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Einer der Letzten
03. März 2025

Zum Tode von Martin Bruhn - Ein Nachruf von Carsten Borck

Auf der Bahrenfelder Trabrennbahn war früher der Stall 1 hinter dem Sekretariat. Dort spannte das Gestüt Lasbek an, dann kamen die Ställe von Hans Lehmkuhl und von Carl-Heinz Walter, und zwischen all diesen Ställen war die Schmiede. Dort glühte die Esse, denn das Handwerk war noch so, wie man es sich vorstellt. Es herrschte eine Bullenhitze in der „Werkstatt“ von Martin Bruhn, der jahrzehntelang Bahrenfelds Bahnschmied war.

So jedenfalls erinnere ich einen Besuch im längst abgerissenen Stallbereich, wo jetzt die Wohncontainer mit Geflüchteten stehen. Oder trügt mich die Erinnerung? Wen sie bis ins hohe Alter nie trog, das war jener Martin Bruhn, der in der Nacht zum vergangenen Sonnabend im Alter von 98 Jahren verstarb.

Klar im Kopf bis zuletzt und körperlich für sein Alter fit war er Ehrengast im Mai des vergangenen Jahres und gratulierte Michael Nimczyk zum Sieg im Schwarzer-Steward-Rennen, benannt nach der legendären Hamburger Siegmaschine, beschlagen
seinerzeit natürlich von Bruhn.

Da aber heißt es aufpassen, denn Martin Bruhn begründete 1958 eine Dynastie. Ihm folgte als Schmied sein Sohn Wolfgang, auch dessen Sohn Stephan erlernte die Schmiedekunst, Bruhn senior aber erlebte die großen Zeiten des Trabrennsports in Hamburg, jedoch nicht nur dort. Er war Hufschmied bei Charlie Mills in Chamant und hatte so in Frankreich entscheidenden Anteil am Erfolg, denn beispielsweise die Ausnahmestute Gelinotte erhielt ihr „Schuhwerk“ von ihm.

Mit Martin Bruhn starb nun der Letzte aus dem Team des Traberprofessors Mills, der nach dem zweiten Weltkrieg in Frankreich den Sport ebenso revolutionierte wie in Deutschland vor dem Krieg. Bruhn kehrte nach Hamburg zurück und wurde dennoch oft genug wieder nach Paris eingeflogen.

Bruhn

Martin und Wolfgang Bruhn mit Meadow Matt (am Kopf Babette Kluth)

Kurt Hörmann war gemeinsam mit Martin Bruhn zur Schule gegangen. Die beiden aus dem Jahrgang 1926 verloren sich nie aus den Augen, der eine wurde ein berühmter Trabrennfahrer, der andere ein berühmter Schmied, wenn es so etwas denn gibt. Immer, wenn „Kutti“ in Paris nicht weiter wusste mit dem Beschlag, rief er seinen Schulfreund Martin nach Grosbois. Meadow Matt, der „keinen Meter ging“, begann seine Europakarriere dank der Handwerkskunst des Schmieds.

Die war auch im Fall „Ginster“ gefragt, der in München immerhin bei Rolf Luff in der Obhut war, aber kaum zufriedenstellend trabte. Bruhn „stellte ihn hin“, Ginster gewann dann im Norden der Republik fast eine halbe Million D-Mark. Udomerica – im Besitz seines Namensvetters Karl-Friedrich Bruhn – verpasste Martin derart passende Eisen, dass die laufstarke Französin durch nichts aus dem Trab zu bringen war. Hörmann fuhr dank einer Wette einmal falsch herum sitzend in Elmshorn als Sieger ins Ziel, und auch der schwergewichtige Besitzer triumphierte mehr als nur einmal mit ihr.

Martin selbst fuhr gleichfalls das eine oder andere Rennen, auch als Besitzer von Trabrennpferden frönte der Schmiedemeister seinem Hobby, das Beruf und Berufung zugleich war.

Bis zuletzt verfolgte Martin Bruhn aufmerksam das Geschehen des Trabrennsport in Deutschland und in der ganzen Welt und wusste kenntnis- und anekdotenreich zu berichten von den Großen des Sports und dem großen Sport der Vergangenheit – mit ihm ist nun vielleicht der Letzte aus dieser großen Zeit gegangen.