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Ein besonderes Jubiläum: 90 Jahre Zucht- und Rennstall Hoever
08. Juni 2017

Schon Anfang der 50er Jahre berichtete der "Westdeutsche Starter" über das erste Jubiläum, 25 Jahre Traberzucht im Hause Hoever. Mit diesem Artikel beginnen wir unseren Rückblick auf die Traditionszucht:

 

05.03.1952 - WESTDEUTSCHER STARTER

„Mutterstuten mit allen Voraussetzungen“

25 Jahre Traberzucht im Hause W. Hoever, Korschenbroich-Herrenshoff

25 Jahre  Traberzucht – ein seltenes Jubiläum, welches seiner Würdigung in diesem Rahmen bedarf. Der 180 Morgen umfassende Gutshof mit seinen 25 Morgen Weiden in Korschenbroich, Herrenshoff, hat schon manches gute Pferd dem deutschen Trabersport gebracht.

Vor 25 Jahren war es der Vater des im westdeutschen Trabersport so bekannten W. Hoever, Peter Hoever, der als Mitbegründer und langjähriger zweiter Vorsitzender des Rheinischen Rennvereins M.Gladbach gilt, der aus Alkemadeschen Besitz die

trächtige Kundry

zu züchterischen Zwecken erwarb. Die 1917 von Locksley Hall a.d. Glücksspiel gezogene Rappstute war zweifelsohne ein Volltreffer in der Zucht. Sie erwies sich als sehr fruchtbar und brachte noch als 22jährige mit Rheinlore (v. Signal) ihr letztes Fohlen. Es ist interessant zu wissen, dass sie als Mutter von Rheinperle (v. meister Hans), die wiederum Mutter von Kurier ist, durch diesen ihren Blutaufbau fortgesetzt sieht. Rheinperle vertrat auch zum ersten Mal die Rennfarben ihres Besitzers auf der Rennbahn. Nach Rheinperle brachte Kundry Rheinfels, dann Rheinlied 1:23,7, die mit Charlie Mills den „Großen Preis von Berlin“ gewann und welche vorher mit dem jetzigen Besitzertrainer W. Büchel, der die Stute als sein bestes Amateurfahrerpferd bezeichnet, neun Rennen gewann. Rheinfee, Rheinländer, Rheingold, Karl Theo (fr. Rheinstolz) und dann Rheinmädel (v. Morgan Axworthy), die heute als Stammstute in Herrenshoff steht. Diese Aufzählung fortzusetzen würde zu weit führen. Kundry brachte von 1921 an, bei der ersten Zuführung ihres Partners bis zum Jahre 1939, jedes Jahr ein Fohlen, darunter viele weit über dem Durchschnitt stehende Pferde, d.h. innerhalb von 18 Jahren 18 Traberprodukte. In eigenen Rennfarben (violett/gelbe Ärmel) startete auch

Rheinmädel 1:26,2

Ikarus als Fohlen

gez. 1935, v. Morgan Axworthy a.d. Kundry v. Locksley Hall. Die Stute unterstand wie auch Rheinperle  der Obhut von F. Knies. Ein mehr als nützliches Rennpferd mit großen Stehereigenschaften. Rheinmädel erzielte eine Rennleistung von 1:26,2 und war mit dem in Herrenshoff jetzt nach dem Ableben seines Vaters den Gutsbetrieb übernehmenden Willi Hoever nicht weniger als in 11 Amateurfahren erfolgreich. Nach vollendeter Rennlaufbahn ging Rheinmädel in die heimatliche Zuchtstätte, um dort Matronendienste zu versehen. Die Tochter der Kundry tat es ihrer Mutter in Fruchtbarkeit und Güte der Produkte gleich. Die ersten beiden Zuchtversuche schlugen fehl. Ihr Erstling ging als Jährling ein, dann folgten Zwillinge von Agal, die gleichfalls eingingen. Im nachfolgenden Jahr blieb sie güst, um nach der Zuführung von Ironsides dem Klassehengst Ikarus das Leben zu schenken. (Foto links)

Ikarus, ein Rennpferd vom Scheitel bis zur Sohle, dessen ruhmvolle Laufbahn noch zu sehr in Erinnerung ist, um näher darauf eingehen zu müssen.

Ikarus als Rennpferd

Als Dreijähriger holte sich der Ironsides-Sohn (Foto rechts) den „Großen Preis der Dreijährigen“ und den „Westdeutschen Zuchtpreis“ gegen ältere Spitzenpferde. Im „Hamburger Steherpokal“ über 3.200m fertigte er in 1:26,2 ein Elitefeld ein Jahr später überlegen ab. (Foto links unten)

Hervorragende Verdienste an diesen Leistungen hat A.v.d. Beek, der nach längerer Pause, in welcher Ikarus verpachtet und vorher J. Rademacher anvertraut war, den Spitzenhengst wieder in seine Obhut genommen hat und ihn, so wollen wir hoffen, wieder ganz in Schwung bringen wird, wie es die letzten Rennen schon hinreichend bewiesen.

Hamburger Steherpokal

Auf Ikarus folgte Basler 4j. 1:26,4 (v. Sebastian), nach diesem, der ebenfalls von Ironsides stammende noch ungeprüfte Indian 3j., weiter die 2j. Rheinliebe (v. Sebastian) und der als Jährling schon mit ausgezeichnetem Gangwerk versehene Peter Axworthy (v. Ahnenstolz). Rheinmädel ist güst geblieben, geht aber wieder nach Spencer Gay zur Bedeckung.

Weitere in der Zuchtstätte stehende Mutterstuten sind:

Liebfriedel, gez. 1944 v. Abel a.d. Leona Guardian v. Guardian Trust, wurde, bedingt durch die Kriegswirren, nicht ausgenutzt. Ihr Erstling Gautinger (v. Ahnenstolz) besticht durch die Flüssigkeit seiner Aktion und seinem guten Zuchtaufbau. Liebfriedel blieb güst nach Ironsides, soll diesem aber wieder zugeführt werden.

Liebesbotin, gez. 1943 von Peracampos a.d. Leona Guardian, v. Guardian Trust, beendete ihre Rennlaufbahn in Westdeutschland. Die Braune gefiel durch ihre Trabsicherheit, besitzt aber auch einen Rekord von 1:26,4. Liebesbotin ist noch Maiden, trägt aber nach Ironsides. Die Peracampos-Tochter soll als nächsten Partner Ironsides oder Spencer Gay erhalten.

Siegerehrung

Prinzessin Caid, gez. 1937 v. Peter Ford a.d. Dora Leyburn, v. Dewey Leyburn a.d. Susi, v. Wudnoot, v. Caid, schon eine ältere Dame, empfiehlt sich durch ihre Produkte Prinzeß Spencer 1:22,3 und Prinzeß Dina, sowie dem im Vorjahre eingegangenen Prinz Peter. In Herrenshoff brachte Prinzessin Caid im Vorjahre ein Fohlen nach Ironsides, welches nach wenigen Wochen einging. Die Peter Ford-Tochter ist tragend nach Spencer Gay und soll diesen auch als nächsten Partner erhalten.

Als Pensionsstute steht in der gleichen Zuchtstätte Leona Guardian, gez. 1934 v. Guardian Trust a.d. Leona, v. Ernest Axtell. Die trotz ihres Alters noch sehr gut aussehende Stute ist Mutter von Helios und Liebesbotin, die im Westen besser bekannt sind Sie ist tragend von Ironsides.

Jährlinge:

Peter Axworthy, dbr. Hengst v. Ahnenstolz a.d. Rheinmädel.

Gautinger, br. Hengst v. Ahnenstolz a.d. Liebfriedel

Friedel K, br. Stute v. Agal a.d. Leona Guardian

Das Erbe des Begründers dieser Zucht P. Hoever liegt nunmehr in den rührigen Händen seines Sohnes

Willi Hoever,

der mit seltener Begeisterung und Gewissenhaftigkeit sich gleichfalls der Traberzucht und dem Sport verschrieben hat. Früher selbst ein begeisterter Amateur, gewann er 1936 mit Rheingold in Gelsenkirchen sein erstes Rennen. Es blieb nicht dabei, schnell hingen sich mehrere Erfolge an. Weitere drei Siege brachte noch der eben genannte Rheingold. Den Vogel schoss er jedoch mit Rheinmädel ab, die 11 Siege seinem Konto gutschreiben ließ, darunter der Erfolg in der Rhein. Westf. Amateurmeisterschaft 1939, in welcher Rheinmädel als Außenseiterin mit der Quote 327:10 triumphierte. Als Soldat verlor W. Hoever seinen linken Unterarm. Diese Kriegsverletzung machte seiner aktiven Laufbahn ein vorzeitiges Ende, welche zu schönsten Hoffnungen berechtigte. 1959 traf ihn weiterhin der Tod seines Vaters. Mit nimmermüder Schaffenskraft wurde das angefangene Werk vollendet und zu der jetzigen Blüte geführt, welches als äußeres Zeichen eine ausgezeichnete Aufzucht, die Erfolge auf der Rennbahn trägt und diese Zuchtstätte auch in den kommenden Jahren weiter ausbauen und jederzeit existieren läßt.“

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Willi Hoever verstarb 1971 und sein Sohn Peter war mittlerweile ein begeisterter Amateurfahrer.

HEAT: Hoever Memorial

Der Rheinische Stuten-Preis wurde im Untertitel als Willi Hoever-Memorial gelaufen. Damit erinnerte Mönchengladbach an einen der ältesten Rheinischen Züchter überhaupt. Willi Hoever, der 1971 im Alter von 60 Jahren verstarb, züchtete u.a. den mehrfachen Zuchtrennsieger Ikarus und so gute Pferde wie Opponent oder Rheinmädel. Vor dem Krieg war Hoever auch Westdeutscher Amateurmeister, bevor ihn der Verlust eines Arms nach dem Krieg daran hinderte, seine Fahrerlaufbahn fortzusetzen. Dafür setzt Sohn Peter jedoch die Tradition des Hauses erfolgreich fort.

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Die Rheinische Post berichtet im Jahre 1983:

Neuer Hof in Peel

Traberzucht hat bei Hoevers lange Tradition

Erster Sieg von Peter Hoever

Peter Hoever, Sohn eines rheinischen Traberzüchters, hat sich in Peel am Rande Mönchengladbach eine neue Trabersportstätte geschaffen. Bereits seine Vorfahren hatten vor rund 60 Jahren mit der Zucht von Trabern begonnen. Der Stammhof war der Görtzhof in Herrenshoff, wo der Schimmel Kurier, einer der populärsten Traber während der 40er Jahre, oder der vorzügliche Ikarus, der in der Hand von Alfons van der Beek eines der ersten Zuchtrennen nach dem Kriege gewann, geboren wurden.

Peter Hoever, unterstützt von seiner Frau Maren, hat seine Zucht und Trainingsstätte nach Peel verlagert. Kurzerhand entschloß er sich zum Kauf eines Hofes mit rund 30 Pferdeboxen, der eigentlich für den Turniersport bestimmt war. Völlig restauriert bietet er eine ideale Unterstellmöglichkeit für die Traber. Der 38jährige Peter Hoever, selbst im Amateurfahren recht erfolgreich, konzentriert sich jetzt auf seine eigene Streitmacht. An der Spitze steht Un Ast. Der achtjährige Wallach ist sprunghaft verbessert. Er gewann am letzten Samstag in Dinslaken sein fünftes Rennen in Folge. Bis dahin war er mehr durch seine häufigen Galoppaden aufgefallen. Peter Hoever fand den Grund: „Oberhalb des Kronenrandes hatte sich ein Holzsplitter festgesetzt. Als er heraus war, fühlte sich Un Ast sichtlich wohl. Er sieht jetzt prächtig aus und ich habe mit ihm noch große Pläne.“

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Un Ast mit R. Dautzenberg

Seit 1961 ist Peter Hoever im Besitz der Amateurfahrerlizenz. Erfolgreiche Rennpferde wie Mount Everest, Dormaro (Titelbild) und Un Ast (Foto rechts) haben ihm in den vielen Jahren auf dem Goertzhof (Korschenbroich), in unmittelbarer Nähe der Trabrennbahn Mönchengladbach, viele Siege eingelaufen.

Aus beruflichen Gründen und auch krankheitsbedingt musste er aber immer wieder lange Fahrpausen einlegen. Trotzdem stehen bei ca. 450 Fahrten fast 100 Siege auf dem Konto - eine bemerkenswerte Quote, insbesondere für einen Amateurfahrer!

Adam's Peak mit Peter Hoever im Sulky

Mit seinem Hengst Adam's Peak (v. Pik König a.d. Jenny James - Foto links) konnte er in 2004 nach langer Krankheitspause sofort einen Sieg in Gelsenkirchen herausfahren und nach dessen Rückkehr aus Skandinavien noch einmal als Amateurtrainer eine Siegesserie mit ihm hinlegen. „Danach haben wir beide uns aus dem aktiven Sport zurückgezogen und sind mit in den hohen Norden in die alte Traberheimat meiner Frau Maren gegangen. Adam hat ein paar Stuten gedeckt und genießt mit mir das Rentnerleben. Allerdings hat er sehr schöne Nachkommen, da juckt es schon ein bisschen in den Fingern“, lässt Peter Hoever wissen, dass ihn der Trabervirus weiterhin nicht los lässt.

Key Largo mit Hans-Jürgen von Holdt in Berlin-Mariendorf

Einer dieser Nachkommen ist Key Largo, der, wie alle Söhne von Adam's Peak, ein erfolgreiches Rennpferd geworden ist. Adam's Peak setzt damit die Linie seines Vaters Pik König fort. Der Ausnahmetraber und Derbysieger brachte nur einen Jahrgang, von dem nur Adam's Peak als Deckhengst im Einsatz ist. Zwölf Nachkommen von Adam's Peak wurden zwischen 2009 und 2015 geboren, darunter neben dem genannten Key Largo, der mit knapp 30.000 Euro Gewinnsumme der erfolgreichste Nachkomme ist, weitere talentierte Pferde wie Bachmann, Little Danny oder Los Vacos sowie den aktuellen Seriensieger Dragona.

Und es soll nicht bei den zwölf Nachkommen bleiben - denn im Jahr 2017 gibt es im Hause Hoever auch wieder eine Mutterstute und mit Adam's Peak den passenden Deckhengst, um die lange Traber-Tradition der Familie fortzusetzen! 2027 wartet schließlich ein ganz rundes Jubiläum...

 

Bis dahin genießen Peter Hoever und Adam's Peak gemeinsam das Rentnerdasein:

Adam's Peak und Peter Hoever heute

 

Fotos: privat, Stephanie Christoph (1)

(08.06.2017)