Vincennes, Samstag, 20. Januar 2024. Schwer zu kauen hatten die Fans Matthieu Abrivards am Ergebnis des Prix de Brest für die älteren Semester, der nicht nur auf dem geduldigen Papier, sondern auch bis 600 Meter vorm Ziel eine maßgeschneiderte Aufgabe für seinen Iguski Sautonne zu sein schien.
Der Village-Mystic-Sohn war 2024 bei 13 Versuchen nur zweimal nicht auf dem Treppchen gelandet, hatte zwei Etappen des GNT - in Toulouse und Saint Galmier - gewonnen und sich für Platz zehn im GNT-Finale mit einem Ehrenplatz in Bordeaux zu Ino du Lupin umgehend rehabilitiert.
Im Zehnerfeld - Jaguar Dream und Ziguli dei Greppi (unmittelbar vor dem Start) mussten passen - übernahm Goal Star vor Grindelwald sofort die Führung und wurde auf Zielschildhöhe, wo Indy Rock unvermittelt aus dem Takt kam und die dunkelgraue Form der Redén-Traber nahtlos fortsetzte, von Global Dubhe abgelöst. Das war das Signal für Matthieu Abrivard, das Gaspedal kräftig durchzudrücken.
Kurz nach dem Abzweig der kleinen Bahn hatte er den Favoriten „in the lead“, rochierte lang durch den Joinviller Bogen mit seinem Onkel Laurent-Claude bzw. I Can Dream und hatte zu Beginn des Anstiegs wieder die Hosen an. Der nach außen beorderte Global Dubhe juckte ihn wenig. Gefährlicher sah da schon der ab dem Gipfel inszenierte Sturmlauf Iznogoud Ams aus, der letztlich zum Genickbrecher für Iguski Sautonne wurde.
350 Meter vorm Pfosten hatte Matthieu Abrivard außer den Leinen praktisch nichts mehr in der Hand; sein Wallach verabschiedete sich geradezu kläglich nach hinten. Doch auch die Schweden-Fraktion vermochte den Sack nicht zuzubinden, denn Iznogoud Am hatte sich sein Verhängnis selbst mitgeschleppt.
Aus seinem Windschatten schlug der wie (fast) immer mit David Békaert liierte Inato Pierji kurz und knackig zwei Längen voraus zum 20. Mal in seiner 31 Auftritte umfassenden Laufbahn zu und hat nun 412.080 Euro auf dem Konto.
Dessen Trainer Alexandre Bonnefoy wusste sich vor Glück kaum zu fassen: „Das war das Zielrennen dieses Winters. Trotzdem ist‘s fast unglaublich, dass der Wallach gewonnen hat, der einen langen Leidensweg hinter sich hat. Immer wieder hatte er mit Bein-Problemen zu kämpfen - an sich nichts Weltbewegendes, aber wir mussten und müssen stets auf der Hut sein."
"Nachdem er nach neun Monaten Pause gerade wieder in gute Form gekommen war, hat er uns vor acht Tagen erneut gehörig aufgeschreckt. Doch der Tierarzt gab grünes Licht, und so stehen wir hier, obwohl ich lange gezögert habe zu starten. Jetzt hat er erst mal drei Wochen Pause, in der er an den Strand geht, um Wasser zu treten im Hinblick auf seine empfindlichen Beine.“
Békaert gestand nach seiner einzigen Fahrt dieses Nachmittags: „Der Trainer war nicht besonders zuversichtlich und meinte, mit einem besseren Platzgeld wäre er sehr zufrieden. Darauf hab ich mich konzentriert, doch dann lief’s taktisch besser für uns als ich dachte. Die weite Anreise aus dem Süden hat sich vollauf gelohnt. Jammerschade für Inato Pierji, dass er nur so dezent eingesetzt werden kann. Immerhin hat er schon Cracks wie It’s a Dollarmaker und Inexess Bleu die Eisen gezeigt.“
Der Einbruch Iguski Sautonnes indes schien unerklärlich, denn zu zügig war es keineswegs: Mit 1:13,3 war Inato Pierji nicht nur 0,4 Sekunden langsamer als Vorjahrssieger It’s a Dollarmaker, sondern verfehlte die 1:11,2-Rennbestmarke eines gewissen Cleangame aus dem Jahr 2020 um Lichtjahre.
Prix de Brest (Gruppe III int., Sechs- bis Elfjähr.)
2850m Bänderstart; 25 Meter Zulage ab 405.000, 50 Meter ab 1.200.000 Euro (unbesetzt); 90.000 Euro
1. Inato Pierji 2850 13,3 David Békaert 51
7j.br. Wallach von Uniclove a.d. Odyssée Pierji von Fleuron Perrine
Be: Eric Capuano; Zü: Pierre Julienne; Tr: Alexandre Bonnefoy
2. Iznogoud Am 2850 13,5 Mathieu Mottier 150
3. Grindelwald 2850 13,5 Alexandre Abrivard 210
4. Toto Barosso 2850 13,6 Jean-Michel Bazire 190
5. Goal Star 2850 13,9 Gabriele Gelormini 88
6. Global Dubhe 2850 14,0 Benjamin Rochard 130
7. Iguski Sautonne 2850 14,0 Matthieu Abrivard 25
8. Gaspar de Brion 2875 15,7 Jean-Etienne Abrivard 1040
I Can Deam 2850 dis.r. Laurent-Cl. Abrivard 610
Indy Rock 2850 dis.r. Paul-Philippe Ploquin 45
Sieg: 51; Richter: leicht 2 - 1 - 1 - 4 - 1 - k.Kopf; 10 liefen (NS Jaguar Dream, Ziguli dei Greppi)
Zw-Zeiten: 14,6/1350m - 14,3/1850m - 14,0/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2025-01-18/7500/6
Aus der Deckung zugeschnappt
Sage und schreibe 17 Jahre muss man zurückblättern, bis man auf eine identisch dürftige Besetzung des Prix de Pardieu trifft. Trotz Abwesenheit von Lexie de Banville und Lionheart, den Protagonisten der letzten Wochen in diesem Metier, wollten nur acht 2021 geborene französische Satteltraber über 2.175 Meter an die 120.000 Euro ran.
Um das schlechte Maß voll zu machen, fielen Lambada du Goutier auf der Startgeraden und der bei 19:10 dann doch etwas überraschend deutlich auf den Favoritenschild gehobene Lucky Jackson im Bogen von Joinville aus, so das ab jenem Zeitpunkt der Veranstalter den kleinsten Scheck schon mal im Vereinssäckel belassen konnte.
Das verbliebene Sextett ließ sich fortan nichts zuschulden kommen und sorgte für ein heißes Endkampf-Duell, in dem Lovissime knapp, aber sicher die Oberhand behielt. Philippe Allaires Stute hatte Guillaume Martin clever hinter Tempomacherin La Joyeuse Wicz und Lisbonne Dry an der Innenkante versteckt, derweil Lutin des Bordes vor Lovely Chenevière und Little Orélie den äußeren Ton angab.
Kurz vor Beginn des Schlussbogens machte Mathieu Mottier mit der Siegerin des Saint Léger des Trotteurs ein deftiges Fass auf, doch hatte Damien Bonne aufgepasst und hielt, während La Joyeuse Wicz auch in diesem Metier komplett die Segel strich, kräftig dagegen. Mitte der Zielgeraden hatte er ausgespielt. „Daheeme“ war die Feeling-Cash-Tochter damit noch lange nicht.
Immer stärker wurde Lovissime, mit der Martin rechtzeitig von innen weg in den Sog der kleinen Braunen gekommen war, und gab ihr nach einer kräftigen Aufmunterung 150 Meter vorm Pfosten um eine halbe Länge das Nachsehen.
Der fünfte Treffer aus zwölf Versuchen war zugleich der zweite auf halbklassischem Level, mit dem die Love-You-Tochter mit der langen breiten Blesse bei 219.550 Euro angekommen ist und damit fast so viel gewonnen hat wie ihr ein Jahr älterer Vollbruder Kaviarissime.
Durchaus zu gefallen wusste Lisbonne Dry; die kleine Fuchsstute flitzte mit tollem Speed auf zwei Längen an die beiden Duellantinnen heran und schnappte sich bereits die vierte „Bronze“ in einem Monté-Gruppe-Match. Mit 1:12,1 blieb Lovissime nur zwei Zehntelsekunden unter Hallix‘ 2021 markiertem Rennrekord.
„Sie hat in jedem der zurückliegenden Matches Fortschritte gemacht, ihr Temperament in den Griff bekommen und ist vorm ‚Ab‘ die Ruhe selbst. Zudem war sie heute das zweite Mal rundum barfuß unterwegs, was sie mit Sicherheit eine Stufe voran gebracht hat. Und ich hatte durchweg die richtigen Lokomotiven - insbesondere auf dem Schlussabschnitt hinter Little Orélie."
"Wobei ich ausgangs der Schlusskurve meine Zweifel hatte, ob wir Mathieus Stute bezwingen könnten. Aber Lovissime hat sich prächtig ins Zeug gelegt und wollte selbst unbedingt die Nase vorn haben. Ich denke, die Länge der Strecke ist kein Problem für sie. Wenn sie will, kann sie alles“, schrieb Martin der Love-You-Tochter ins Gebetbuch.
Prix de Pardieu - Monté - (Gruppe II nat., vierj. Hengste & Stuten)
2175 Meter Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Lovissime 12,1 Guillaume Martin 84
4j.br. Stute von Love You a.d. Elegantissime von Ready Cash
Be / Zü: Frédéric Sauque; Tr: Philippe Allaire
2. Little Orélie 12,1 Mathieu Mottier 56
3. Lisbonne Dry 12,3 Paul-Philippe Ploquin 100
4. Lutin des Bordes 12,8 Damien Bonne 55
5. Lovely Chenevière 12,8 Victor Saussaye 350
6. La Joyeuse Wicz 12,9 Adrien Lamy 210
Lucky Jackson dis.r. Alexandre Abrivard 19
Lambada du Goutier dis.r. François Lagadeuc 360
Sieg: 84; Richter: sicher ½ - 2 - 6 - ½ - 1 Länge; 8 liefen
Zw-Zeiten: 10,0/675m - 11,4/1175m - 12,4/1675m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2025-01-18/7500/3
Für den „Cornulier“ vorgefühlt
Das Sieger-Areal inspizierte Paul-Philippe Ploquin im Prix de Granville (2700m; sieben- bis zehnjährige Franzosen, keine 301.000 Euro; 68.000 Euro), der Quinté-Prüfung des Tages, mit dem für 20:10 gehandelten Isofou du Chêne. Er ließ seine Fans allerdings lange zappeln, denn bergauf gab er das Zepter an Hockfeler du Mesle ab und war dahinter bis Mitte der Zielgeraden eingesperrt, als sich endlich die Tür öffnete.
Trotz der Kürze des verbliebenen Weges kam der große Braune ausreichend auf Touren, ließ die Beine mächtig fliegen und gab für den zehnten Sieg Ister Man sicher mit einer Länge das Nachsehen. Nun muss es 24 Stunden später im Prix de Cornulier mit Idéale du Chêne nur noch ebenso gut klappen …