Zwei der elf Prüfungen waren den Trottern vorbehalten: die lediglich mit sechs bzw. sieben Aspiranten bestückten Vorläufe zum legendären Maple Leaf Trot, dem 1950 erstmals ausgetragenen bedeutendsten Trabrennen für ältere Internationale im Land der Ahornblätter.

Vorlauf 1 machten fünf Längen vor dem von Dave Miller durchweg innen gehaltenen Neuseeländer Speeding Spur die beiden Favoriten unter sich aus - mit dem besseren Ende für Guardian Angel Ås. Hatte sich zunächst die aktuell etwas schwächelnde Atlanta vor Dream Together, Speeding Spur, Dancer Hall und Cruzado dela Noche die Führung gekrallt, blieb Tim Tetrick mit dem Archangel-Sohn gleich in der Außenspur und gab durch den ersten Bogen Gas. Kurz nach dem Viertelmeilenpfosten luchste er der 2018er Hambletonian-Siegerin das Kommando ab und ließ es fortan ruhig angehen. Das lockte Cruzado dela Noche in die Todesspur, wo der International-Trot-Sieger gründlich baden ging, als 400 Meter vorm Ziel bei ruckartig anziehendem Tempo zum finalen Showdown gebeten wurde.

Guardian Angel As mit Tim Tetrick (Foto: harnesslink.com)

So sehr sich Atlanta auch mühte - dem von Tim Tetrick kaum bemühten „Schutzengel“, der heuer besser denn je ist, mit sechs Siegen aus neun Versuchen und 399.434 Dollar die 600.000-Dollar-Frage am nächsten Samstag von Startplatz „3“ lösen will, war einfach nicht beizukommen. Viel leichter, als die Dreiviertellänge Vorsprung aussagen mag, war er in ausbaufähigen 1:09,5 am ersten Ziel des großen Wunsches. Als Einziger verpasste der wankelmütige „Kreuzritter“ das Finale, das Pechmarie Atlanta von der „10“ in Angriff nehmen muss. „Die Option wäre gewesen, Guardian Angel verdeckt laufen und Atlanta in Front ihr Ding machen zu lassen, doch als Vorlaufsieger hast du das Recht, dir den Startplatz im Endlauf aussuchen zu können. Und die Annahme, Atlanta bzw. Yannick würde es nicht auf eine knochenharte Auseinandersetzung ankommen und mich passieren lassen, war ja goldrichtig“, bestätigte der seit Monaten in Superform agierende Tim Tetrick, „mein Pferd hat in jedem seiner Rennen überzeugt und ist bärenstark. Wir gehen mit breiter Brust ins Finale.“
treffen, der in Qualifier 2 fast den identischen Matchplan verschrieben bekam. Gegen die Damenriege Hannelore Hanover – Manchego – Emoticon Hanover hatte niemand eine Chance, einen der ersten drei Plätze zu ergattern, als der erste Bogen angesteuert wurde. An vierter Position fackelte Dave Miller nicht allzu lange, gab dem von Jim Campbell trainierten Wallach nach 400 Metern den Kopf frei und schnappte sich nach halber Strecke das Kommando von Hannelore Hanover, die 400 Meter weiter eine für sie völlig untypische Galoppade einlegte, fair nach innen entfleuchte und sich somit den Endlauf abschminken konnte, den sie 2017 dominiert hatte.

Crystal Fashion mit David Miller (Foto: harnesslink.com)

Als habe er den Aussetzer ihrer Vorderfrau geahnt, war unmittelbar zuvor Manchego in Spur zwei dirigiert worden und versuchte, den Leader zu ärgern, was der mit einem trockenen, sofort für sonnenklare Verhältnisse sorgenden Konter beantwortete. Vier Längen voraus konnte sich Miller beruhigt anschauen, was der Rest so trieb - und dürfte einzig von dem von weit hinten heranbrausenden Marion Marauder beeindruckt gewesen sein, bei dem Mike Keeling die Eisen diesmal rundum drauf gelassen hatte, nach dem der vorige Versuch, ihn erstmals ohne Vorderschuhe zu starten, mit einem Patzer im Einlauf gründlich in die Hose gegangen war. Vom Rest hatte Six Pack unerwartet viel Mühe, die nicht ganz durchziehende Manchego, die innen engagierte Emoticon Hanover und Pechvogel Run Director, der als Sechster das „Grand Final“ haarscharf verfehlte, für Rang drei in Schach zu halten.

„Wir gehen die große Aufgabe voller Vertrauen an - wir sind gesegnet mit einem Pferd, das sich stets prächtig verkauft“, war Trainer Jim Campbell, John Campbells sieben Jahre jüngerer Bruder, voll des Lobes über den vor drei Jahren in Harrisburg von der Fashion Farms um Jules Siegel für 100.000 USD ersteigerten Zögling der Hanover Shoe Farms, „er gibt immer sein Bestes, ist sehr flexibel einsetzbar und damit vom Rennfilm ziemlich unabhängig.“ Auf die Frage nach der Wunschnummer prophezeite der 57-jährige die „4“ - und wählte dann doch die „2“. Nach etwas ruckeligem Start in die Saison war dies der fünfte Erfolg aus neun Ausfahrten; 450.775 Dollar klappern bereits wieder im Sparschwein, von denen die ersten Schecks in Hambletonian Maturity und Cashman Memorial die größten Posten ausmachen. Das Vorjahr, die „Hambo Season“, hat der Cantab-Hall-Sohn als Millionär beendet und seinen Besitzern mit insgesamt 18 Treffern und 1.774.859 Dollar an Erträgen viel Freude bereitet.
Maple Leaf Trot - Vorläufe - (int., ab dreijährig)
1609m Autostart, 40.000 CAD
Wert: 20.000 - 10.000 - 4.800 - 3.200 - 2.000 CAD
1. Vorlauf
1.    Guardian Angel Ås    09,5    Tim Tetrick    18
    5j.br. Hengst von Archangel a.d. Provide Ås von Allstar Hall
    Be: ACL Stuteri & Kjell Johansson, SE; Zü: ACL Stuteri, US; Tr: Anette Lorentzon

Sieg: 18; Richter: sicher ¾ - 5½ - 1¼ - 4½ - 2½ Längen; 6 liefen

2. Vorlauf
1.    Crystal Fashion    09,7    David Miller    32
    4j.br. Wallach von Cantab Hall a.d. Window Willow von Tagliabue
    Be: Fashion Farms; Zü: Hanover Shoe Farms; Tr: Jim Campbell

Sieg: 32; Richter: leicht 2 - 2 - ¼ - ¼ - ¼ - 13¼ Längen; 7 liefen

Ausgelost wurden die Startplätze fürs Finale
Maple Leaf Trot
 1609m Autostart, 600.000 CAD
  1. Six Pack
  2. Crystal Fashion*
  3. Guardian Angel Ås*
  4. Speeding Spur
  5. Dancer Hall
  6. Dream Together
  7. Hannelore Hanover
  8. Marion Marauder
  9. Emoticon Hanover
10. Atlanta
*Vorlaufsieger durften wählen, alle anderen wurden zugelost