Paris, Donnerstag, 5. Dezember 2024. Wie berichtet war Lovino Bello nach Rang zwei in Vor- und Platz drei im Endlauf des Gran Premio Orsi-Mangelli in Turin am 1. November positiv auf Tiludronsäure (Handelsname unter anderem Tildren) getestet worden, was allerdings kein Wunder war.
43 Tage zuvor war der Primus der französischen Generation 2021 damit offiziell in der Veterinärklinik von Meslay-du-Maine behandelt worden und Trainer Jocelyn Robert hatte extra beim italienischen Verband nachgefragt, ob er problemlos in dem Dreijährigen-Klassiker starten dürfe. In Frankreich gilt für das Medikament eine Wartefrist von 30 Tagen.
Umso überraschter war Robert, als ihm am Mittwoch, 27.November, ein Schreiben des italienischen Verbandes bzw. des zuständigen Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft und Ernährung MASAF ins Haus flatterte mit dem positiven Testergebnis der A-Probe sowie einer Sperre vom 28. November bis 27. Dezember 2024. Robert beantragte die Analyse der B-Probe, die noch nicht durchgeführt wurde, jedoch an der Sachlage nichts ändern dürfte, da Tiludronsäure langsam abgebaut wird und über Wochen nachweisbar ist.
Ungeachtet dessen haben LeTrot und die französische Aufsichtsorganisation Société d’Encouragement du Trotteur Français SETF einen Start Lovino Bellos im Prix Ready Cash um 200.000 Euro am Sonntag, 8. Dezember, zugelassen. Der Village-Mystic-Sohn befindet sich im Feld der zwölf Aspiranten, allerdings mit der wenig glücklichen Nummer „9“, dem äußersten Startplatz der ersten Reihe hinterm Auto.
Sechs Stunden nach Abschluss der Starterangabe gab die SETF folgendes Kommuniqué heraus: „ Bei Tiludronsäure handelt sich nach den Vorschriften des französischen Trabrennsports um einen Stoff, der in die Kategorie I fällt und dessen Anwendungsvorschriften in den Mitgliedsländern der UET offensichtlich differieren. Das italienische MASAF hat ungeachtet des Ergebnisses der B-Probe eine Sperre von 30 Tagen verhängt, allerdings bei der UET nicht beantragt, dass dies europaweit gilt. Nach diesem Prozedere ist Lovino Bello ausschließlich in Italien gesperrt, darf also zweifelsfrei am Sonntag im Prix Ready Cash starten.“
Die Reaktionen - auch in den sozialen Medien - ließen nicht lange auf sich warten. Schwedische Rennsportjournalisten titelten unter anderem: „Frankreich verschließt die Augen vor Doping!“ Allgemeine Übereinstimmung in den Pferdesportverbänden ist, dass Tiludronsäure wegen des massiven Eingriffs in den Knochenstoffwechsel, der insbesondere bei Heranwachsenden sehr hoch ist, nicht bei Pferden unter vier Jahren angewendet werden soll.
Die schwedische UET-Präsidentin Marjaana Alaviuhkola, eine Veterinärmedizinerin, berief für diesen Freitag eine Dringlichkeitssitzung der UET-Kommission bezüglich dieses Falles ein; ihrer Meinung nach ist die Entscheidung des französischen Verbandes nicht korrekt. Gleichzeitig meinte eine in Italien mit der Causa vertraute Quelle, die vom MASAF ausgesprochene Sperre gelte sehr wohl für den gesamten UET-Bereich. Es bleibt also schon vor dem Prix Ready Cash extrem spannend…
Keinen Vorwurf kann man in dieser Angelegenheit dem Trainer machen, der sich nach Lage der bekannten und mitgeteilten Abläufe auf die Entscheidungen seines Tierarztes und der beiden nationalen Verbände verlassen hat.