(BTV-press) Es wird ein leiser 129. Geburtstag sein, den der Verein deutscher Trabrennstallbesitzer und Traberzüchter Berlin, kurz VDT, als ältester deutscher Verein im Trabrennsport dieser Art am Sonntag ab 13.00 Uhr feiert. Der Grund liegt nicht im Alter des „Jubilars“, sondern am Volkstrauertag, an dem Sportveranstaltungen gestattet sind, auf musikalische Untermalung jedoch verzichtet werden muss und somit auch Parade- und Siegermusiken entfallen.
Der VDT lässt sich trotz dieser Vorgaben nicht lumpen: Drei Rennen stehen unter seiner Schirmherrschaft und sind mit jeweils 500 Euro an Rennpreisen bezuschusst, Fahrer und Besitzer jener drei siegreichen Pferde werden mit Ehrenpreisen bedacht, dazu wird dem Publikum Glühwein spendiert.
Auch den übrigen Siegern winken zusätzliche Anerkennungen, denn mit den verbleibenden acht Prüfungen wird verdienstvoller und langjähriger zweibeiniger Berliner Traber-Größen gedacht - chronologisch von Hans Malik, der am 1. Juli 1945 mit dem Hengst Dedy das landesweit erste Trabrennen nach dem Zweiten Weltkrieg in Berlin-Karlshorst gewonnen hat, über beispielsweise Hans-Walter von Kolpinski, den jahrzehntelangen Mariendorfer Präsidenten, bis zu Heinz und Ludwig Tell, den Lichtenrader Züchtern, Besitzern und auch Fahrern.
Dreijährigen-Cup und Gold-Serie stechen heraus
Neben allem Geburtstagfeiern und stillen Gedenken geht es sportlich um ansehnliche Prämien für die Vierbeiner bzw. ihre Besitzer. Zum letzten Mal in diesem Jahr steigen auf der Derbybahn die Dreijährigen um einen größeren Geldbetrag ins Geschirr. Um 10.000 Euro streiten sich im 8. Rennen, dem Dreijährigen-Cup II, sieben 2020 geborene Trotter, auf deren Einkommensseite maximal 10.000 Euro stehen.
Bestens etabliert ist Theresita, die am 2. November auf der Südberliner Pferdeavus im fünften Anlauf ihre Maidenschaft abgelegt hat, nachdem es zuvor zu zweiten und dritten Plätzen gelangt hat. Für das renommierte Gestüt Lasbek als Züchter und Besitzer sowie für dessen Trainer Josef Franzl war Berlin heuer ein Catwalk zum Erfolg - der Derby-Triumph mit Schampus sowie Sinfonies Breeders-Crown-Sieg sind die herausragenden Spitzen eines großen Eisbergs.
Doch die quantitativ schmale Konkurrenz ist nicht von Pappe: Naikey aus dem schier unerschöpflichen Lot der Nimczyks ist wie Victor Gentz‘ Intinori schon zweimal in den Winner Circle eingezogen, und gar vier Volltreffer haben Noble Rush Flevo und der Fuchs See You gelandet, der sich mit Christoph Schwarz ebenso gut versteht wie mit seinem weiterhin ans Krankenlager gefesselten Trainer Rudi Haller.
20 „Mille“ in der Goldserie
45 Minuten später (10. Rennen) gibt’s im 7. und vorletzten Lauf der sich durchs Jahr ziehenden Goldserie für die älteren Cracks sogar 20.000 Euro zu verdienen. Dafür müssen sie zwei Runden absolvieren, wobei der Bänderstart hautnah fürs Publikum vor der Haupttribüne stattfindet.
20 Meter mehr als ihre sieben Konkurrenten hat Sunset boulevard vor der Brust, die auf Wiedergutmachungskurs ist. Wobei - wiedergutmachen muss sie im Grunde nichts. Die zweimalige Zweite des Stuten-Derbys (2021 und 2022) stieg nach acht Monaten Pause mit Aplomb ins Jahr 2023 ein. Die kleine Braune mit dem ökonomischen Geläuf und dem riesigen Kämpferherz gewann in spektakulärem Stil drei Rennen in Folge, darunter Lauf 5 dieser Serie am 10. September.
