272 35 58 418 28 326 90 127 |
Sieg: 120; Richter: sicher 1 - Hals - ½ - ½ - 3 Längen; 10 liefen
Batteria B (Premio Vittorio Guzzinati)
1. Amon You SM 11,9 Antonio Greppi 85
3j.br. Hengst von Love You a.d. Emon Santa Fe’ SM von Lemon Dra
Be: Luigi Colasanti; Zü: Fabio Moscati; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Axl Rose 3. Velten von Flevo 4. Ares Caf 5. Alpago WF 6. Ananas Jet 7. Aramis Bar 8. Alchemist Bi Acciaio |
12,0 Alessando Gocciadoro 12,2 Rick Ebbinge 12,6 Antonio di Nardo 12,8 Antonio Velotti 12,9 Roberto Vecchione 13,1 Björn Goop 14,9 Erik Bondo dis.r. Örjan Kihlström |
18 54 70 389 212 38 687 117 |
Sieg: 85; Richter: leicht 1¼ - 1½ - 3 - 1 - ½ Länge; 9 liefen (NS A Sexygirl Par)
Kommt ein Schimmel geflogen
Auch die 88.000 Euro, die in der „Filly“-Abteilung ausgelobt waren, lockten kaum Fremdlinge an. Da sie nun schon mal auf dem Trip über die Alpen waren, nahmen Jeroen Engwerda und Philippe Allaire Jonah Vredebest und Graine de Crack mit, die weit mehr als nur zum Händchen halten für ihre Reisepartner da waren. Besonders Ebbinge ließ sich nicht in Bockshorn jagen und pochte an der „1“ mit Hollands Derby-Zweiter machtvoll auf die Spitze. Das sah Andrea Guzzinati hinter der Französin nach 300 knüppelharten Metern ein, hatte dabei aber ein so großes Loch gebohrt, dass er bequem vor Arnas Cam auf Tauchstation hinter der Muscle-Mass-Tochter gehen konnte. So leicht wollte es wiederum Gocciadoro den Ausländern nicht machen, kam mit Amber Prad angebraust und legte sich neben Jonah Vredebest, für die es kein Verschnaufen gab.
Die Quittung bekam die mit einem frischen Vincennes-Sieg angereiste Holländerin auf der Zielgeraden, wo sie mit letzter Kraft Rang fünf festhielt. Ungeachtet der Todesspur schien Gocciadoro eine halbe Stunde vor dem „offenen“ Orsi Mangelli schon mal den Winner Circle inspizieren zu können. Die Sterne standen für seine Timoko-Tochter verlockend günstig, bis Arnas Cam auf Touren kam. Die hatte Santo Mollo nach 600 Metern hinter Amber Prad lanciert. Auf den letzten 200 Metern machte die von Ready Cash gezeugte Grauschimmel-Stute ganz kurzen Prozess und setzte sich überlegen um 3½ Längen zum siebenten Sieg ab, der ihr 36.800 Euro in die mit zuvor 89.590 Euro ohnehin propper gefüllte Kasse spülte. Wie im Vorjahr ging somit der größte Scheck an den Stall des seit Jahren in Italien arbeitenden Dänen Erik Bondo.
Gran Premio Paolo e Orsino Orsi Mangelli - Filly - (Gruppe II int., dreij. Stuten)
1600 Meter Autostart, 88.000 Euro
1. Arnas Cam 12,8 Santo Mollo 29
3j. Grauschimmel-Stute von Ready Cash a.d. Nadia Cam von Varenne
Be / Zü: Scud. La Camargue Srl; Tr: Erik Bondo
2. Amber Prad 3. Graine de Crack 4. Ampia Mede SM 5. Jonah Vredebest 6. Amelie Kyu Bar 7. Alouette 8. Antracite Jet 9. All Wise As 10. Ariala Cash SM 11. Allegra WF Allegra Gifont Alcatraz Stecca |
13,2 Alessandro Gocciadoro 13,4 Andrea Guzzinati 13,6 Vincenzo-P. dell’Anunziata 13,6 Rick Ebbinge 13,8 Örjan Kihlström 13,8 Edoardo Baldi 14,0 Saviano Gallo 14,3 Björn Goop 14,6 Roberto Vecchione 15,1 Mario Minopoli jr dis.r. Antonio di Nardo agh. Giampaolo Minnucci |
144 225 523 65 500 117 472 122 466 271 24 167 |
Sieg: 29; Richter: überlegen 3½ - 1¼ - 1¼ - Hals - 1¼ Längen; 13 liefen
Wert: 36.800 - 17.600 - 9.600 - 4.800 - 3.200 und 16.000 Euro Züchterprämie