Axevalla, Sonntag, 21. Juli 2024. Höhepunkt des dreitägigen Traberfestivals in Axevalla, der Rennbahn zwischen Väner- und Vättersee im Nirgendwo auf der grünen Wiese, war wie immer das StoChampionatet für die einheimischen vierjährigen Ladies.

Schwedens zum 56. Mal ausgetragene wichtigste Vorprüfung auf die am ersten September-Sonntag anstehende Derby-Stoet, für die sich ein Dutzend in sechs Vorläufen am 12. Juli qualifizieren musste, wurde zum neunten Mal eine Beute Örjan Kihlströms, der dabei zum dritten Mal nach 2020 mit Diana Zet und 2022 mit Honey Mearas die Vorbereitungen Daniel Redéns perfekt umsetzte. Begonnen hat die Rallye des 62-jährigen, der wegen Beschwerden an der lädierten Rückenwirbelsäule nur zwei Tage Pause einlegen musste und rechtzeitig wieder „sulkyfähig“ war, 1992 mit Royaling, die er für Tommy Hanné verwandelte.

Der „Iceman“ genoss mit der souveränen zweitschnellsten Siegerin der Eliminationen Kinglet Bird knapp vor der von Erwin Bot für die Gerrits Recycling Group trainierten Ninetta Boko sowie Naomi Bros Favoritenehren - und zeigte sich diesem Anspruch auf jedem Zoll der 2.640-Meter-Aufgabe gewachsen. Am Start sah er interessiert zu, wie sich Graces Bird (3) nach 250 Metern Tempojagd gegen Daim Brodda (1) und Carmita Silvio (9) die Führung schnappte.

Als sich der Pulverdampf dieses ersten harten Gefechts gelegt hatte, gab er selbst Gas und durfte zwei Runden vor Schluss ins Kommando. Ruhe war mit der Favoritin an der Tête jedoch nicht im Beritt: Der „zweibeinige“ Titelverteidiger Mika Forss wollte sich mit der Todeslage für Naomi Bros (2) ganz und gar nicht abfinden und durfte nach einem Kilometer auf Rennrekordkurs von 1:11,9 den Taktstock schwingen.

Hielt sich Erik Adielsson dort mit Ninetta Boko als nunmehr äußerer Anführerin neben Carmita Silvio dezent zurück, so rückte die Father-Patrick-Tochter allmählich vor, als es das zweite Mal vor die mit 5.783 Zuschauern gut, aber nicht zum Bersten gefüllten Ränge ging. Bevor er eingemauert werden konnte, wechselte „ÖK“ nach außen, womit Adielsson eine perfekte Lokomotive erhielt. Nach dem kernigen ersten Kilometer war das Tempo allerdings völlig raus bei Abschnitten im 1:14er Bereich. Alles lief auf eine Speed-Entscheidung hinaus, für die Kihlström das mit Abstand gewichtigste Pfund in Händen hatte.

Während Naomi Bros mit Erreichen der Zielgeraden rasch schlapp machte und bis auf Platz neun zurückfiel, legte Kinglet Bird - Zaumklappen heruntergezogen - los, als wären die 2.000 vorigen Meter ein gemütlicher Anlauf. Zwei kaum wahrnehmbare Befehle - schon war die Tochter von Elitloppet-Sieger Nuncio und der wenig geprüften Vladzia Mauzun auf zwei Längen weg zum achten Sieg aus 15 Versuchen, der ihr dank der Premiechansen ein üppiges Zubrot von 2,4 Millionen Kronen zu den 1.117.930 SEK bescherte, die vorher auf ihrem Konto prangten.

Foto: trav365.no

Konnte Ninetta Boko den Sog der Siegerin kaum nutzen, war Farina, aus deren Windschatten 600 Meter vorm Ziel in Spur drei beordert, weit besser auf Zack: Dem 21 Jahre jungen Gustav Johansson bescherte sie mit dem Ehrenplatz das dickste Ausrufungszeichen seiner Laufbahn: „In der letzten Kurve fühlte sie sich großartig an, aber Örjan hatte alles fest im Griff. Farina ist nur 151 Zentimeter groß, aber sie hat ein Herz aus Gold und alles in die Waagschale geworfen, was sie hatte. Mehr ging absolut nicht - sie war phantastisch.“

„Bronze“ ging an Norwegen durch Daim Brodda; Dancer Broddes kleine Schwester zirkelte Eirik Höitomt gekonnt um die nachlassende Naomi Bros herum. Für Platz vier war Johan Untersteiners erste Waffe Carmita Silvio, die durch Führungswechsel bis an die fünfte Innenlage geschoben worden war, einen „Hals“ stärker als Ninetta Boko.

