Am Sonntag wurden in Berlin-Mariendorf die ersten Hauptläufe der Jahrgangsrennen für die Dreijährigen entschieden. Im traditionsreichen Adbell-Toddington-Rennen ging es dabei um den ersten Teil der „dreifachen Krone“ des deutschen Trabrennsports, zu dem auch das Buddenbrock-Rennen sowie das Deutsche Traber-Derby zählen. Insgesamt 23 Pferde wollten in Haupt- und Stutenlauf nach der ersten Krone greifen, wobei Floyd Fortuna und Ingmar Flevo im Hauptlauf sowie Global Fun bei den Stuten leider Nichtstarter waren.
Somit nahmen jeweils 10 Pferde in den beiden Läufen teil, die Stuten machten den Anfang. Fygi Bros und Dion Tesselaar waren am schnellsten auf den Beinen und führten das Feld an, im ersten Bogen rückte Georgeous Love auf und übernahm das Kommando. Auf der Tribünengerade vollführten die beiden Führenden eine Rochade – bis in den Schlussbogen nutzte Georgeous Love den Rücken der Pilotin. Dann nahm Rob de Vlieger seine Stute heraus und unter moderaten Hilfen der Fahrer kämpften Fygi Bros und Georgeous Love um den Sieg, mit dem besseren Ende für die Vollschwester von Georgina Corner. In 15,4 / 1900 Meter Autostart gewann Georgeous Love den ersten großen Scheck ihrer Karriere. Hinter Fygi Bros belegte Janske den dritten Platz, vor Breeders Crown-Sieger Indira Bo. Die favorisierte Flirty or Dirty kam nach einem Rennen durch die Außenspur als Letzte ins Ziel.
In rund zweieinhalb Monaten wird sich zeigen, ob Georgeous Love ihrer großen Vollschwester Georgina Corner nacheifern kann, die 2012 das Stutenderby gewann. Gezogen wurde die Love You-Tochter aus der Georgetown von Andrea Mittelmeier. Keinen Deut schlechter präsentierte sich beim Saisondebüt (!) Fygi Bros, die nach dem Sieg im Jugendpreis-Stutenlauf sowie einem Zuchtrennen in den Niederlanden nun zum dritten Mal auf Zuchtrenn-Niveau platziert war (zuvor Dritte im Winterfavorit-Stutenlauf und Dritte in der Breeders Crown).
Im Hauptlauf waren die Erwartungen der Wetter klar: Trotz des nicht überzeugenden Auftritts im Adbell-Trial mit einem Fehler auf der Zielgeraden wurde Cash Hanover mit 19:10 favorisiert, Trial-Sieger Flashback notierte mit 27:10 dahinter. Iceman Bo übernahm nach dem Start das Kommando und führte das Feld durch den ersten Bogen, wo der Hengst jedoch ansprang. Der außen aufgerückte Cash Hanover kam so kampflos in Front und wusste den ärgsten Konkurrenten Flashback sicher in seinem Rücken verstaut. Thorsten Tietz konnte das Tempo massiv herausnehmen, nach einer Eröffnung in 10,7 bremste er auf 19,0 und 22,5 (!) ab.
An der Außenseite wollte Jorma Oikarinen mit April Love offensichtlich keinen unnötigen Druck ausüben, was die Teilnehmer im Hintertreffen natürlich unter Druck setzte. Thomas Panschow schickte Halva von Haithabu durch die dritte Spur, Thorsten Tietz verschärfte darauf vorne die Fahrt. 14,1 und 13,0 lauteten die letzten beiden Zwischenzeiten für Cash Hanover, der vorne nie in Gefahr kam und am Ende nur so viel Gas gab, dass sich der hinter ihm eingesperrte Flashback auf Rang zwei vorarbeiten konnte. Außen flog der „Wikinger“ Halva von Haithabu auf den Bronzerang vor dem lange hinter Flashback festsitzenden, nicht weit zurück endenden und keineswegs enttäuschenden Rene M Newport, April Love belegte den letzten honorierten Rang.
16,1 / 1900 Meter Autostart standen am Ende für Cash Hanover zu Buche, nach den „Stehversuchen“ auf der Gegenseite kann man diese Zeit natürlich nicht überbewerten – der Hengst dürfte bei weitem nicht an seine Grenzen gegangen sein, auch der zweitplatzierte Flashback bekam ein geschontes Rennen für die Moral. Von beiden Pferden darf man im Jahrgang noch einiges erwarten.
Cash Hanover wurde von Michele Durand und ihrem Sohn Kurt Stefan Hörmann gezüchtet und als Jährling an Jean-Pierre Dubois verkauft. Nachdem der Hengst zweijährig in Frankreich qualifiziert wurde, erwarb der Münchener Kaufmann Frank Zickmantel Cash Hanover gemeinsam mit weiteren Nachwuchstrabern von Dubois. Seinen gewiss nicht unerheblichen Kaufpreis zahlt der braune Hengst nun Schritt für Schritt zurück, heute kamen 12.500 Euro „Cashback“ dazu.
Beim ersten Auftritt in Deutschland belegte Cash Hanover sogleich einen hervorragenden zweiten Rang zu Rene M Newport in der Breeders Crown und verabschiedete sich in die Winterpause mit knapp 5.000 Euro Jahresgewinnsumme. Schon am 3. April stellte Thorsten Tietz den Love You-Sohn wieder vor und gewann das Jahresdebüt in schnellen 14,5 / 1900 Meter Autostart. Wie beschrieben unterlief Cash Hanover im Adbell-Trial auf den letzten Metern ein Fehler, im Hauptlauf leistete sich der Modellathlet keinen falschen Schritt.
Der sonst eher nüchterne Thorsten Tietz ist sich nach eigenen Worten „nicht sicher, ob ich je ein besseres Pferd gefahren habe“ - nach dem Sieg im Adbell-Toddington-Rennen ist der so gelobte Hengst natürlich erster Favorit auf das Blaue Band und Thorsten Tietz hat beste Chancen, nach der unglücklichen Disqualifikation im Derby 2012 mit Chapeau seinen ersten echten Derbysieg einzufahren.
Fotos: © Marius Schwarz, www.traberpixx.de
(17.05.2015)