Fast wäre die Mission dennoch schief gegangen, denn zwei Champions wollten sich partout nicht mit der Rolle der Kaninchen vor den Schlangen zufrieden geben und dem 60-jährigen die Advent-Suppe versalzen.
Der erste war Björn Goop, der mit Heartbreaker One unerbittlich auf den sofort nach vorn beorderten Helgafell drückte, bis Eric Raffin ein Einsehen hatte und den Schützling von Luc Roelens nach 500 in anspruchsvollen 1:09,9 eingetakteten Metern vorbeiließ. Natürlich drosselte Goop sofort das Tempo, fast ebenso selbstverständlich wurde mit Heart of Gold Allaires Nummer zwei an seine Seite beordert, zu dem Bazire mit Hooker Berry keinen Meter Raum ließ und als Anhängsel Haston Atout huckepack hatte. Holzarte Védaquais, der Dritte der Allaireschen Garde, war innerer Dritter; in Spur drei geisterte bergauf Hélium herum.
Fast kam, was in solch taktischen Gemengelagen oft geschieht. Als Heart of Gold nicht mehr konnte, nutzte Jean-Michel Bazire dies 350 Meter vorm Ziel resolut und flitzte mit Hooker Berry auf drei, vier Längen auf und davon, während sich Helgafell erst seinen Weg um Heart of Gold und den am Ende seiner Kräfte befindlichen Heartbreaker One bahnen musste. Dann nahm der Braune mit dem großen Keilstern endlich Fahrt auf und zeigte, welch dickes Brett er in der Frühphase seiner Karriere zu bohren imstande ist. Eine Partie, die kaum noch zu gewinnen war, bog er mit tollem Einsatz um eine halbe Länge zu seinen Gunsten hin, schaffte den fünften Sieg aus lediglich sechs Engagements - einmal war er von Heart of Gold bezwungen worden - und steht mit 137.900 Euro in der Generation „H“ eindeutig an der Spitze.
Deutlich zurück wurde „Programmdirektor“ Heartbreaker One klar von Holzarte Védaquais überrollt, und so dürfte Monsieur Allaire, der diese Prüfung als Trainer im Vorjahr mit Gotland, früher schon mit Django Riff und Sam Bourbon in sein Quartier geholt hatte, Platz sieben von Heart of Gold locker verschmerzt haben.
Prix Emmanuel Margouty (Gruppe II nat., zweij. Hengste)
2175m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Helgafell 13,5 Eric Raffin 20
2j.br. Hengst von Charly du Noyer a.d. Baaria von Quaker Jet
Be: Ec. Normandy Spirit; Zü: Martial Turbiaux; Tr: Philippe Allaire
2. Hooker Berry 3. Holzarte Védaquais 4. Heartbreaker One 5. Haquitin 6. Haston Atout 7. Heart of Gold 8. Hélium Hervé du Derby |
13,5 Jean-Michel Bazire 13,9 François Lagadeuc 14,2 Björn Goop 14,6 Pierre-Yves Verva 14,8 Gabriel Angel Pou Pou 14,8 David Thomain 15,1 Guillermo Roig Balaguer dis.r. Cédric Thierry |
59 150 57 1010 560 45 980 850 |
Sieg: 20; Richter: Kampf ½ - 4½ - 3 - 4 - 2 - Kopf; 9 liefen
Zw-Zeiten: 09,9/675m - 11,6/1175m - 13,3/1675m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Clegs wie auf Flügeln
Die nächste Bescherung für das Haus Allaire ging unmittelbar danach gründlich in die Hose. Traders‘ fünften Platz im Prix Jules Lemonnier, einem internationalen Trabreiten, dürfte der Trainer als deftigen Haken in die Magengrube empfunden haben, denn der gebürtige Italiener zeigte sich von der nötigen Fitness für den Prix de Cornulier um einiges entfernt. Trotz zweier mauer Auftritte nach der Herbstpause wurde der Cornulier-Sieger von 2018 und Zweite 2019 als 20:10-Favorit aufgezogen, womit die sonst so sicheren Spürhunde gewaltig schief lagen. Bis ausgangs der Schlusskurve lief noch alles nach Generalstabsplan. Yoann Lebourgeois krallte sich ratzfatz vor Volcan de Bellande, Eros du Chêne und Vivier de l’Oison die Spitze, außen steckte Vertige de Chenu vor Clegs des Champs und Evangelina Blue die Nase in den Wind, ohne mit Traders irgendwelche Händel anzufangen.