Kein Wunder, dass sie in der Breeders Crown der älteren Stuten zum engsten Favoritenkreis zählte und als sehr deutlich distanzierte Vierte doch etwas enttäuschte. Ihre schwächere Stunde nutzte Isla zum Überraschungssieg, und auch Trainingskameradin Pastors Girl landete vor ihr. Rache ist bekanntlich süß, 20 Meter mehr sind, zumal sie allein im zweiten Band steht und allen Raum der Welt hat, über 2.500 Meter allemal machbar.
Perfecto, Uccellone, Ito, Lockheed Draviet und Gustavsson Be werden gegen die drei formstarken Damen keinen leichten Stand haben.
Bänderstart ist auch im 11. Rennen angesagt, das wie die 3., 6. und 8. Prüfung mit einem Sieg-Jackpot von 2.000 Euro unterfüttert ist. Acht Franzosen messen sich über 2.000 Meter von drei unterschiedlichen Startmarken. Marion Dinzingers It’s Day und Forrest du Rochel müssen als Reichste bis zu 40 Meter mehr ackern. Kein leichtes Amt für den von Formfahrer Thomas Panschow gesteuerten It’s Day und seinen Stallkameraden, den die Amazone selbst an die Kandare nimmt.
Das VDT-Trio
Die Runde der vom Geburtstagskind gesponserten Rennen beginnt mit dem Amateur-Pokal des VDT (3. Rennen), in dem die Hobbyfahrer über 2.500 Meter ihr Geschick beweisen können. Fünf der sieben Aspiranten müssen 20 Meter Zulage abarbeiten.
Der an der Grundmarke aufgestellte Lohringel hat gute Aussichten, den vierten Sieg in Folge zu landen, zumal Sarah Kube die Mariendorfer Bahn aus dem Effeff kennt: Sie ist 20 Meter jenseits des Zaunes aufgewachsen und kennt Rennbahn und Pferde von Kindesbeinen an. Bandgefährte Ares R.A., sollte kein Problem darstellen. Eher muss sich der fünfjährige Wallach vor Mister Ed CD, Liten Frida und Marcel in Acht nehmen, der im Hochsommer mit einigen schneidigen Vorstellungen aufgewartet hat.
Mittelstück ist der 129-Jahre-VDT-Pokal (6. Rennen), bei dem die Profis unter sich sind und der Derby-Sechste Django Hill klar heraussticht. Von Startplatz „14“ hat der Vierjährige am 6. November bei einer Gelsenkirchener PMU-Matinée auf weiten Wegen eine über jeden Zweifel erhabene Vorstellung geliefert. Wenngleich er diesmal nicht vom mit Yahoo Diamant bei einer Gruppe-I-Aufgabe im norditalienischen Modena weilenden Michael Nimczyk, sondern von Robbin Bot pilotiert wird, führt der Sieg nur über ihn.
Härteste Prüfsteine sollten Sir Robert und Idefix sein - wenn denn der „gallische Hund“ den Formfaden wiederfindet, der ihm ziemlich abhanden gekommen ist. 19 Volltreffer hat der Prodigious-Sohn schon im Fahrtenbuch stehen.
Ein drittes Mal werden sich die VDT-Oberen nach dem Mitglieder-Pokal des VDT (9. Rennen) zur Ehrung einfinden. Über die englische Meile von 1.609 Metern hängt viel von der Startphase im Bogen ab. Man darf gespannt sein, wie die wackeligen Athanasius und Parom an der „1“ bzw. „2“ damit klarkommen. Bombensicher und schnell zu Fuß ist der nur sporadisch eingesetzte Francesco.
Die Favoritenstellung dürfte dem ganz außen mit der „6“ beginnenden Kronos Zentaur anheimfallen, der zwar den weitesten Anfahrtweg, aber auch eine vorzügliche Bilanz vorzuzeigen hat: Fünf Siege und sieben Ehrenplätze aus 15 Versuchen stehen für den Schwarzbraunen 2023 zu Buche. Gewonnen hat „Mister Zuverlässig“ seit dem 7. April nicht mehr - da wird’s mal wieder Zeit.
Höhepunkt an der Wetterfront ist wie immer die mit dem 5. Rennen beginnende V7+-Wette, bei der der Rennverein eine Mindestausschüttung von 10.000 Euro garantiert. Wer’s etwas leichter haben will, versucht sich an der mit Rennen 2 beginnenden V4-Wette, bei der am glorreichen Ende mindestens 4.000 Euro an jene Spürnasen verteilt werden, die einschließlich des 5. Rennens alle vier Sieger auf einem Wettschein angekreuzt haben.