Foto: atg.se

Kihlströms Kommentar fiel ausführlich aus: „Ich freue mich für alle, die mit Kingslet Bird in irgendeiner Weise zu tun haben, am meisten für ihren Besitzer. Nach dem Breeders‘-Crown-Vorlauf in Hagmyren am 21. Juni waren wir trotz Rang zwei enttäuscht, weil sie die Spitze nicht verteidigen konnte und leicht überrannt worden ist. Daniel hat daraufhin einiges geändert - am Equipment, aber auch am Umfeld der Stute, und das hat prima funktioniert, wie schon im Vorlauf zu sehen war."

"Hätte sie den Trainer gewechselt und der wäre auf diese Ideen gekommen - es wäre die erstaunlichste Veränderung in der Traberwelt gewesen! Sie hat zu toller Form gefunden und hätte wahrscheinlich auch gewonnen, hätte ich Mika nicht vorbeigelassen. Aber ich wollte ihr nach dem harten ersten Kilometer ein wenig Schonung angedeihen lassen. Sie war die ganze Zeit über voll bei der Sache, und ich hatte in der letzten Biege viel in der Hand. Sie hat bis zur Linie toll durchgezogen.“

Ähnlich war Redéns Credo: „Nach der Hagmyren-Vorstellung wollte ich die große Route aufgeben, weil ich nur 40 bis 50 Prozent aus ihr herausholen konnte, rief den Besitzer an und wollte sie aus der StoChampionatet streichen. Janne meinte, sie solle ruhig drin bleiben. Ich habe sie auf einen anderen Hof gestellt, einige radikale Änderungen vorgenommen - das hat eingeschlagen wie eine Bombe. Es war reine Magie. Noch vor ein paar Wochen hätte ich nie und nimmer gedacht, dass wir hier stehen würden. Jeden, der mir das prophezeit hätte, hätte ich ausgelacht. Sie fühlt sich warum auch immer auf dem neuen Hof viel wohler. Am meisten freut‘s mich für Janne, der an uns und seine Stute geglaubt hat.“

Besagter „Janne“ ist Janne Korpi, der Kinglet Bird zweijährig für 160.000 SEK ersteigert, in Finnland die ersten vier Rennen mit ihr gewonnen und sie vor ziemlich genau einem Jahr zu Redén ins Training gegeben hat.

56. StoChampionatet - Finale - (Gruppe I nat., vierjährige Stuten)

2640m Autostart, 2.400.000 SEK**

1.      Kinglet Bird*                  13,4     Örjan Kihlström                 28

         4j.dklbr. Stute von Nuncio a.d. Vladzia Mauzun von Coktail Jet

         Be: JJK Sports Oy (Janne Korpi), FI.; Zü: Am Bloodstock AB; Tr: Daniel Redén

         Pflegerin: Ninni Gardelin

2.      Farina                             13,6     Gustav Johansson          321

3.      Daim Brodda*               13,6     Eirik Höitomt                      78

4.      Carmita Silvio*              13,7     Johan Untersteiner         174

5.      Ninetta Boko*                13,7     Erik Adielsson                    44

6.      Pure Diamond              13,8     Carl Johan Jepson         447

7.      Graces Bird*                  13,9     Mats Djuse                       192

8.      Nouchka di Quattro      14,0     Stefan Persson               741

9.      Naomi Bros*                  14,0     Mika Forss                          57

10.    Queen of the Night       14,1     Magnus Djuse                 288

11.    Queen of Power           15,2g  Fredrik Persson               351

         Famous Scotch             dis.r.    André Eklundh                159

*Vorlaufsiegerinnen

Sieg: 28; Richter: leicht 2 - ½ - 1 - Hals - 1 - 1½ Längen; 12 liefen

Zw-Zeiten: 11,5/500m - 11,9/1000m - 14,3/1500m - 14,5/2000m

Wert: 1.200.000 - 600.000 - 300.000 - 144.000 - 96.000 - 60.000 SEK**

**Alle Prämien werden verdoppelt wegen der auch fürs StoChampionatet geltenden Premiechansen, für die sämtliche Stuten nominiert waren.

