Die Tournee tingelt durch mehrere europäische Trabrennsportnationen und dient als Vermarktungsevent für den „Trotteur Francais“. Die internationalen Regeln machen es möglich, dass auch der inzwischen elfjährige Titelverteidiger Swedishman an den Start gehen dürfte, der in seinem Heimatland bereits das Rentenalter erreicht hat und dort nicht mehr an Rennen teilnehmen darf.
Star des frühen Abends in Gelsenkirchen war mit Bird Parker eines der besten französischen Rennpferde zur Zeit, der freilich im Schatten von Bold Eagle steht – sowohl was den 2011 geborenen B-Jahrgang, als auch den Sport im Ganzen angeht.
Er vertrat sein Geburtsland würdig als Werbeträger, übernahm mit einem weiteren Weltstar im Sulky – „Hexer“ Jos Verbeeck – zeitig das Kommando des 2600 Meter-Rennens und kam am Ende auch nicht mehr in Gefahr, als aus seinem Rücken der Senior Swedishman sich zunächst recht ruppig Platz verschaffte und dann zu einem sehenswerten Endspurt ansetzte.
In 14,6 / 2600 Meter siegte Bird Parker leicht mit einer halben Länge vor Swedishman und Bon Copain, der Lokalmatador Robbin Bot anvertraut war. Co-Favorit Uppercut de Manche hatte sich schon vor dem Start nicht als einfach zu handhaben präsentiert, weigerte sich zu drehen und über den Rasen auf dem Gelsenkirchener Innenraum eine Abkürzung in Richtung Startwagen zu nehmen. Dass er heute keine Lust auf Rennen hatte, unterstrich er im ersten Bogen mit einer heftigen, bis zur Disqualifikation führenden Galoppade.
Für den rund 1,4 Millionen Euro schweren Bird Parker war die Prämie von 25.000 Euro eine der kleinsten Siegbörsen überhaupt – im Paket mit Spesen und den weiteren Prämien für die erfolgreichsten Teams am Ende der Serie wird den Franzosen-Cracks die Teilnahme an der Tour aber entsprechend schmackhaft gemacht. "Er ist einer meiner Lieblinge," gab Jos Verbeeck nach dem Sieg - dem fünften beim fünften gemeinsamen Start - zu Protokoll. Moderator Dirk Ptaschinski entlockte dem Belgier die Aussage, am meisten liebe er "meine Frau, dann meinen Sohn, dann dieses Pferd".
Grand Prix Gelsenkirchen 2017 PMU-Rennen / Gruppe II
Dotierung: 50.000 € | Distanz: 2.600 m | Autostart | Startzeit: 17:55 Uhr
1. | Bird Parker | Joseph Verbeeck | 2.600 m | 1:14,6 | 12 |
2. | Swedishman | Thierry Duvaldestin | 2.600 m | 1:14,6 | 58 |
3. | Bon Copain | Robbin Bot | 2.600 m | 1:14,9 | 317 |
4. | Vramdao | Roland Hülskath | 2.600 m | 1:15,0 | 340 |
5. | Venise | Rick Ebbinge | 2.600 m | 1:15,0 | 529 |
6. | Boeing du Bocage | Loic Guinoiseau | 2.600 m | 1:15,6 | 164 |
7. | Unword | Jaap van Rijn | 2.600 m | 1:16,8 | 560 |
… | Uppercut de Manche | Francois Lecanu | 2.600 m | dis.r. | 44 |
Einlauf: 4-5-8 | Richterspruch: Leicht, ½ - 3½ - ½ - 1 - 8 | ||||
Sieg: 12:10 --- Platz: 10 - 10 - 10:10 --- ZW: 33:10 --- DW: 341:10 |
Jos Verbeeck teilt das Schicksal von Swedishman, auch er darf im Schlaraffenland des Trabrennsports aktuell nicht an den Start gehen. Beim Belgier hat dies freilich keineswegs Altersgründe, de französischen Behörden verweigern ihm weiterhin wegen – aus Sicht der Franzosen – Ungereimtheiten bezüglich seines steuerlichen Wohnsitzes und der damit einhergehenden Steuerpflicht die Lizenz.
Außerhalb der Grande Nation nutzt Verbeeck deswegen gern die Gelegenheit, für französische Spitzentrainer als Catchdriver in den Sulky zu steigen, und umgekehrt sichern sich diese nur zu gern die Dienste des Globetrotters. So pilotierte er den zweijährigen Lover Boy im Trial 2 zum Preis des Winterfavoriten. Wie Bird Parker stammt dieser aus dem Stall von Philippe Allaire, ist allerdings – wie sein Fahrer – belgischer Herkunft. Mit einer Länge Vorsprung erreichte der Conway Hall-Sohn in 18,1 / 2000 Meter Autostart das Ziel, hinter ihm wusste Kjeld von Haithabu auch in der Niederlage sehr zu gefallen.
Wie der Name schon erahnen lässt, ist Kjeld von Haithabu der kleine Halbbruder eines gewissen Halva von Haithabu. Als BC-Dritter hat er sich bereits auf hohem Niveau prominent platzieren können und eifert damit seinem großen Bruder nach, der auch bereits zweijährig auf jeder Hochzeit tanzte und als Sieger eines Derbyvorlaufs, der Derby-Revanche und der Breeders Crown auch in jedem weiteren Jahr Highlights setzte. Der von Bernd Brodersen gezüchtete Rise and Shine-Sohn ist im Besitz von Mijo Ivic, der schon den großen Bruder lange Zeit sein Eigen nennen durfte.
Lover Boy nutzte die Gelegenheit, seinen Stallgefährten zu diesem Renntag nach Gelsenkirchen zu begleiten und im international ausgeschriebenen Trial 4.000 Euro Siegprämie einzusacken, mit denen er seine bisherigen Einnahmen fast vervierfachte.
Preis des Winterfavoriten / Trial 2 / PMU-Rennen
Dotierung: 8.000 € | Distanz: 2.000 m | Autostart | Startzeit: 20:20 Uhr
1. | Lover Boy | Joseph Verbeeck | 2.000 m | 1:18,1 | 17 |
2. | Kjeld von Haithabu | Jochen Holzschuh | 2.000 m | 1:18,2 | 46 |
3. | Zarch Wise As | Roland Hülskath | 2.000 m | 1:18,8 | 44 |
4. | Cesare W | Kurt Roeges | 2.000 m | 1:19,1 | 74 |
5. | Indus Dragon | Robbin Bot | 2.000 m | 1:19,3 | 53 |
6. | Terpie Burgerheide | Alexander Kelm | 2.000 m | 1:20,1 | 434 |
7. | Georgies Noble | Jens Bergmann | 2.000 m | 1:21,6 | 1006 |
Einlauf: 4-6-5 | Richterspruch: Sicher, 1 - 6 - 3 - 2½ - 8 | ||||
Sieg: 17:10 --- Platz: 14 - 25:10 --- ZW: 112:10 --- DW: 157:10 |
Fotos: GelsentrabPR/Sabine Sexauer (www.traberfoto-sx.de)
(18.10.2017)