Wenn es am 12. Oktober zum sechsten Mal in Finnland und dort erstmalig in Helsinki-Vermo um 400.000 Euro geht, sind die Gastgeber etwas überraschend mit zwei rundweg überzeugenden Vorlaufsiegern dabei. Welchem Finnen dies noch nicht als Lockangebot reicht, der bekommt aus den Pariser Ausscheidungen mit Face Time Bourbon einen Quali-Sieger live vorgestellt, dem viele Fachleute und noch mehr Laien zutrauen, dereinst als Prix-d’Amérique-Sieger in die Fußstapfen Ready Cashs und Bold Eagles zu treten.
In Abwesenheit des Vorausfavoriten Campo Bahia, der nach dem verpatzten Trav-Derby aus dem Europa-Derby wegen eines Infekts der oberen Luftwege zum Leidwesen Conrad Lugauers und des Ehepaars Berchtold hatte gestrichen werden müssen, sah Vorlauf 3 - die Nummern 1 und 2 waren am Dienstag über die Bühne von Vincennes gegangen - reichlich undurchsichtig aus. Wohl mehr aus der Not mangelnder Alternativen denn aus der Tugend exzellenter Leistungen kürten die Wetter Forfantone Am zur bei 18:10 glasklaren Nummer eins - und erlitten gründlich Schiffbruch. Örjan Kihlström verkrümelte sich mit dem nicht sonderlich flinken Beginner bald hinter dem wie ein Irrwisch vom Start fegenden Lewis Ale, Norwegens Derby-Viertem und -Drittem Stoletheshow bzw. Noble Superb an die Innenkante und harrte dort der Dinge, die lange nicht wirklich kamen. Global Welcome als Anführer der Außenspur vor Smokin Joe und dem in der ersten Kurve aus dem Takt geratenen Zeus Bi hielt sich mit Angriffsversuchen vornehm zurück.
So konnte Mika Forss dem von Tuomas Korvenoja vorbereiteten Lewis Ale viele Reserven bewahren und hatte den überaus leichten Sieg allerspätestens in jenem Moment in der Tasche, als Global Welcome im Schlussbogen schwer aus dem Rhythmus geriet. Zwei Längen voraus brauchte Forss die Hand für den achten Treffer des Andover-Hall-Sohnes nie ernsthaft aufzumachen. Stoletheshow hätte durch seinen Umsturzversuch fast den Ehrenplatz verschenkt: Durch den Wechsel in Spur zwei wurde die Innenbahn doch noch frei für Forfantone Am, der bis auf eine Nasenspitze heran spritzte und bei dieser Defensiv-Strategie fürs Finale reichlich Körner gespart haben dürfte. Gut dabei blieb Smokin Joe, der nicht mit über die See fahren darf, wenn’s in vierzehn Tagen ums große Geld geht: Nur die jeweils ersten Drei sind dazu auserkoren. Eine glatte Enttäuschung war Noble Superb, der im Norsk Trav-Derby rettungslos festgesessen hatte und heute aus idealer Ausgangslage keine Sonne sah.
War der vorjährige Kriterium-Sieger bei 14,3-fachem Siegeinsatz eine kleine Wundertüte, so hatten die Wetter den zweiten Finnen Graceful Swamp bei 26:10 ganz speziell auf dem Wettschirm - und fuhren damit goldrichtig. „Warum soll ich solch eine erfolgreiche Taktik nicht kopieren“, mag sich Ari Moilanen gedacht haben, zumal der So-Perfect-Sohn mit zehn Siegen aus elf heurigen Auftritten, darunter jenem im Suomi-Derby, enormen moralischen Rückenwind versprach. Gedacht, getan. Mit ungeheurem Druck trieb er beim Kampf um die Spitze den innen engagierten Cab Lane im ersten Bogen zum Galopp, womit die Frage nach dem Leader geklärt war. Es entwickelte sich tatsächlich eine Kopie zu Vorlauf 3, denn hinter dem Finnen parkten Norwegens Derby-Triumphator Max Brady und Donatello Garbo, Dänemarks Zweiter des Blauen Bandes, wogegen außen Kennedy vor Staro Miami, der einzigen Stute in den nordischen Qualifiern, und Betting Gangster die Abwartenden spielten.
Erst im Schlussbogen griff Staro Miami in dritter, der Gangster gar in vierter Spur an - viel zu spät, um Graceful Swamp am Zeuge zu flicken, geschweige denn einen Stockerl-Platz zu ergattern. Zwar musste Moilanen seinem etwas faulen Partner ein-, zweimal die Peitsche auflegen, doch dann hatte der begriffen und brachte mit Angucken den insgesamt 29. Treffer aus 35 Starts sehr sicher unter Dach und Fach. 1½ Längen dahinter musste erneut das Zielfoto entscheiden - diesmal zugunsten Kihlströms, der Donatello Garbo um Nüsternbreite vor Max Brady und dem das Finale um einen „Hals“ verfehlenden Betting Gangster an der bewussten Linie hatte.
„Ich liebe Solvalla und möchte mit Graceful Swamp gern beim Elitloppet antreten. Wenn nicht fünf-, dann sechsjährig. In meinen 45 Jahren als Trainer hatte ich noch kein Pferd, das auch nur näherungsweise dessen Klasse besaß“, gab Erkki-Pekka Mäkinen den Sportchefs von Schwedens Hauptstadtbahn, die ja stets auf der Suche nach Sahnestücken für ihre inoffizielle WM der Sprinter sind, eine Steilvorlage. Auch Moilanen hielt mit Lob nicht hinterm Berg: „Der Beste, den ich je fahren durfte!“ Vermo darf sich auf zwei Lokalmatadore freuen.
Grand Prix de l’UET (int., Vierjährige)
um 250.000 Kronen reicher. Unterwegs musste man allerdings sehr um den Schützling von Jeroen Engwerda fürchten, dem bei horrendem Tempo - 1:10,6 für den ersten Kilometer - gegen Tony Afrika lediglich die Todesspur blieb. Die machte dem vierjährigen Varenne-Sohn auf der regenschlüpfrigen Bahn im Gegensatz zum Tempomacher, der arg gebeutelt lediglich auf Rang fünf eintrudelte, erstaunlich wenig aus. In 1:11,8 - persönliche Bestzeit um 0,9 Sekunden gedrückt - war er für den zehnten Erfolg aus 13 Versuchen auch durch Co-Favorit Burning Man und Höwings Unbeatable, der als Dritter 62.500 EK einstrich, nicht zu erschüttern. „Natürlich war das ein harter Ritt, aber Ike fühlte sich so prächtig an, dass ich wenig Zweifel hatte zu gewinnen“, kommentierte Weltmeister Rick Ebbinge, der gemeinsam mit Engwerda auf einer Woge des Erfolgs segelt, wo immer er antritt.
Perfekt funktionierte Örjan Kihlströms Tankanzeige im aus vier Bändern über 3140 bis 3200 Meter gestarteten Walter Lundberg Memorial für die vierbeinigen Fans der langen Strecken. Den siegbringenden Schachzug tat er, als er mit Viking Brodde gemeinsam mit Mellby Granat eine Runde vor Abpfiff den sofort führenden Valiant Dream energisch bedrängte. Kam zunächst Mellby Granat in Front, so packte Viking Brodde 500 Meter vorm Ziel ein deftiges Pfund drauf, war sofort vier, fünf Längen voraus und zehrte davon gegen den prächtig spurtenden Perfect Dynamite, der 20 Meter schlechter gestellt war. Nach 1:14,0/3160m wanderte 250.000 SEK in die Kasse des von Timo Nurmos trainierten Vierjährigen, der bewies, wie gut Muscle-Hill-Sprösslinge „stehen“ können. Der Sieg-Toto honorierte dies mit 3,8-facher Auszahlung. Für den in diesem Jahr bereits reichlich strapazierten Makethemark wie für den einstigen Fünfjährigen-Star Digital Ink waren 60 Meter Mehrarbeit eindeutig zu viel; für sie blieben die kleinsten Prämien von 11.000 und 7.000 Kronen.
V75-1 (Klass I): V75-2 (UET-VL 3): V75-3 (UET-VL 4): V75-4 (Stayer): V75-5 (Klass II): V75-6 (Brons): V75-7 (Silver): |
Ike Schermer / Rick Ebbinge Lewis Ale / Mika Forss Graceful Swamp / Ari Moilanen Viking Brodde / Örjan Kihlström Deede Star / Örjan Kihlström From the Mine / Magnus Djuse Milliondollarrhyme / Ulf Ohlsson |
20 143 26 38 54 83 17 |
Umsatz V75: 84.872.221 SEK
1. Rang: 1.018 Systeme à 21.672 SEK
2. Rang: 236 SEK
3. Rang: 28 SEK
Umsatz Top-7 (Klass II): 1.426.298 SEK