Video: https://www.youtube.com/watch?v=XgdojucyHdI

Mit „großen Gefühlen“ ging es in der an Karl-Erik Bender, den am 9. Januar 2022 im Alter von 87 Jahren verstorbenen Gründer der Palema-Zuchtstätte, erinnernden Sto-Eliten los. Kaum hatte er seine dreitägige Fahrsperre angesessen, steuerte Daniel Wäjersten sein Juwel Great Skills zum bei 12:10 allseits erwarteten Erfolg.

Im fünften Anlauf gelang der 6,4-fachen Kronen-Millionärin, die über Winter in Vincennes nach zwei bemerkenswerten Ansätzen nicht wie erhofft weitergemacht hatte, der erste Saisonerfolg, für den sie sich mit Platz drei in Norrbottens Stora Pris vor fünf Wochen sehr nachdrücklich angekündigt hatte. Nach 700 der geforderten 2.140 Meter in der Regie, wurde die Ready-Cash-Tochter fortan von der Örjan Kihlström an die Hand gegebenen Clarissa begleitet.

Nach gleichmäßiger Fahrt im mittleren 1:11er Bereich legte Great Skills zu Beginn des langen Einlaufs eine deftige Schippe drauf und schüttelte die Rivalinnen ab wie lästige Fliegen. In 1:11,0 war der 15. Sieg aus 30 Starts fünf Längen vor ihrer steten Schattenfrau Jennifer Sisu und der sich gerade so gegen Lady Beluga zu Rang drei durchbeißenden Clarissa im Kasten.

Foto: travronden.se

Die nächste Aufgabe dürfte die Dunkelbraune Mitte August gestellt bekommen - aber wohl nicht am 10. im Åby World Grand Prix, wie ihr Mentor verriet: „Ich werde mit den Besitzern darüber sprechen, aber eigentlich steht vier Tage später in Solvalla die European Championship for Mares auf ihrem Programm, wo es auch um immerhin eine Million SEK für die Siegerin geht.“.

Seinen ersten V75-Treffer der aktuellen Saison landete Rick Ebbinge in einer Prüfung für Vierjährige, die keine 325.000 Kronen verdient hatten und in der Karin Walter-Mommerts frischer Sieger Timecatcher kurz nach dem Bänderstart die rote Karte sah. Ebbinge scheute sich nicht, mit dem auch schon in Berlin-Mariendorf siegreichen Nero Schermer aus dem Lot Jeroen Engwerdas Taktgeber Stens Cullinan/Johan Untersteiner durch die Todesspur zu begleiten.

Dem bulligen Face-Time-Bourbon-Nachkommen machte die Mehrarbeit nicht das Geringste aus: Wie es einem 17:10-Gemeinten geziemt, kanzelte er die Rivalen in 1:13,0/2140m souverän mit 2½ Längen ab und verdoppelte mit dem vierten Treffer aus fünf Ausfahrten seine Gewinnsumme um 100.000 auf 195.652 SEK - Tendenz stark steigend. Conrad Lugauer holte mit Stall Berchtolds Heavenly Laday Platz fünf und 11.500 SEK.

V75-1 (Sto-Elit.):       Great Skills / Daniel Wäjersten                   12

V75-2 (Consol.):        Domino Time Trot / Ulf Ohlsson                 31

V75-3 (Dreij.):            Mr Zimmerman / Thomas Uhrberg          104

V75-4 (Amateure):   Mc Burney / Kaj Johansen                         110

V75-5 (Vierj.):            Nero Schermer / Rick Ebbinge                   17

V75-6 (StoChamp.): Kinglet Bird /Örjan Kihlstöm                       28

V75-7 (Diam-Sto):    Ecstasy / Örjan Kihlstöm                              34

Umsatz V75: 26.884.238 SEK

1. Rang: 3.312 Systeme à 2.110 SEK

2. Rang: 26 SEK

3. Rang: Jackpot 6.989.902 SEK

Umsatz Top-7 (Vierj.): 456.452 SEK