++ Heute: Isabel Beckers Mountain Affair (Michael Lønborg) und Matthias Krügers Etorix FE (Birger Jørgensen) in Århus - Beginn 17:00 Uhr ++ ++ Wien: Victor Gentz mit Wilander im Theodor Mautner Markhof Gedenkrennen (10.000 Euro) für Österreichs Zweijährige Dritter in 1:18,6/1600 Meter, mit Hockstedt im Frei für Alle Zweiter in 1:12,1/1600 Meter hinter Lozano Boko bzw. vor Mona Lisa Venus ++ ++ Donnerstag: 10er Karte am Reformationstag in Hamburg mit dem TCT Halali der Vierjährigen (14.550 Euro) - Beginn 12:30 Uhr ++
Sud-Ouest: Scharfe alte Kanonen
24. Oktober 2024

Agen-La Garenne, Mittwoch, 23. Oktober 2024. Ein 200.000-Euro-Rennen an einem stinknormalen Mittwochnachmittag in tiefster Provinz - das gibt‘s in Europa nur in Frankreich.

Für die 47. Auflage des Grand Prix du Sud-Ouest, der einst im Frühjahr stattgefunden hat und vor Jahren wegen des Überangebots jener Zeit in den Spätherbst verlegt worden ist, war heuer nach Beaumont-de-Lomagne, Bordeaux und Toulouse-La Cepière turnusgemäß Agen-Le Passage, die 33.000-Einwohner-Stadt etwa auf halbem Weg von Toulouse nach Bordeaux, zuständig.

Der letzte und am üppigsten dotierte der regionalen Grand Prix war auch für Wallache offen und deshalb einer der Kategorie II. Die Fraktion der Kastraten vertrat auf dem 1.180 Meter messenden Rechtskurs allein der Monté-Spezialist Fulton mit der 2021 in den Rennsport eingestiegenen Lana Henry, die 46 Siege auf die Waage brachte.

Was die Gewinnsumme anbetrifft, so war Etonnant der prominenteste Gast. Timokos in Frankreichs Südwesten von Richard Westerink vorbereiteter bester Nachkomme gab nach mehr als zehn Monaten krankheitsbedingter Pause mit dem Trainer höchstpersönlich sein Comeback.

„Ich will mir von seinem Zustand selbst ein Bild machen. In der Arbeit hat er mich durchaus überzeugt, doch es fehlt ihm noch eindeutig an Muskulatur“, hatte der gebürtige Holländer vor drei Wochen verlauten lassen und seinem Allrounder von der Ideal-Position „2“ gleich einen grünen „Smiley“ für die 2.575 Meter verpasst. Deutlich zu optimistisch ging er die Aufgabe an.

Während Hooker Berry die „1“ kaum zu nutzen wusste, hinter der von der „7“ in Front fliegenden Emeraude de Bais und Elvis du Vallon (4) nur an dritter Position unterkam und die Lage sich weiter verschlechterte, als Just Love You (6) eingangs der ersten Überseite das Kommando an sich riss, duldete Westerink in zweiter Spur nur kurz Hanna des Molles vor sich.

Als es in die zweite Kurve ging, saß der Zehnjährige bereits auf dem Todessitz. Eine Runde später musste Westerink ihn bereits von der Ohrenwatte befreien, was nicht viel nützte. Zu Beginn der Zielgeraden stand Etonnant still und machte dadurch den Weg für Emeraude de Bais frei. Die bestätigte einmal mehr, dass Alter nicht vor Siegen schützt.

Mit dem 21. Volltreffer ihrer 108 Auftritte umfassenden Karriere trat die spät erweckte Repeat-Love-Tochter mit 1.016.560 Euro in den Club der Millionäre ein und zog Elvis de Vallon gleich mit in diese ehrenwerte Gesellschaft. Charles Cuillers Dauerläufer absolvierte gar seinen 112. Start und erhielt für den bei einer Quote von 560:10 völlig unerwarteten Ehrenplatz aus dem Rücken Emeraude de Bais‘ 50.000 Euro, was ihn auf 1.028.380 Euro hievte.

Hooker Berry, den Nicolas Bazire auf der letzten Überseite aus der misslichen Lage zunächst an die vierte Stelle der zweiten Gefechtslinie lanciert hatte, ließ jenen knackigen Endspurt vermissen, der ihn im UET-Elite-Circuit-Finale auf Platz drei getragen hatte. Im zähen Ringen bekam er Just Love You nie zu packen und musste froh sein, Platz vier gegen Just A Gigolo nach Foto-Finish zu ergattern.

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Foto: province-courses.fr

Franck Nivard, der den Großen Preis des Südwestens nach 2011 mit Wishing Stone und 2014 mit Swedishman zum dritten Mal auf seine Kappe brachte, gestand anschließend: „Was Startplatz ‚7‘ betraf, war Benjamin (Goetz) viel selbstbewusster als ich und meinte, ich solle versuchen, in Front zu kommen. Beim UET-Finale in Vincennes hatten wir ein ähnliches Szenario, doch waren dort die Gegner viel stärker. Dann wurde ich von Alex Abrivard abgelöst, und eine bessere Lokomotive hätt ich mir nicht wünschen können. Als ich eingangs der Zielgerade problemlos herauskam, sprintete sie enorm. Ein solches Renn-Set-Up liebt sie.“

Goetz, der quasi um die Ecke rund 65 Kilometer entfernt in Montpouillan trainiert, erläuterte den weiteren Weg der wuchtigen Braunen: „Das war ein maßgeschneiderter Parcours wie aus dem Lehrbuch, den Franck ihr verpasst hat. Ihre genaue Winter-Agenda kenne ich noch nicht, doch auf jeden Fall wird’s nun nach Vincennes gehen. Wir wollen versuchen, uns für den Amérique 2025 zu qualifizieren.“ Emeraude de Bais ist nach Pussy Cat (1990) und der Schwedin Västerbo Daylight (2005) erst die dritte Lady, die diesen Grand Prix an ihre Fahne heften konnte.

Strahlend kommentierte Jean-Philippe Monclin: „Elvis du Vallon profitierte zweifellos von der exzellenten Startnummer (4) und dem daraus resultierenden traumhaften Parcours. Zum Schluss war er grandios.“ Trainer Charles Cuiller sieht den Rêve-de-Beylev-Sohn eher nicht beim Winter-Meeting, sondern in Belgien.

Zufrieden war auch Alexandre Abrivard: „Ich bin im Grunde gegen meine ursprüngliche Taktik in Front gekommen, und dann hat uns Etonnant ganz schön gequält. Das hat sie entscheidende Körner gekostet, aber wie sie sich als Fünfjährige gegen die alten Haudegen aus der Affäre gezogen hat, war im Hinblick aufs Winter-Meeting sehr ermutigend.“

Nicolas Bazire haderte ein wenig mit der Entscheidung, in Spur zwei hinter Just A Gigolo zu wechseln, anstatt innen zu bleiben: „Hinterher ist man immer klüger. Ich dachte, Just A Gigolo würde uns durch den Schlussbogen voranbringen, aber das war leider nicht der Fall. So musste Hooker Berry ganz weit nach außen, was etlichen Schwung gekostet hat. Sein Endspurt war gut, aber nicht rasanter als jener der innen Laufenden, so dass es nicht wirklich nach vorn ging.“

Für Richard Westerink „war Etonnant einfach zu frisch. Zwischen Heat und Rennen hab ich das Gebiss gewechselt und hoffte, er würde dadurch nicht so pullen. Es hat nichts genützt, ich konnte ihn nicht wie geplant zwischen den Pferden halten und habe deshalb die Todeslage übernommen. Schwamm drüber - wenn er gesund aus diesem Rennen gekommen ist, war das nicht sein letzter Auftritt.“

47. Grand Prix du Sud-Ouest - Prix Jean Dumouch - (Gruppe II int., Vier- bis Elfjährige)

2750m Autostart, 180.000 Euro

1.    Emeraude de Bais      12,0    Franck Nivard                79

       10j.br. Stute von Repeat Love a.d. Haute Tension von Biésolo

       Be: Hervé Carlus; Zü: Alisson Christel; Tr: Benjamin Goetz

2.    Elvis du Vallon           12,1    Jean-Philippe Monclin   560

3.    Just Love You            12,2    Alexandre Abrivard         52

4.    Hooker Berry             12,4    Nicolas Bazire               25

5.    Just A Gigolo             12,4    Benjamin Rochard          35

6.    Hanna des Molles       12,5    Matthieu Abrivard         190

7.    Joyner Sport              13,0g  Robin Bouvier            1410

8.    Fine Perle of Love      13,4    Manuel Criado            1420

9.    Etonnant                   14,0    Richard Westerink        130

       Fakir de Mahey          dis.r.   David Békaert              400

       Fulton                      dis.r.   Lana Henry                 810

Sieg: 79; Richter: sicher 1 - 1¼ - 2½ - k.Kopf - ½ - 4 Längen; 11 liefen

Wert: 90.000 - 50.000 - 28.000 - 16.000 - 10.000 - 4.000 - 2.000 Euro

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-10-23/4701/7

Timoko vor Ort

Als kleines Schmankerl hatte Westerink den 17-jährigen Timoko mitgebracht. Der fünffache Millionär, kurzzeitig bis zur Ablösung durch Bold Eagle gewinnreichster Traber aller Zeiten weltweit, hat sich 2013 in Beaumont de Lomagne (mit Jos Verbeeck) und 2016 in Agen (mit Björn Goop) in der Siegerliste des Grand Prix verewigt und wurde an der Hand vorgestellt.

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Timoko in Agen La-Garenne (Foto: letrot.com)