Als David Thomain seinen Clegs des Champs kurz nach Einmündung der kleinen Bahn nach außen dirigierte - Volcan de Bellande hatte dort längst den Rückwärtsgang eingelegt -, war der Legs-du-Clos-Sohn umgehend eine Klasse für sich und baute seine überragende Serie um einen weiteren Gruppe-Erfolg aus: Seit August 2018 ausschließlich in Montés unterwegs, war der Siebenjährige als Muster von Zuverlässigkeit nie schlechter als Dritter, setzte in einem Stil, wie man ihn von ihm lange nicht gesehen hat, vier Längen voraus seinen zwölften Treffer in dieser Ära und baute sein Konto in atemberaubendem Tempo auf 829.580 Euro aus.
Für Traders kam‘s knüppeldick: Außen verkniff sich der spät fürs Monté berufene Vertige de Chenu jeden falschen Schritt und hielt für den Ehrenplatz den spritzigen Eros du Chêne um Haaresbreite in Schach, innen preschte die durchweg unsichtbare Evangelina Blue an Traders vorbei, der sich in dieser Verfassung Hoffnungen auf fette Beute im Cornulier abschminken kann; aber noch sind ja vier Wochen Zeit. „Auf dieser kurzen Distanz haben wir immer ein wenig Angst, denn auf längeren Strecken fühlt er sich weitaus wohler. Doch das wird von Mal zu Mal besser - er ist wirklich ein Klassetyp“, war Thomain zu Recht begeistert.
Prix Jules Lemonnier - Monté - (Gruppe II int., Fünf- bis Zehnjähr.)
für einheimische Fünf- bis Siebenjährige, die keine 395.000 Euro gewonnen hatten, kamen die Freunde der Favoritenwette nicht auf ihre Kosten, ja mussten mitansehen, wie ihr Liebling Jean-Michel Bazire sie mit dem Tipp des Tages schmählich im Stich ließ. Nach zwei starken Siegen in Folge war Défi de Retz im Finale des Grand National du Trot im Kampf um den Ehrenplatz hinter dem überlegenen Cleangame im Galopp ausgefallen und seitdem nicht unter Order gewesen. In Ordnung kann der First-de-Retz-Sohn drei Wochen später kaum gewesen sein. Mag man den schwachen Beginn über 2700 Meter, der ihm die rote Laterne der Außenspur bescherte, in einem Elfer-Pulk noch auf die leichte Schulter nehmen, so sah schon der Griff nach dem Zepter nach einem Kilometer nicht zwingend aus.
Bazire musste seinem Hengst ein paar Mal kräftig Bescheid stoßen, bis er ihn endlich an Epic Julry vorbeibugsiert hatte. Charles Cuiller hatte all das mitbekommen und den direkt dahinter liegenden Elvis du Vallon sofort nach außen beordert. Der Attacke des Dunkelbraunen hatte Défi de Retz nichts mehr entgegenzusetzen und verabschiedete sich 600 Meter vorm Ziel im Galopp. Sein Ausfall war Wasser auf die Mühlen des beim Aufcantern munter gesprungenen Epic Julry, der sich um Geld jede Taktunreinheit verkniff und von Jean-Paul Gauvin ganz sicher 1½ Längen voraus zum 14. Sieg - Nummer zwei der Kategorie III - geschaukelt wurde. Für die weiteren Plätze musste der Zielrichter intensiv hinschauen, denn zwischen Estola, Caly Loulou und Diablo du Noyer, die sich allesamt an Elvis du Vallon vorbei rauften, lag jeweils nur ein „Kopf“.
Prix Constant Hervieu (Gruppe III nat., Fünf- bis Siebenj., keine 395.000 Euro)
2700m Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Epic Julry 13,9 Jean-Paul Gauvin 75
5j. Fuchshengst von Nice Love a.d. Ophélie de Bas von Diable Indien
Be: Ecurie Julry; Tr / Zü: Jean-Paul Gauvin
2. Estola 3. Caly Loulou 4. Diablo du Noyer 5. Elvis du Vallon 6. Copernic de Play 7. Dream de Nilrem 8. Cap Matyss 9. Dollar Soyer 10. Dark Night Love Défi de Retz |
14,1 Yoann Lebourgeois 14,1 Matthieu Abrivard 14,1 Eric Raffin 14,2 Charles Cuiller 14,5 Franck Blandin 15,4 Alexis Prat 15,5 Franck Nivard 15,6 Sylvain Dieudonné 15,6 Guillermo Horrach Vidal dis.r. Jean-Michel Bazire |
92 640 130 170 380 1590 560 700 940 13 |
Sieg: 75; Richter: leicht 1½ - Kopf - Kopf - 1½ - 4 - 13 Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 15,5/1200m - 13,4/1700m - 13,8/2200m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro