Nur 17 Stunden später konnten die Fans erneut in den Pariser Südosten zum Bois de Vincennes pilgern, so sie es nicht vorzogen, sich irgendwo um einen Monitor zu scharen. Zum Auftakt des Winter-Meetings spendierte ihnen die Société ein echtes Schmäckerchen: Der über 2850 Meter führende Prix des Cévennesrichtete sich an sechs- bis zehnjährige „Internationale“, die keine 1.200.000 Euro verdient hatten, mithin an erfahrene Recken mindestens der Kategorie 1b mit erstklassigen Referenzen.
Allein vier der 13 Aspiranten, die sich um 90.000 Euro auch für die Quinté-Wette ins Zeug legten, stammten aus dem Quartier Jean-Michel Bazires. Standen bei den rundum mit Eisen versehenen Dreambreaker als dem mit Abstand Ärmsten aller Kandidaten und dem dreifachen Gruppe-I-Sieger Davidson du Pont mit Gabriele Gelormini bzw. Nicolas Bazire die dritte bzw. zweite öffentliche Trainingseinheit unter Wettkampfatmosphäre an, was der Toto mit Siegquoten von 1180 und 520 entsprechend ansetzte, so sah das beim Prix-d’Amérique-Zweiten Looking Superb ein klein wenig anders aus. Ganz klar der Gemeinte war jedoch Bazires Spezi Cleangame, der zwar auch rundum beschuht antrat, in dieser Aufmachung jedoch immerhin 15 Mal in der Hand des Meisters die Linie als Erster gekreuzt hatte. Der mit seinem aktuellen Triumph in Toulouse zum Millionär avancierte Wallach stand nicht nur voll im Saft, sondern hat in diesem Winter in Vincennes nicht allzu viele Startmöglichkeiten, so dass dieser erste deftige Appetitanreger für ihn gleich ein echtes Muss war.
Wie er dies in blanken 1:12 löste, dürfte zu Beginn des Meetings die ewige Diskussion befeuern, endlich Kastraten in Klassikern wie dem Prix d’Amérique und dessen Vor- und Revanche-Aufgaben zuzulassen: Auch wenn’s nur 1½ Längen waren, die ihn im Ziel vom Zweiten Balbir trennten, so konnten sich „turfistes“ und Bazire bereits Mitte der Zielgeraden des Sieges sicher sein. Keinen Handschlag tat der 48-jährige, drehte die Peitsche nicht einmal nach vorn und studierte aufreizend lässig, was am und im Rennleitungswagen vor sich ging.
Losgelassen hatte Bazire den vor knapp zwei Jahren von Sébastien Guarato „geerbten“ Ouragan-de-Celland-Sohn sehr bedächtig und ihn im fünften Paar außen untergebracht. Fürs Tempo war Tony Gio vor Balbir, Bahia Quesnot, Dreambreaker und Davidson du Pont zuständig. Die Nase in den kühlen Außenwind steckte Anzi des Liards, dem Carat Williams, Détroit Castelets und Looking Superb folgten, während Bugsy Malone, der Sieger des 4400-Meter-Marathons von Caen, zunächst alle vor sich hertrieb. So weit hinten zu agieren ist die Sache des Yoann Lebourgois nicht, der seinem Partner bergauf die Socken scharf machte und sich am Ende des Anstiegs vor Tony Gio setzte. Da endlich gab auch „JMB“ seine vornehme Zurückhaltung auf, preschte mit dem 500 Meter vorm Ziel bereits schwer gefahrenen Carat Williams „huckepack“ in dritter Spur vor. Bis ausgangs der Schlusskurve ließ er Bugsy Malone gewähren und dann Cleangame in bestechender Manier nach Hause schnurren, als ob zuvor alles nur Spielerei war.
Vier, fünf Längen Vorsprung waren im Nu herausgeholt, und nur weil Bazire die Zügel am Ende deutlich schleifen ließ, durfte sich der befreite Balbir dicht an ihn heran robben. Ebenso konsequent nutzte Bahia Quesnot die Innenspur - ergab Rang drei für die eisenharte Stute, die damit bewies, dass sie beim Galopp-Trip im International Trot keinen Schaden genommen hat. Auch Tony Gio und der in dritter Schlussbogenspur gefällig auf Touren kommende Looking Superb flitzten an Bugsy Malone vorbei. Auch wenn er ohne echte Ambitionen angetreten war, war das Gebot von Dreambreaker erschreckend niedrig. 700 Meter vorm Ziel verlor der „Oberkracher“ den Kontakt zum Feld und bot 100 Meter hinter dem blassen Vorletzten Carat Williams eine erschreckende Vorstellung. Da dürfte dem Meistertrainer einige Aufbauarbeit ins Haus stehen, bis der Offshore-Dream-Sohn die Form des vorigen Winters, die ihn zu sieben Frankreich-Treffern führte, parat hat.
Nichts zu meckern gab’s über Cleangame: 46. Start, 29. Sieg, Konto lockeren Schritts auf 1.091.570 Euro ausgebaut; sein Horizont scheint vorerst grenzenlos. Für seinen Patron war’s nach Quoumba de Guez 2012 und Aubrion du Gers 2016 der dritte Eintrag auf dem Siegerschild.
Prix des Cévennes (Gruppe III int., Sechs- bis Zehnjähr., keine 1.200.000 Euro)
2850m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro
1. Cleangame 12,0 Jean-Michel Bazire 15
7j.br. Wallach von Ouragan de Celland a.d. Red Bell von Jag de Bellouet
Be: Jean-Michel Rancoule; Zü: Alain-Louis Beaumont; Tr: Jean-Michel Bazire
2. Balbir 3. Bahia Quesnot 4. Tony Gio 5. Looking Superb 6. Bugsy Malone 7. Clarck Sotho 8. Anzi des Liards 9. Davidson du Pont 10. Détroit Castelets 11. Caduceus des Baux 12. Carat Williams 13. Dreambreaker |
12,1 Mickaël Cormy 12,2 Junior Guelpa 12,3 Eric Raffin 12,4 Alexandre Abrivard 12,4 Yoann Lebourgeois 12,6 Guillaume Martin 12,7 Romain Derieux 12,7 Nicolas Bazire 12,7 Matthieu Abrivard 12,9 Damien Bonne 13,0 David Thomain 16,7 Gabriele Gelormini |
240 310 62 430 130 760 450 520 170 1480 170 1180 |
Sieg: 15; Richter: überlegen 1½ - 2 - ¾ - 1½ - Hals - 3 Längen; 13 liefen
Zw-Zeiten: Zng/1350m - 12,3/1850m - Zng/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro